Straßenverkehr Straßenverkehr: Auf ungeschützte Verkehrsteilnehmer achten

Bonn/Berlin/dpa. - Das entlässtAutofahrer aber keineswegs aus ihrer Verantwortung, sich gegenüberschwächeren Verkehrsteilnehmern rücksichtsvoll zu verhalten.
So werden nach Angaben von Bernd Kulow vom DeutschenVerkehrssicherheitsrat (DVR) in Bonn die Unfallfolgen für Fußgängerauch durch noch so ausgeklügelte Verbesserungen derFahrzeugkonstruktion lediglich «abgeschwächt». Verletzungen werde esweiterhin geben. «Wie schwer die sind, dafür ist die Geschwindigkeitdes Fahrzeugs beim Zusammenprall entscheidend», sagt Kulow.
Fußgänger haben keine Knautschzone und seien somit den beimZusammenprall wirkenden Kräften schutzlos ausgeliefert, heißt es beimGesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin.Die GDV-Statistik verzeichnet für das Jahr 2003 in Deutschland 40 912Unfälle mit Fußgängern. Davon verunglückten 839 tödlich.
Oft werden Fußgänger innerorts tödlich erfasst. «Obwohl der Anteilder Unfälle mit Fußgängerbeteiligung innerhalb von Ortschaften nurbei etwa 15 Prozent liegt, ist der Anteil der Getöteten mit 35Prozent erschreckend hoch», so die GDV-Unfallforscher. Außerdemstarben bei Fußgänger-Pkw-Unfällen elfmal so viele Menschen wie beiPkw-Pkw-Unfällen. Die meisten Fußgängerunfälle, rund 71 Prozent,betreffen Kollisionen mit der Fahrzeugfront, was nach Einschätzungder Unfallforscher oft fatal ist: «Der Kopfanprall führt zu den beiweitem schwersten Verletzungen bei einem Fußgängerunfall.»
Dazu muss es nach Ansicht von DVR-Sprecher Kulow nicht kommen,wenn sich die durch ihr Blechkleid «geschützten» Autofahrer gegenüber«ungeschützten» Fußgängern und Radfahrern von vornhereinrücksichtsvoll verhalten. In ihrer Nähe, und insbesondere bei Kindernund älteren Menschen, sollten Autofahrer grundsätzlich deutlich dieGeschwindigkeit verringern und bremsbereit sein. Außerdem sei eineerhöhte Aufmerksamkeit geboten.
Zur Rücksichtnahme gehört laut Kulow auch, keine Zebrastreifenzuzuparken, um Fußgängern nicht die Sicht zu nehmen: «Falschparkenist nicht nur eine kleine Ordnungswidrigkeit, sondern erhöht unterUmständen auch das Unfallrisiko.» Besonders Kinder haben untersolchem Fehlverhalten zu leiden: Wegen ihrer Körpergröße können siedas Geschehen auf der Straße nicht so gut überblicken wie Erwachsene.Da kann ein im Weg stehendes Auto beim Überqueren der Straße schonmal gefährlich die Sicht versperren.
Dazu kommen nach Angaben der Deutschen Verkehrswacht (DVW) in Bonnaltersspezifische Unterschiede in der Wahrnehmung: «Kinder sehen,hören, denken und reagieren völlig anders als Erwachsene.» EinKleinkind könne bis zu einem Alter von vier Jahren ein stehendesnicht von einem fahrenden Fahrzeug unterscheiden. Bis ins Schulalterhinein falle es Kindern schwer, Entfernungen und Geschwindigkeitenrichtig einzuschätzen. Der Bremsweg eines Autos sei ihnen somitunbegreiflich. Darüber hinaus ließen sich Kinder leicht ablenken.
Auch ältere Menschen tragen laut der DVW ein höheres Unfallrisikoals jüngere Verkehrsteilnehmer. Meist verunglücken sie beimÜberqueren der Fahrbahn. Ein Grund dafür ist, dass sie sich oft nichtmehr so schnell bewegen können. Bei einem Unfall erleiden sie lautDVR-Sprecher Kulow meist schwerere Verletzungen, die zudem auch nochschlechter heilen.
All diese Punkte sollten Autofahrer im Hinterkopf behalten. Kulowempfiehlt, sich für ein besseres Miteinander in die Lageungeschützter Verkehrsteilnehmer zu versetzen: «Man vergisst oft, wasein bestimmtes Verhalten für andere Verkehrsteilnehmer bedeutet.» DerPerspektivenwechsel sei daher wichtig: sich als Autofahrer daran zuerinnern, wie es als Radfahrer oder Fußgänger im Straßenverkehr ist.Schwer fallen dürfte das eigentlich nicht: «Jeder Mensch ist ja maldas eine oder das andere - Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger.»
Allerdings können auch Fußgänger und Radfahrer das ihre zu mehrSicherheit im Verkehr beitragen. So sollten sie sich laut Kulowbeispielsweise im Herbst nicht dunkel anziehen, sondern helle,reflektierende Kleidung tragen, die Autofahrern auch bei schlechterSicht gleich auffällt. Außerdem rät Kulow zu einem generellvorsichtigem Verhalten: «Dazu gehört, mit den Fehlern anderer zurechnen und sich nicht auf das eigene Vorfahrtsrecht zu verlassen.»