Autotest So stellt der Skoda Superb auch Luxus-Kombis in den Schatten
Wenn Raum wirklich Luxus ist, dann ist er eines der vornehmsten Autos im Land. Kaum ein Kombi bietet so viel Platz wie der Skoda Superb. Aber ausgerechnet aus der eigenen Familie droht Konkurrenz.
Berlin (dpa/tmn) – - Skoda zielt erneut auf moderne Familien, die praktische Autos schätzen. Anstatt nur dem Trend zu SUV oder Elektroautos zu folgen, haben die Tschechen noch einmal den Superb weiterentwickelt: Noch im Frühjahr geht ihr Flaggschiff deshalb in die dritte Generation und will dann einmal mehr vor allem als Kombi (Combi) von sich reden machen.
Davon profitieren diesmal auch die Kunden der Muttermarke VW. Denn um Kosten zu sparen und Kompetenzen zu bündeln, hat Skoda gleich den neuen VW Passat mitentwickelt. Während die Tschechen allerdings für 38 480 Euro auch eine Stufenheck-Limousine anbieten - selbst wenn der 1100 Euro teurere Kombi das mit großem Abstand wichtigere Auto ist - verkauft VW den Passat künftig nur noch als Variant.
Die Wolfsburger verlangen dafür bei identischer Technik, vergleichbaren Abmessungen und nahezu gleichem Ladevolumen rund 400 Euro mehr, sodass die Preisliste der Niedersachsen bei 39 995 Euro beginnt.
Mehr Prestige und mehr Platz
Zwar ist der Sprung beim Passat größer und der Wolfsburger Bestseller geht arg in die Länge. Doch auch beim Superb legt Skoda nach: Bei unveränderten 2,84 Metern Radstand streckt sich der Lademeister jetzt auf 4,90 Meter und bietet entsprechend mehr Platz: Der Kofferraum wächst um 30 auf 690 Liter und lässt sich durch das Umlegen der Rückbank auf 1920 Liter erweitern.
Clevere Extras für Praktiker
Aber es ist nicht allein der Raum, auf denen es den Tschechen ankommt. Sondern einmal mehr positioniert Skoda den Superb als den Praktiker unter den Kombis und lockt mit einer Vielzahl pfiffiger Kleinigkeiten. Das beginnt bei einem jetzt elektrisch aufsurrenden Rollo über dem Kofferraum und der geschickten Aufteilung des Raums darunter.
Und es endet bei der neu gestalteten Mittelkonsole: Weil es künftig nur noch Automatikgetriebe gibt, entfällt der Schaltknauf und der Wählhebel wandert hinters Lenkrad. Das schafft zwischen den Sitzen Platz für große Becherhalter und für zwei kabellose Ladeschalen, die zum Schutz der Smartphones sogar gekühlt sind.
Weniger fingern, mehr plaudern
Überhaupt, das Cockpit: Während das Design außen sorgfältig modernisiert wurde, krempelt Skoda den Superb innen um. Die Tschechen haben dafür die Lüftung hinter einem eleganten Lamellen-Dekor des Armaturenbretts versteckt und vor allem an der Bedienfreundlichkeit gearbeitet: Im Lenkrad bleibt es bei klassischen Tasten und in der Mittelkonsole prangen drei sogenannte Smart Dials, die digitale und haptische Elemente kombinieren.
Wichtige Funktionen wie die Fahrprofile, das Infotainment oder die Klimatisierung lassen sich damit verstellen, ohne in die tiefen Menüs des großen, frei stehenden Touchscreens tauchen zu müssen. Mit dieser Rückbesinnung auf alte Tugenden gelingt Skoda zwar ein großer Fortschritt. Doch ausgerechnet jetzt wird das alles fast überflüssig: Denn mit dem Generationswechsel bekommt auch der Sprachassistent KI-Hilfe von ChatGPT und will mit perfektionierter Dialogsteuerung alle anderen Eingabemöglichkeiten überflüssig machen.
Wunderbar altmodische Antriebe - oder?
Die Tschechen sind beim Antrieb erfreulich klassisch unterwegs - und setzen noch auf vergleichsweise konventionelle Verbrenner. So gibt es zum Start zwei herkömmliche TDI-Vierzylinder mit 110 kW/150 PS oder 142 kW/193 PS sowie einen 1,5-Liter-Benziner mit ebenfalls 110 kW/150 PS, den ein 48 Volt-System immerhin zum Mild-Hybrid macht.
Vor allem der Diesel weckt selige Erinnerungen an gute alte Zeiten, als man sich nur selten um Energie zum Fahren kümmern musste - schließlich kommt er auf Reichweiten von teilweise über 1000 Kilometern. Und mit einem neuen, adaptiven Fahrwerk mit mehr Komfort einerseits und mehr Bestimmtheit andererseits, mit bequemen Sitzen und einer wirkungsvollen Lärmisolierung vergeht selbst solche Langstrecken wie im Flug. Erst recht bei Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 230 km/h.
Plug-in als Brückentechnologie
Aber natürlich will sich Skoda der elektrischen Revolution nicht verschließen - und pflegt deshalb auch den Plug-in-Hybrid. Der leistet 150 kW/204 PS und kommt mit einem deutlich vergrößerten Akku nun im besten Fall über 100 Kilometer weit. Außerdem lässt er sich mit bis zu 50 kW erstmals auch am Gleichstrom laden, sodass er tatsächlich als tragfähige Brücke in die neue Zeit taugt.
Fazit: Alte Werte für eine neue Zeit
Früher war auch nicht alles schlecht – das ist die Botschaft, mit der Skoda den Superb in die dritte Generation schickt. Denn statt ihr Flaggschiff komplett auf links zu drehen, haben die Tschechen seine Stärken noch einmal herausgearbeitet und die alten Werte für eine neue Zeit neu interpretiert.
Datenblatt: Skoda Superb Combi