Sicherheit Sicherheit: Fußgängerschutz am Auto wird zur Regel

Berlin/Landsberg/dpa. - Doch künftig sollen sichdie Chancen für Fußgänger bei einem Autounfall verbessern.
Als Folge einer neue EU-Richtlinie müssen neu eingeführteAuto-Modelle ab dem 1. Oktober zusätzliche Anforderungen an denFußgängerschutz erfüllen, im Jahr 2010 will man diese Vorgaben weiterverschärfen. Zudem werden Systeme zum Einsatz kommen, die vonvorneherein helfen sollen, einen Zusammenprall von Auto und Fußgängerzu verhindern. Allerdings zeigen Crashtests, dass auch dieverbesserten Modelle bisher nur bedingten Schutz bieten.
Bei einer Crashtest-Serie nach der so genannten EuroNCAP-Norm hatsich gezeigt, dass viele aktuelle Autos keinen wirklich umfassendenUnfallschutz bieten. So kamen nach Angaben des ÖsterreichischenAutomobil-, Motorrad- und Touring Clubs (ÖAMTC) in Wien bei denherkömmlichen Crashversuchen in Hinblick auf die Insassensicherheitgleich mehrere Fahrzeuge auf die Bestwertung von fünf Sternen. Beiden Versuchen in Zusammenhang mit dem Fußgängerschutz sah es dagegenanders aus: So erreichte der neue 3er von BMW gerade einmal einen vonvier in dieser Kategorie möglichen Sternen.
Dies bedeutet aber nicht, dass die neuen Fahrzeuge die aktuellenAnforderungen nicht erfüllen, sondern dass diese neuen Regeln nur einerster Schritt sind. «Die momentanen Tests nach EuroNCAP haben jetztschon sehr hohe Anforderungen», erklärt Hubert Paulus vomADAC-Technikzentrum in Landsberg in Bayern. «Die gesetzlichenVorschriften sind derzeit deutlich schwächer.» Die Anforderungen inCrahstests entsprechen demnach schon annähernd den offiziell im Jahr2010 kommenden Vorgaben - und zeigen, dass mehr Schutz machbar wäre.
Grundsätzlich sind die Möglichkeiten zum Schutz der Fußgängervielfältig. «Dabei geht es zum Beispiel um den Aufprall des Kopfesauf der Motorhaube oder auch um besseren Schutz der Beine», soPaulus. Wichtig ist unter anderem, dass der harte Motorblock sichnicht direkt unter der Haube befindet, so dass das weiche Blech sichbesser verformen kann. «Der Touran von Volkswagen ist ein gutesBeispiel dafür, was man schon machen kann. Hier gibt es viel Platzzwischen der Haube und den Aggregaten.» Die Kotflügelkanten sindaußerdem so gestaltet, dass sie sich zusammenstauchen lassen.
«Auch Fahrzeuge wie der Opel Zafira oder der VW Passat werdenexplizit nach dem Regelwerk gebaut», sagt Mathias Kühn vomVerkehrstechnischen Institut der deutschen Versicherer in Berlin. Sohat der Zafira laut Opel in Rüsselsheim einen nachgiebigenStoßfänger, mit dem die Beine bei einem Zusammenprall bessergeschützt werden. Außerdem sollen nachgiebige Strukturen im Bereichder Scheinwerfer, der Motorhaube und der Kotflügel dasVerletzungs-Risiko mindern.
Ähnlich sieht es beim Passat aus. Laut Volkswagen in Wolfsburggibt es hier unter anderem verformbaren Schaum in den Stoßfängern,wie beim Touran wurde auch die Befestigung der Kotflügel denAnforderungen angepasst. Im EuroNCAP-Test reicht das den Angabenzufolge für zwei Sterne.
Auch spezielle Verbindungssysteme schützen den Fußgänger. Sokommen vom Zulieferer Edscha in Remscheid Hauben-Scharniere, dieSollbruchstellen aufweisen. Bei einem Aufprall bricht ein Bolzen, dieKonstruktion gibt nach. Dieses System wird laut Edscha-SprecherinSonja Klein bereits im VW Touran und dem Ford C-Max eingesetzt.
Für kommende Anforderungen sind aber aufwendigere Konstruktionengefragt. «Bei uns gibt es zur Zeit ein Projekt für einen Frontdeckel,der beim Aufprall angehoben wird», erklärt Sonja Klein. Kommt es zumUnfall, wird die Motorhaube mit Pyrotechnik oder Federn angehoben, sodass zusätzlicher Platz zwischen Motorhaube und Motorteilen entsteht.
Um zu funktionieren, müssen solche Systeme einen drohendenAufprall aber rechtzeitig erkennen. Bei Bosch in Stuttgart arbeitetman an entsprechenden Sensoren und Steuerungssystemen. «Dabei handeltes sich um Beschleunigungs-Sensoren an der Fahrzeugfront, die denAufprall eines Fußgängers erkennen und binnen zehn bis zwölfMillisekunden die entsprechenden Systeme aktivieren», soBosch-Sprecher Richard Backhaus. Die Sensoren sind so ausgelegt, dasssie einen Fußgänger von Gegenständen unterscheiden können. Im Jahr2007 wird das System laut Bosch in Serienfahrzeuge eingebaut.
In Zukunft werden aber auch aktive Systeme zur Verhinderung einesUnfalls Einzug halten. So weist der Automobilforscher Prof. FerdinandDudenhöffer vom Prognose-Institut B&D Forecast in Bochum auf dieInfrarot-Nachtsichttechnologie in der neuen S-Klasse von Mercedeshin. Sie hilft, Fußgänger oder auch Radfahrer in der Dunkelheitrechtzeitig zu erkennen. «Diese Technologie wird wahrscheinlich schonin zwei oder drei Jahren auch in der Mittelklasse zu finden sein, infünf Jahren dann in der Golfklasse.» Hinzu kommen demnach verbesserte Einparkhilfen, die nicht nur den Abstand zu einemparkenden Fahrzeuge anzeigen, sondern auch vor spielenden Kindernhinter dem Auto warnen können.
Möglicherweise wird außerdem bereits vor der nächsten Stufe derFußgängerschutz-Norm ein weiterer Sicherheitsaspekt in Autos zufinden sein. Laut Matthias Kühn gibt es Vorschläge, im Jahr 2008 denBremsassistenten verpflichtend einzuführen. Denn auch optimierteBremsungen können manchen Zusammenstoß verhindern.