Reißverschluss Reißverschluss: Sind wir zu dämlich zum Einfädeln?

Tagtägliche Realität auf den Autobahnen: Eine Fahrspur kann nicht mehr genutzt werden. Der Grund: eine Baustelle oder ein Unfall. Die häufige Folge: Lange Staus vor der Stelle, an der sich die Fahrbahn „verjüngt".
Der Grund: Zahlreiche Autofahrer packt in solchen Fällen die blanke Angst. Kaum, dass sie die „Fahrbahnenge" wahrgenommen haben, drängen sie schon auf die Spur, die bestehen bleibt. Und das - bei starkem Verkehr keine Seltenheit - weit vor dem eigentlichen Ereignis.
Die Überholer verlässt der Mut
Nun wäre gegen solche vorsichtigen Zeitgenossen an sich nichts einzuwenden, wenn dadurch nicht diejenigen in der Fahrzeugschlange, vor die sie sich gesetzt haben, benachteiligt würden. Denn, wie die Übervorsichtigen denken nicht alle. Und die fahren auf der Spur, von der sie später überwechseln müssen, weiter. Und zwar am soeben Eingescherten vorbei. Aber nicht nur an ihm. Auch alle übrigen, zu früh eingescherten Autos werden überholt.
Das ist bei einem Wagen sicher zu verkraften. Aber wie durch Geisterhand gesteuert, verlässt jene Autofahrer, die soeben noch rechtmäßig auf ihrer Bahn an der Einscherspur vorbei gefahren sind, einige Meter weiter ebenfalls die Courage. Also: Blinker 'raus und hinein geschoben in die Blechlawine. Obwohl das Ende des „Reißverschlusses" bei weitem noch nicht in Sicht ist.
Wut macht sich breit
Inzwischen macht sich auf der Einfädelspur unter denen, die immer weiter um eine Fahrzeuglänge zurückgedrängt werden, kalte Wut breit. Mit Recht. Und diese Wut könnte sich entladen, indem sie ausscheren und auf die Spur überwechseln, die später wieder verlassen werden muss - um wenigstens Etwas wieder an Boden wettzumachen. Und dann dort einscheren, wo es allein sinnvoll ist: am Ende der Spur.
Aber da kann es passieren, dass unkooperative Zeitgenossen nicht mitziehen und das Einfädeln durch Stoßstangenkontakt mit dem Vordermann verhindern beziehungsweise zu verhindern versuchen. Vielleicht tun sie es, weil sie selbst vorher viel zu früh die Fahrbahn gewechselt haben und dann mit ansehen mussten, zahllose Male „überholt" zu werden?
Der Reißverschluss ist vorgeschrieben
Das könnte sich ändern. Indem sie beim nächsten Mal bis an die Stelle fahren, wo es auf ihrer Spur nicht mehr weitergeht. Wenn das alle tun, dann wird niemand benachteiligt. Und außerdem hätte das „Reißverschlusseinfädeln" (wieder) seinen Sinn. Schlißelich werden Reißverschlüsse nie in der Mitte geschlossen.
Der ADAC erklärt: „Die Fahrer auf der wegfallenden Spur müssen wirklich bis ganz nach vorn fahren. Grund ist eine optimale Ausnutzung der Fläche, Rückstaus werden sonst noch länger.“
Übrigens: Das beschriebene Einfädeln ist vorgeschrieben in § 7 Absatz 4 der Straßenverkehrsordnung: Den „an der Weiterfahrt gehinderten Autofahrern ist der Übergang ... in der Weise zu ermöglichen, dass sich diese Fahrzeuge unmittelbar vor Beginn der Verengung jeweils im Wechsel nach einem auf dem durchgehenden Fahrstreifen fahrenden Fahrzeug einordnen können (Reißverschlussverfahren)". (Mit Material der dpp)

