Opel Zafira 1.6 CNG EcoFlex Turbo: Fürs gute Gewissen
Hamburg/dpa. - Sauber und sparsam sind Erdgasfahrzeuge schon lange. Doch von Fahrspaß konnte bislang kaum die Rede sein. Das soll sich mit der Einführung des Turboladers für Erdgasmotoren ändern.
Der Turbo macht den Sparer zum Sprinter
Eines der ersten Autos mit dieser Technik ist der Opel Zafira 1.6 CNG, der mit Hilfe des Laders einen ordentlichen Leistungssprung macht: Statt 69 kW/94 PS und 133 Nm kommt er nun auf 110 kW/150 PS und 210 Nm, die kurzfristig sogar auf 240 Nm steigen. Damit kann er im Verkehr viel besser mitschwimmen. Immerhin schafft er den Spurt auf Tempo 100 in 11,5 Sekunden, und mit ein bisschen Anlauf erreicht der Van auch 200 km/h.
Zehn Prozent weniger CO2 als beim Diesel
Dass die Ingenieure dem Siebensitzer neben einem kleinen Benzintank vier druckfeste Flaschen für zusammen 21 Kilogramm Erdgas unter den Bauch geschnallt haben, sieht man dem Wagen nicht an. Nur der Auspuff am Heck fehlt und ist damit ein schönes Symbol für die sauberere Verbrennung. Schließlich ist der CO2-Ausstoß gegenüber dem Diesel um zehn und gegenüber dem Benziner um mehr als 20 Prozent niedriger.
Innen bleibt der Zafira ganz der alte
Auch innen gibt es keine Einschränkung. Nach wie vor fasst der Kofferraum bis zu 1820 Liter, wie eh und je ist die Bank in der zweiten Reihe verschiebbar, und auch beim Zafira CNG kann man im Heck noch zwei Sitze aus dem Wagenboden zaubern. Damit ist der Zafira noch immer vorn. Allerdings können die vielen Sitzvarianten und der neue Antrieb nicht darüber hinweg täuschen, dass der Zafira schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Das Ambiente wirkt mittlerweile etwas angestaubt, die Instrumente sehen altbacken aus, und die Assistenzsysteme sind nicht mehr auf dem neuesten Stand. Gut, dass spätestens in zwei Jahren die Ablösung kommt.
Die Urlaubsreise wird zum Stafettenlauf
Dass dieser Zafira etwas Besonderes ist, merkt man beim Fahren nicht. Nur beim Tanken muss man sich umstellen. Zwar reicht der Erdgasvorrat ja nach Außentemperatur und Kraftstoffgüte für bis zu 370 Kilometer, und danach sichern 14 Liter Benzin noch einen Reserveradius von 150 Kilometer. Doch ist der Tank im Alltag irgendwie ständig leer. Auf langen Strecken sucht man deshalb statt der kürzesten oder landschaftlich schönsten Route meistens nach einer der über 800 Erdgas-Tankstellen, die es in Deutschland mittlerweile geben soll.
Nichts für spontane Autofahrer
Dumm nur, dass es davon noch kaum eine direkt an die Autobahn geschafft hat und man deshalb oft erst abfahren muss, bevor es an die Box geht. Außerdem dient es nicht unbedingt der Spontaneität, wenn man seine Route vor jeder Reise auf Internetseiten wie www.erdgasfahrzeuge.de/tankstellen-finden.html planen muss. Ein Navigationssystem mit entsprechend programmierten Sonderzielen und vor allem ein Bordcomputer mit einer Reichweitenanzeige würden da schon helfen.
Einsatz nur mit lokaler Tankstelle sinnvoll
Aber nicht nur bei der Ferienfahrt, sondern auch im Alltag des Regionalverkehrs hat der CNG-Antrieb noch seine Tücken: Wer in einer Stadt mit Erdgastankstelle wohnt oder arbeitet, benutzt den Zafira wie einen normalen Benziner oder Diesel und freut sich an der fortschrittlichen Technik. Aber wer zum Tanken jedes Mal in die nächste Stadt fahren muss, verliert schnell den Spaß am Sparen.
Zafira-Fahrer wird zum Erdgas-Botschafter
Dafür ist das Tanken ungeheuer kommunikativ: Kaum steht man an der Erdgassäule, hat die ungewohnte aber unkomplizierte Zapfpistole montiert und wartet, bis das Gas laut in den Tank zischt, wird man in Gespräche verwickelt. Neugierige Benzin- und Dieselkunden fragen nach den Vorzügen des alternativen Kraftstoffs und staunen nicht schlecht, wenn sie auf die Preisanzeige blicken: Wo man bei einem normalen Zafira gerne mal 60 oder 80 Euro in den Tank kippt, ist beim CNG-Modell spätestens bei etwa 20 Euro Schluss.
Für 50 Euro von Frankfurt zum Gardasee
«Tanken für die Hälfte» ist nicht umsonst das wichtigste Argument für das Gas, das - vom Finanzminister begünstigt - billiger ist. 100 Kilometer kosten bei 5,3 Kilo Gasverbrauch nur gut fünf Euro. Bei einem Diesel würde mindestens ein Euro mehr und beim Benziner gar das Doppelte fällig, sagen die Opel-Entwickler und machen eine hübsche Rechnung auf: «Mit diesem Auto kommt die ganze Familie für 50 Euro von Frankfurt an den Gardasee. Das schafft man sonst nicht mal mit einem Billig-Flieger.»
Erdgastankstellen im Überblick: www.erdgasfahrzeuge.de/tankstellen-finden.html