Neuer Audi A4: Mittelklasse-Auto mit Oberklasse-Gefühl
Hamburg/dpa. - Audi bringt Ende November den neuen A4 in Stellung. Die achte Generation der Baureihe aus der gehobenen Mittelklasse startet zunächst als Limousine und kommt im Frühjahr als Kombi.
Das Rückgrat der Marke
Deutlich in die Länge gegangen, stilistisch im Geist des A5 weiterentwickelt, mit einem neuen Fahrwerk, neuen Komfort- und Assistenzsystemen und sparsameren Motoren bestückt, aber im Preis nur marginal verändert, soll er künftig seinen direkten Konkurrenten - dem 3er BMW und der Mercedes C-Klasse - davonfahren. Für Konzernchef Rupert Stadler ist der Wagen das «Rückgrat der Marke».
Mehr Platz auf allen Plätzen
Die neue Raumordnung im Mittelfeld spürt man im A4 schon beim Einsteigen. Weil der Radstand um 17 und die Gesamtlänge um 11 Zentimeter gewachsen sind, haben Insassen nun deutlich mehr Platz. Hinten reisen auch Erwachsene bequem, der Kofferraum markiert mit 480 Litern Fassungsvermögen die Spitze im Marken-Dreikampf, und vorn genießt man so viel Kopf-, Knie- und Beinfreiheit, dass man den A6 in Frage stellen kann.
Ausstattungsoptionen wie in der Oberklasse
Das gilt auch für Materialauswahl und Verarbeitungsqualität. Natürlich sind die Modelle an der Basis etwas nüchterner gestaltet. Doch bei kaum einer anderen Marke wirkt einfacher Kunststoff mit ein wenig schwarzem Lack und ein paar alufarbenen Zierleisten so vornehm wie bei Audi, nirgends sind die Fugen schmaler, und nirgends fassen sich Schalter, Hebel und Drehknöpfe besser an. Wer mehr Geld investiert und die gehobenen Modellvarianten bestellt, bekommt feine Leder, schmucke Hölzer und ein paar Ausstattungsoptionen, die in dieser Klasse bislang selten sind: So werden auf Wunsch die Sitze klimatisiert, der Schlüssel funktioniert auch aus der Jackentasche heraus, die Handbremse arbeitet elektrisch und das Navigationssystem dient als digitale Musikbox, deren Songs über eine Lautsprecheranlage der Nobel-Hifi-Marke Bang & Olufsen abgespielt werden.
Viele Funktionen, viele Schalter
Dazu gibt es neben serienmäßig sechs Airbags, ESP, Klimaautomatik und CD-Radio auf Wunsch eine Reihe von Assistenzsystemen, die bislang der Oberklasse vorbehalten waren. So hält nun auch der A4 automatisch den Abstand zum Vordermann und hilft dem Fahrer mit elektronischer Umsicht beim Halten oder beim Wechseln der Spur. Weil all diese Systeme dargestellt und bedient werden müssen, wirkt das Cockpit mittlerweile ein wenig überfrachtet. Noch immer sind Instrumente und Monitore übersichtlich angeordnet, jeder Hebel liegt gut zur Hand und das Bediensystem MMI ist mit dem großen Drehknopf und den Direktwahltasten nach wie vor selbsterklärend. Doch je mehr Funktionen zu steuern sind, desto mehr Schalter braucht es auch - kein Wunder, dass man etwa den Warnblinker erst einmal suchen muss.
Fahren mit chirurgischer Präzision
Neu sind aber nicht nur Raumgefühl und Qualitätseindruck. Auch beim Fahren erreicht der A4 nun eine andere Dimension: Mit dem größeren Radstand, dem nach hinten gerückten Längsmotor, der breiten Spur und den neuen Achsen ist der Wagen besser ausbalanciert und steht «satter» auf der Straße. Man fährt mit nahezu chirurgischer Präzision, genießt eine gute Balance zwischen Komfort und Sportlichkeit und erhält auf jedem Meter eine deutliche Rückmeldung. Steigern lässt sich dieser Eindruck noch durch eine aktive Lenkunterstützung und elektronisch verstellbare Dämpfer, die zusammen mit der Motor- und Getriebecharakteristik auf Knopfdruck verändert werden können. Je nach Einstellung bekommt der A4 so einen spürbar anderen Charakter.
Fahrleistungen wie in der Oberklasse
In Fahrt bringen die Limousine zunächst zwei Benziner und drei Diesel, deren Verbrauch im Mittel um zehn Prozent gesenkt wurde. Sie decken ein Leistungsspektrum von 105 kW/143 PS bis 195 kW/265 PS ab und werden wahlweise als Handschalter, als Automatik oder mit der stufenlosen Multitronic angeboten. Außerdem gibt es den A4 auch wieder als quattro mit Allradantrieb. Wer mit dem A4 3.2 FSI quattro ganz oben einsteigt, genießt Fahrleistungen aus der Oberklasse. Flüsterleise und sehr kultiviert, glänzt der Direkteinspritzer mit steter Leistungsbereitschaft und schiebt den A4 kräftig an: 6,2 Sekunden von Null auf 100 km/h und 250 km/h Spitze würden einem auch im A8 genügen. Und 9,2 Liter Verbrauch auf 100 Kilometern sind für einen Quattro nicht schlecht.
Fazit: Billiger als BMW und Mercedes
Bleibt zum Schluss noch der Blick auf den Preis: Er beginnt derzeit bei 28 950 Euro und fällt mit einem 88 kW/120 PS starken Modell im Januar auf 25 900 Euro. Trotz der besseren Ausstattung und des neuen Formats wird der Wagen in einzelnen Versionen nur 400 Euro teurer als früher und bleibt rund 1000 Euro unter dem 3er und etwa 1500 Euro unter der C-Klasse. Natürlich sind fast 30 000 Euro gemessen an VW Passat, Opel Vectra oder Ford Mondeo eine stolze Summe. Doch unter den Mittelklasse-Fahrzeugen spielt der A4 dafür auch in der Oberliga.