1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Auto
  6. >
  7. Mit Training Kraftstoff sparen

Mit Training Kraftstoff sparen

Von Heiko Haupt 15.04.2008, 07:03

Hamburg/Hannover/dpa. - Die Theorie sitzt: Um möglichst wenig Kraftstoff zu verbrauchen wird im Auto rechtzeitig hochgeschaltet, vorausschauendes Fahren ist ebenfalls hilfreich, um häufiges Bremsen und kraftstofffressendes Beschleunigen zu verhindern.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf wird das Auto im Rahmen eines sogenannten Eco-Trainings über die Straßen der Großstadt bewegt. Bleibt die Frage, warum Fahrtrainer Sascha Schmidt von der Firma Eco Consult in Plankstadt (Baden-Württemberg) Auskünfte des Teilnehmers über derlei Vorkenntnisse nur mit einem wissenden Lächeln quittiert.

Nach Abschluss der ersten Testfahrt stehen die Werte fest: Durchschnittsverbrauch laut Bordcomputer 8,3 Liter, Durchschnittsgeschwindigkeit 42 Stundenkilometer (km/h). Schmidt wirkt mit Blick auf die Zahlen zufrieden. Nicht, weil sie wirklich gut und lobenswert sind - vielmehr bieten sie nach seiner Meinung noch reichlich Raum für Verbesserungen.

Die Grundphilosophien der heute angebotenen und durchaus unterschiedlichen Spritspar-Trainings sind laut Werner Sauerhöfer vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) in Bonn ähnlich. Es wird die nötige Theorie vermittelt. «Aber man muss dieses Wissen auch 'erfahren', es also in der Praxis üben.»

Viele Tipps erscheinen durchaus klar - Überraschungen kann es jedoch geben, wenn sie in der Praxis umgesetzt werden sollen. Einer der wichtigsten Standardtipps: «Wer früh schaltet, spart Energie», sagt Jochen May vom TÜV Nord in Hannover. Die Erläuterungen von Trainer Schmidt dürften jedoch auch manchen geübten Spritspar-Theoretiker überraschen: «Der erste Gang wird nur zum Anrollen auf etwa einer Wagenlänge genutzt.» Den Grund dafür nennt er gleich mit: Ein Durchschnittsauto verbraucht bei etwa 10 km/h im ersten Gang minimal 16 Liter auf 100 Kilometer. Es ist also ratsam, diesen Gang schnell hinter sich zu lassen.

Apropos schnell: Der Profi rät nicht zum Beschleunigen mit sanftem Gasfuß. «Im zweiten Gang wird mit Vollgas bis etwa Tempo 30 beschleunigt.» Weiter geht es im dritten Gang mit Vollgas bis Tempo 40, dann im vierten Gang bis Tempo 50 - dann wird das Tempo im fünften oder sechsten Gang mit wenig Gas gehalten. Grund für die Vollgasbeschleunigung ist, schnell die spritzehrende Beschleunigungsphase zu verlassen, das Tempo zu erreichen und dann möglichst lange die niedrigen Drehzahlen im hohen Gang auszunutzen.

Ähnlich wichtig ist der viel benutzte Begriff des vorausschauenden Fahrens. «Wer gleichmäßig und vorausschauend fährt, spart Kraftstoff und schont das Fahrzeug», sagt Jochen May. «Anfahren und Beschleunigen verbrauchen mehr Kraftstoff als eine Fahrt mit konstanter Geschwindigkeit.» Zu einer solchen Fahrweise zählt ein ausreichender Pufferabstand zum Vordermann, um zum Beispiel bei dessen Bremsmanövern nicht ebenfalls bremsen zu müssen, sondern auf die Situation mit dem Anheben des Gasfußes reagieren zu können.

Eine zweite Fahrt nach der Einweisung durch den Trainer zeigt den Spareffekt deutlich: Der Wagen rollt im hohen Gang nahezu lautlos durch die Stadt, die Fahrt wirkt dadurch eigenartig langsam - im Endeffekt jedoch bleibt die Durchschnittsgeschwindigkeit unverändert bei 42 km/h, der Verbrauch dagegen sinkt von 8,3 auf 7,0 Liter.

INFO: Training hilft sparen - Auch auf Dauer

Die sogenannten Eco- oder Spritspar-Trainings hinterlassen bei Teilnehmern langfristig Spuren. Allerdings werden extreme Einsparungen meist nur im direkten Trainingsumfeld erreicht. Unter Aufsicht eines Fahrtrainers sind Einsparungen von 20 bis 25 Prozent die Regel, erklärt Werner Sauerhöfer vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) in Bonn. Diese Werte verringern sich später. Trotzdem sinken die Verbräuche im Vergleich zur Zeit vor dem Training: Langzeitstudien mit Berufsfahrern haben ergeben, dass auf längere Sicht ein Sparpotenzial von sechs bis acht Prozent realistisch ist.