Mehr Luft und Licht: Schiebedächer zum Nachrüsten
Stockdorf/dpa. - In den 80er Jahren gehörten sie einfach dazu: Egal ob Kleinwagen oder Luxuslimousine - in unzählige Autos wurde damals nachträglich ein Glas- oder Schiebedach eingebaut.
Nach großen Imageproblemen wegen fragwürdiger Qualität und dem Boom der Klimaanlagen war der Markt zwischenzeitlich allerdings am Boden. Doch jetzt feiern Luft und Licht für Spätentschlossene offenbar eine Renaissance.
Dass Schiebedächer auch in den Zeiten der Klimaanlage wieder gefragt sind, dafür gibt es einen einfachen Grund: das Open-Air-Feeling mit ungehindertem Blick nach oben und zugfreier Frischluft. Denn das kann auch die beste Klimanlage nicht bieten. «Die kann zwar kühlen und erfrischen, aber sie liefert keinen Sauerstoff», sagt Klaus Hemmer vom Dachsystem-Anbieter Webasto in Stockdorf (Bayern).
Für den Durchblick nach oben sorgen neben Faltdächern vor allem nachgerüstete Glasdächer. Die werden je nach Modell aufgestellt oder nach hinten geschoben, es gibt sie mit manueller oder elektrischer Bedienung. Dabei variiert die Größe je nach Preis und Platzbedarf zwischen dem Format einer gefalteten Zeitungsseite und dem eines ausgebreiteten Badetuchs.
Prinzipiell können Sonnendächer in nahezu jedem Fahrzeug nachgerüstet werden. Probleme bereiten laut Andreas Mielke vom Spezialbetrieb AGS in Köln lediglich tiefe Falze oder Sicken sowie eine stark gebogene Dachkontur. Außerdem muss auf die vom Hersteller eingebauten Karosserieversteifungen Rücksicht genommen werden.
Unbedingt zu beachten ist die Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE): «In der steht, welches Schiebedach für welchen Fahrzeugtyp welches Herstellers genehmigt ist», erklärt Herbert Engelmohr, Rechtsexperte des Automobilclubs AvD. Er weist außerdem darauf hin, dass die Nachrüstung von Sachverständigen abgenommen und bei der Zulassungsstelle eingetragen werden muss.
«Die Preisspanne beginnt bei etwa 180 Euro für ein Hubdach, ein manuelles Hub-Schiebedach kostet gut 250 Euro, die elektrische Version davon 480 und für ein Faltdach muss man etwa 900 Euro kalkulieren», fasst Andreas Mielke zusammen. Dazu kommt dann noch die Montage. Die dauert im Idealfall etwa zwei Stunden, kostet je nach Dachtyp und Fahrzeug zwischen 100 und 500 Euro.
«Für den Einbau werden zunächst Haltegriffe, Innenbeleuchtung, Sonnenblenden und Türdichtungen demontiert und dann der Dachhimmel entfernt», erläutert AvD-Technikexperte Stefan Schlesinger. Danach müssen eventuell Dachspriegel entfernt oder versetzt werden, bevor ein Loch ins Blech geschnitten wird. Außerdem müssen auch noch die Kanten entgratet und versiegelt sowie spezielle Dichtungen eingeklebt werden. Erst dann kann das neue Dach eingesetzt, justiert und von innen mit Alu-Profilen befestigt werden.
Allerdings warnen Hersteller wie Automobilclubs auch heute noch vor Billigangeboten und windigen Werkstätten. Nachdem in den Anfangszeiten der Nachrüstung viel Schindluder getrieben wurde und schlampige Monteure auf dem Supermarktparkplatz das Image ruiniert haben, werden die Werkstätten daher mittlerweile meist speziell zertifiziert.
«Der Einbau ist sehr komplex», fasst Stefan Schlesinger zusammen. «Man benötigt spezielles Werkzeug sowie Sattler-, Technik-, Elektronik- und Karosseriebaukenntnisse.» Er rät daher auch von Hobby-Basteleien oder der Selbstmontage ab. Denn wer Dach-Modell und Monteur nicht sorgfältig wählt, hat statt Licht und Luft bald Wasser und Rost im Auto.