Liebhaber-Autos Liebhaber-Autos: Der Porsche 911 wird 40 Jahre

Stuttgart/dpa. - Als er erschien, traute ihm mancher gestandene Sportwagenfahrer nicht so recht über den Weg. Und als er noch nicht einmal 20 Jahre auf dem Markt war, hieß es, seine Tage seien gezählt. Geschadet hat es dem Porsche 911 nicht. Denn allen Nörglern zum Trotz hat er bis heute überlebt. Während die Kritiker von einst in Ehren ergrauen, wirkt der 911er heute noch mindestens so jung wie vor Jahrzehnten.
Ende der fünfziger Jahre wurden bei Porsche erste Überlegungen für einen Nachfolger des legendären 356 angestellt. Das Ergebnis wurde im Rahmen der Internationalen-Automobil Ausstellung (IAA) des Jahres 1963 erstmals gezeigt. Der 911 hatte - wie bei Porsche gewohnt - die schräg stehenden Scheinwerfer vor den ausgeprägten Kotflügeln, dazu die lange Motorhaube und das knappe Heck mit einem Lüftungsgitter in der Heckklappe.
Das Bauprinzip behielt ebenfalls die typische Käfer- beziehungsweise 356-Anordnung bei. Wieder gab es einen Motor im Heck, wieder war er luftgekühlt. Die größte Auffälligkeit ergab sich beim Zählen der Zylinder. Dort nämlich waren zu den gewohnten vieren zwei weitere hinzugekommen. Immerhin 130 PS leistete der Sechszylinder mit seinen knapp zwei Litern Hubraum, genug für mehr als 200 Kilometer in der Stunde (km/h).
Während der 911 anfangs einfach nur 911 hieß, wurde in den späteren Jahren mit einer ganzen Reihe von Zusatzbuchstaben gearbeitet, die die Versionen unterscheidbar machen sollten. So erschien 1966 der sportlichere 911S mit 160 PS. Der 911 des Jahres 1967 wurde dann einfach zur so genannten A-Serie deklariert - der Serien-Buchstabe sollte fortan für einige Zeit jedes Jahr um eine Stelle im Alphabet voran schreiten.
Weil nun aber Buchstaben nicht wirklich klangvolle Bezeichnungen sind, gab es auch Modelle mit richtigen Namen. Erstes Beispiel ist der Targa, dessen Bezeichnung an Porsche-Siege beim legendären Straßenrennen Targa Florio erinnern sollte. Merkmal des Targa ist ein feststehender Überrollbügel sowie ein herausnehmbares Dachteil.
In Erinnerung geblieben ist Porsche-Puristen das Jahr 1972. Damals wurde eine extrem sportliche Leichtbauversion vorgestellt, die eigentlich nur als Kleinserie gebaut werden sollte und als Basis für den Renneinsatz galt. Für Rennsport stand daher auch das Kürzel RS im Namen, erstmals wurde seit langen Jahren auch wieder der Begriff Carrera in Anlehnung an das Rennen Carrera Panamericana verwendet. In richtiger Reihenfolge zusammengefügt wird aus den Namensteilen der 911 Carrera RS 2.7 - selbst wer den Namen vergisst, erkennt den Wagen problemlos an dem markanten Heckspoiler, dem «Entenbürzel».
Dem Versuch, einen Wagen für den Renneinsatz zu bauen, ist auch die Existenz des wohl berühmtesten Modells der Serie zu verdanken. Anfang der siebziger Jahre wurde an einer Rennversion mit Turbomotor gearbeitet. Als die Entwicklung schon weit voran geschritten war, kam es allerdings zu Regeländerungen des Motorsport-Verbandes, die für Rennwagen mit Turbomotoren ein wesentlich höheres Mindestgewicht vorsahen.
Schließlich rollte 1975 der 911 Turbo 3.0 auf die Straßen und beeindruckte mit seinen 260 PS ebenso wie mit dem typischen «Turboloch» vor dem Einsetzen der kleinen Kraftturbine. Die abrupte Kraftentfaltung nach dem Leistungsloch führte gerade beim Gas geben in Kurven zumindest für Schweißperlen auf der Stirn der Insassen.
Im Laufe der Zeit bekam der Porsche 911 immer stärkere Motoren, erhielt weiter modernisierte Karosserien, auf Wunsch Allradantrieb und sogar wassergekühlte Motoren. Auf jeden Fall ist und bleibt er Porsches Erfolgsmodell. Selbst bei Porsche mag sich heute niemand mehr gern daran erinnern, dass es in der Chefetage Anfang der achtziger Jahre Stimmen gab, die meinten, die Tage des 911er seien gezählt, die Zukunft gehöre dem Achtzylinder-Sportwagen 928. Der allerdings ist heute fast schon vergessen - der 911 dagegen jung wie eh und je.
