Karosserie Karosserie: Insekten und Blüten setzen dem Autolack zu
HALLE/MZ. - Vergessen wird jedoch oft, dass auch der Sommer dem Lack zusetzt: Selbst wenn wochenlang die Sonne scheint und keine Regenwolke weit und breit zu erkennen ist, gibt es immer wieder Dinge, durch die eine glänzende Lackhülle Schaden nehmen kann. Die Palette reicht von Insekten über Baumharz bis hin zu Vogelkot. Oft ist dann schnelles Handeln nötig, um bleibende Schäden zu verhindern.
Beim Lackhersteller BASF Coatings in Münster werden laut Sprecher Michael Golek regelmäßig Tests durchgeführt, um zu überprüfen, was den Lacken zusetzt. Und auf der Liste stehen dabei auch die vermeintlich kleinen Dinge. "Vogelkot ist einer der aggressivsten Stoffe überhaupt", warnt Golek. Die Hinterlassenschaft auf dem Auto ist also nicht nur eklig anzusehen. Wer auf dauerhaften Glanz Wert legt, sollte sich möglichst schnell um die Beseitigung des Kots kümmern. "Am besten ist es, solche Verschmutzungen noch am gleichen Tag abzuwaschen."
Die Bestandteile im Vogelkot sind zwar immer unterschiedlich - aber im Endeffekt gilt, dass sich die Masse in den Lack fressen kann und dauerhafte Schäden hinterlässt.
Wichtig ist es, Dreck wirklich abzuwaschen und eben nicht nur abzuwischen. Ist der Fleck bereits eingetrocknet, könnte durch bloßes Wischen oder gar Kratzen der Lack noch stärker geschädigt werden. Mit solchem Schmutz sollte der Wagen außerdem nicht direkt in der Sonne geparkt werden - die Hitze würde den Vogelkot regelrecht einbrennen.
"Insektenreste sollten ebenfalls nicht zu lange auf dem Lack bleiben", rät Markus Herrmann von Bundesverband Fahrzeugaufbereitung. "Je länger sie draufbleiben, desto schwerer lassen sie sich entfernen." Das hängt unter anderem damit zusammen, dass auch ein glatt wirkender Lack keine wirklich glatte Fläche ist. Unter dem Mikroskop wirkt seine Oberfläche wie eine Kraterlandschaft. Und die eingetrockneten Reste der bei voller Fahrt getroffenen Insekten setzen sich in diesen Poren fest.
Probleme bereiten tote Insekten auch auf den Scheiben. "Die bei dem Aufprall ausgetretenen Körpersäfte können beim Einsatz der Scheibenwischer einen regelrechten Schmierfilm bilden, gegen den auch die besten Reinigungsmittel im Waschwasser nicht helfen", erklärt Arnulf Thiemel vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg (Bayern). Die Scheiben sollten daher manuell von den Rückständen gereinigt werden - auch die Scheinwerfer sind regelmäßig von Insektenresten zu befreien.
Doch es ist nicht nur die Fauna, die dem Autolack im Sommer Probleme bereitet - auch die Flora wirkt mit. Vor allem geht es dabei um Baumharze. Laut Michael Golek haben die Farben-Experten drei Feinde ermittelt: die Pappel, die Birke und den Ahorn. Unter solchen Bäumen sollte der Wagen in der warmen Jahreszeit besser nicht dauernd geparkt werden. Moderne Autolacke sind zwar mittlerweile recht widerstandsfähig. Doch die leicht öligen Substanzen der Baumharze könnten die Klarlack-Oberflächen angreifen.
Und dann ist da noch jener Feind des Autolackes, der vor allem mit dem Winter in Zusammenhang gebracht wird: Salz ist aber nicht nur dann in der Umwelt zu finden, wenn gerade mal wieder ein Streufahrzeug auf der Autobahn die Glatteis-Bildung verhindern will. Gerade im Sommer sind nicht wenige Menschen mit dem Wagen auf dem Weg in den Süden, wo das Auto auch als Transportmittel bis an den Strand genutzt wird. In Meernähe ist zum einen die Luft salzhaltig, das gleiche gilt aber auch für Sand, der auf Wegen und Fahrbahnen zu finden ist. Nach einer solchen Urlaubstour sollten daher Sandreste aus dem Ritzen und Hohlräumen des Wagens gewaschen werden.
Wasser ist ohnehin bei allen sommerlichen Lackproblemen das Hilfsmittel der Wahl: Wenn es um Insekten geht, rät Jochen Jaeckel vom Bundesverband Tankstellen und Gewerbliche Autowäsche Deutschland, auf jeden Fall die Reste ausgiebig "anzulösen". Dann erst kann die Autowäsche die Anhaftungen beseitigen, ohne dass schädliches Schrubben notwendig ist. Und bei frischeren Verschmutzungen mit Vogelkot hat Jaeckel einen einfachen Tipp: "Eine mit Wasser angefeuchtete Tageszeitung auf die Verschmutzung legen, sie dann nach einer Weile einfach wieder abziehen."