1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Auto
  6. >
  7. Gefahrenzone Toter Winkel: Gefahrenzone Toter Winkel: Schulterblick beim Abbiegen ist wichtig

Gefahrenzone Toter Winkel Gefahrenzone Toter Winkel: Schulterblick beim Abbiegen ist wichtig

Von Felix Rehwald 29.03.2005, 09:11
Lieber einen Spiegel zu viel als einen zu wenig: Gerade für Lastwagenfahrer sind Radler rechts neben dem Fahrzeug aufgrund eines ungünstigen Toten Winkels oft nicht zu sehen. (Foto: dpa)
Lieber einen Spiegel zu viel als einen zu wenig: Gerade für Lastwagenfahrer sind Radler rechts neben dem Fahrzeug aufgrund eines ungünstigen Toten Winkels oft nicht zu sehen. (Foto: dpa) DVR

München/Bonn/dpa. - Den Toten Winkel müsste eigentlich jederFührerscheinbesitzer kennen. Zumindest in der Fahrschule sollte ervon dem Bereich neben dem Fahrzeug gehört haben, der über Rückspiegelnicht oder nur schwer einzusehen ist. Dennoch wird diese Gefahrenzoneunterschätzt: Immer wieder kommt es zu schweren Unfällen, wenn Auto-und Lkw-Fahrer beim Abbiegen andere Verkehrsteilnehmer übersehen.Nach Angaben des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) in Bonnsind meist Radfahrer, Fußgänger und Kinder betroffen.

Nach Schätzungen der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) inBergisch Gladbach ereignen sich in Deutschland jährlich 135 Unfällemit Personenschaden, an denen rechts abbiegende Lastwagen mit mehrals 3,5 Tonnen Gesamtgewicht und ungeschützte Verkehrsteilnehmerbeteiligt sind. Dieser Konflikt gehöre zu den gefährlichstenSituationen im Straßenverkehr überhaupt: Radfahrer und Fußgängergeraten oft unter das schwere Fahrzeug und werden überrollt.

Für Maximilian Maurer, Sprecher beim ADAC in München, ist der ToteWinkel heute in erster Linie ein Problem der Lkw. Fast alle Neuwagenseien mittlerweile mit so genannten asphärischen Seitenspiegelnausgestattet. Eine Wölbung am Rand des Spiegels ermögliche dasEinsehen des Toten Winkels, der sich vom Fahrer aus gesehen schrägnach hinten erstreckt. Ältere Fahrzeuge ließen sich mit speziellenSpiegeln nachrüsten - laut Maurer «ein durchaus sinnvolles Zubehör».

Ein Nachteil von «asphärischen Spiegeln» ist laut Robert Bauer vom Auto Club Europa (ACE) in Stuttgart jedoch, dass sie das Spiegelbildverzerren. «Die Entfernungen lassen sich dadurch nicht mehr richtigeinschätzen.» Bauer rät daher dazu, beim Abbiegen bewusst in dieSpiegel zu schauen und zur Kontrolle den Schulterblick zu beherzigen.

Im Vergleich zum Lastwagen gibt es in Personenwagen aber ehergeringe Behinderungen der Sicht. Denn laut dem DVR ist das Sichtfeldfür Fahrer von Lkw, die nach den gängigen Vorschriften mit Rück- undSeitenspiegeln ausgestattet sind, bis zu 38 Prozent eingeschränkt.«In diesem Toten Winkel können ganze Schulklassen verschwinden undfür den Fahrer nicht erkennbar sein», sagt DVR-Sprecher Bernd Kulow.

Besonders hoch ist laut dem DVR das Risiko, wenn ein Lkw an derAmpel steht und nach rechts abbiegen will. Radfahrer zwischen Lkw undBürgersteig oder auch Kinder, die mit dem Rad auf dem Gehweg fahren,können dann leicht beim Abbiegen überfahren werden.

Für Lkw gibt es inzwischen eine EU-Richtlinie mit verschärftenAnforderungen an die Spiegel, sagt Alexandra Brothan, Sprecherin desVerkehrsministeriums in Berlin. Sie schreibt für Fahrzeuge über 7,5Tonnen je zwei Hauptrück- und Weitwinkelspiegel links und rechts,einen Nahbereichsspiegel über der Beifahrertür sowie einenFrontspiegel über der Windschutzscheibe vor. In Kürze soll zudem eineRegelung in Kraft treten, die Weitwinkel- und Nahbereichsspiegel fürLastwagen schon ab 3,5 Tonnen vorschreibt. Für ältere Fahrzeuge gibtes derzeit allerdings nur die freiwillige Nachrüstung.

Robert Bauer vom ACE rät Radfahrern daher weiter zur Vorsicht.Auch der DVR warnt davor, als Radler neben einem wartenden Lastwagenvorzufahren. Ob sie sich zum Beispiel beim Warten an einer Ampel inder Gefahrenzone befinden, können Radfahrer laut Bauer leichtkontrollieren: Nur wenn sie das Gesicht des Lkw-Fahrers in dessenAußenspiegel sehen können, könne dieser auch sie im Spiegel erkennen.