MZ-Test Elektromotor liefert dem Benziner Kia Niro eine Extraportion Durchzug
Kia hat den Niro in drei Versionen elektrifiziert. Es gibt ihn als klassischen Hybrid und als Elektroauto. Die Plug-in-Version hat 183 PS Systemleistung. Sie kostet ab 38.590 Euro.

Halle / Saale - Der Kia Niro liegt in seiner zweiten Generation voll im Trend, auch er wurde ein wenig länger. Nun misst er 4,42 Metern. So wirkt er gestreckter, dadurch eleganter. Schön und auffällig die farbig abgesetzte C-Säule am Heck. Der Niro bietet innen einen durchgängigen Screen von gut 70 Zentimeter Breite, der das Amaturenbrett dominiert. Zwei 10,25-Zoll-Displays sind platziert, sie liefern alle nötige Informationen. Mit ihnen lassen sich wichtige Funktionen wie Klima, Radio und Navi steuern. An Bord sind die in dieser Klasse üblichen Helfer für mehr Sicherheit und Komfort.
Die Niro Ausführungen mit Navi (Serie ab dem zweiten Ausstattungsgrad Vision) verfügen über die Online-Dienste Kia Connect. Die bieten neben der Cloud-basierten Online-Navigation Verkehrsinfos und Wettervorhersagen in Echtzeit. Außerdem kann man sich über die Kia Connect App aus der Ferne mit seinem Fahrzeug verbinden und Daten abrufen oder übertragen. Weil sich der Käufer dafür eher nicht interessiert, sei es hier genannt: Kia bemüht sich um Nachhaltigkeit beim Einsatz der Materialien im Innenraum. So kommen nicht nur am Dachhimmel Recycling-Materialien zum Einsatz, sondern auch bei den Sitzbezügen. Genutzt werden wiederverwertete Papierfasern und Eukalyptusblätter. Der Kunde wird indes eher prüfen, ob sich innen vieles wie Hartplastik anfüllt. Die findet sich aber kaum. Kia hat für die Innenverkleidung Materialien verwendet, die sehr angenehm, weich sind, man nimmt sie als wertig war.
Trotz sehr durchschnittlicher Außenmaße bietet der neue Kia Niro im Innenraum eine gute Bewegungsfreiheit. Die Vordersitze sind nicht ausufernd, sondern sehr schlank gestaltet, das schenkt den Hinterbänklern ein paar Zentimeter Kniefreiheit. Der Platz über dem Kopf ist ebenso erfreulich groß wie die Schulterfreiheit. Vorn wie hinten sind die Türen großzügig bemessen, so dass sich bequem einsteigen lässt. Beim Schulterblick oder Blick in den Rückspiegel wird die Sicht eingeschränkt. Die Heckscheibe ist ziemlich klein gehalten. Die von außen schick aussehenden breiten C-Säulen engen den Rück-Blick zusätzlich ein. Der Kofferraum fällt nicht gar zu großzügig aus. Hier schränkt beim gefahrenen Plug-in-Hybriden Niro 1.6 GDI PHEV DCT die große Batterie für den Elektromotor die Laderaumhöhe ein. Das Gepäckabteil fasst 348 Litern, beim Modell ohne Stromunterstützung sind es 451 Liter.
Die neue Niro-Generation hat viele technischen Feinschliff erfahren. Die Rahmensegmente etwa wurden versteift und sorgen so nicht nur für mehr Sicherheit, sondern auch für besseres Schwingungsverhalten und damit bessere Fahrdynamik und bessere Dämmung der Fahrgeräusche. Der Kia Niro PHEV stellt mit seiner Antriebskombination aus Elektromotor und Benzinmotor 183 PS Systemleistung zur Verfügung, gut 40 PS mehr als beim Vorgänger. Das macht den Wagen natürlich nicht zum Flitzer. Er mag eher entspanntes Fahren. Aber das Gefühl, schlecht motorisiert zu sein, kommt im Alltagsbetrieb kaum auf, die Kraft ist ausreichend.
Der 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner produziert mit 105 PS relativ wenig Leistung. Aber dem E-Motor hat Kia in der zweiten Niro-Generation mehr Kraft verpasst. Er liefert nun 84 PS. Und er hat auch noch eine ungewöhnliche Aufgabe. Soll es rückwärts gehen, wird der Wagen ausschließlich mit Elektrokraft in Bewegung gehalten und setzt flüsterleise nach hinten. Bis zu 65 Kilometer Reichweite gibt der Hersteller an. Fährt man mit voller Batterie und stellt sein Fahrverhalten auf Sparen ein, erwiesen sich im Test 50 Kilometer im rein elektrischem Modus als machbare Reichweite. Wenn man ständig die 50 Kilometer rein elektrische Reichweite ausschöpfen möchte, muss man oft Nachladen. Das dauert dann bis zu drei Stunden. Da ist es hilfreich, wenn man (Pendler etwa) am Start- und Zielpunkt seiner Fahrt Lademöglichkeiten hat.
Kia bietet nur zwei Fahrmodi an, Eco oder Sport. Man wird das nicht als Mangel wahrnehmen, im Rahmen alltäglicher Belastungen und Ansprüche ist Eco meist ausreichend. Wer gern die Extraportion Elektrokraft beim Beschleunigen spüren will (beim Überholen etwa) wird immer mal wieder Sport wählen. Dann bemüht sich die E-Maschine im Zusammenspiel mit dem unauffällig agierenden Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe zu kaschieren, dass der Benziner mit seinen 105 PS nicht übermäßig spritzig sein kann. Diesen kleinen Gewinn an Fahrfreude und Durchzug merkt man. Bei kombinierten Vortrieb braucht es den sehr gefühlvollen Gasfuß. Sowie man kräftig durchtritt, meldet sich der Benziner. So um die 160 km/h kann der Plug-in-Niro schnell sein. Im Elektrobetrieb werden 130 km/h angegeben, fährt man die lange, ist der Akku ganz schnell leer, das sollte man also eher selten tun. Der Verbrauch pendelte sich im Test auf 4,9 Liter pro 100 Kilometer ein, kam Autobahn hinzu waren es knapp unter sechs Liter.
Technische Daten Kia Niro PHEV:
Antrieb: Vierzylinder-Benzinmotor und Elektromotor, Systemleistung 183 PS
Batterie: Lithium-Ionen, Kapazität 11,1 kWh
Benzinmotor: 105 PS
Drehmoment gesamt: 265 Nm
Verbrauch im Test: 4,9 Liter pro 100 Kilometer
Spitze: 160 km/h
elektrische Reichweite im Test: 50 Kilometer
Länge: 4,42 Meter
Kofferraum: :348 Liter
Preis: ab 38.590 Euro