MZ-Test Ein kleiner Elektromotor hilft dem Kia Sportage ein wenig beim Benzinsparen
Den kompakten SUV von Kia gibt es auch mit Mild-Hybrid-Antrieb, der wahlweise 150 oder 180 PS abgibt. Bei Bedarf kann auch Allrad bestellt werden.


Halle/Saale - Selten wurde der Autor von Passanten so oft wegen des Hecks eines Autos angesprochen. Toll, aber was ist das eigentlich? Das neu gestylte Kia-Logo, das ganz groß auf der Heckklappe prangt, macht offenbar vielen die Identifikation schwer, weil man nicht mehr auf Anhieb die drei Buchstaben erkennt. Nach Aufklärung dann noch mal Staunen: Der ist aber schick geworden, der neue Sportage.
Kias kompakter SUV hat in der nunmehr fünften Auflage optisch in der Tat deutlich gewonnen. Keine voluminösen Rundungen mehr, die Scheinwerfer elegant in die Front integriert, ein breites LED-Band am Heck, scharfe Kante im Seitenblech - schnittig gemacht, vorn wie hinten.
Der 4,52 Meter lange Wagen sieht nach mehr aus, obwohl er mit dieser Größe in der Liga vom VW Tiguan fährt. Zeiten, da der Kia Sportage zu den preiswerteren SUV zählte, sind vorbei. Fast 20.000 Euro liegen zwischen Einstiegsmodell und dem teuersten Angebot, dem Diesel in Top-Ausstattung. Als Mild-Hybrid-Modell startet der Sportage bei rund 33.090 Euro, die Version GT-Line kommt mit Allradantrieb auf 45.490 Euro, mit lockenden Extras ist man flink bei 50.000 Euro. Der preiswerteste Sportage startet (mit 150 Benzin-PS) bei 27.790 Euro.
Der im Test gefahrene Mild-Hybrid lebt von den Anschubhilfen, die ein kleiner Elektromotor liefert, der seine Energie aus einer 48 Volt-Lithium-Ionen-Batterie bezieht. Diese Unterstützung ist immer wieder beim Antritt, aber nur sehr kurz, spürbar. Die 265 Newtonmeter maximales Drehmoment liegen bereits ab 1.500 Umdrehungen an und werden gehalten bis hoch auf die 4.500. Es dauert exakt neun Sekunden, bis der 1,8 Tonnen schwere Sportage 100 km/h erreicht hat. Die Leistung wird dabei sauber über die sieben Stufen des Doppelkupplungsgetriebes verteilt, das geht makellos, ruckfrei bis auf Tempo 180. Danach braucht es etwas lang, bis man über die 200 kommt, aber das macht ja selten Sinn. Hohe Leistung, etwa beim Überholen, sehr spontan und heftig abrufen, mag der Wagen nicht so sehr. Der Motor dreht hörbar hoch und hofft auf Hilfe durch den Elektromotor. Der braucht jedoch einen Moment, bis er zusätzlichen Anschub an den Benziner weiter gibt. Aber: Wirklich lästig ist das nicht, das Auto zieht ausreichend stark durch den Alltagsverkehr. Und man kann ja zulegen, wenn man rechtzeitig daran denkt, den Fahrmodusschalter von Eco auf Normal oder gar Sport zu legen, dann zieht der Mild-Hybrid-Sportage sehr freudvoll davon. Schade, dass der Modusschalter bei jedem Neustart auf Eco steht.
Ganz sicher steht die Mild-Hybrid-Version des Sportage nicht fürs große Sparen, aber das eint ja solche Autos quer durch die Marken. Im Stadtverkehr geht es nicht selten zweistellig zu und auf Autobahnetappen mit einem durchschnittlichen Tempo von 130 waren es mit dem allradgetriebenen Auto 8,5 Liter auf 100 Kilometer. Sparen verlangt einen überaus gefühlvollen Gasfuß und Verzicht auf markante Leistungsabrufe.
Die gefahrene Version GT-Line hatte serienmäßig eine elektronische Dämpferkontrolle an Bord. Sie soll durch kontinuierliche Regelung Komfort und Sicherheit verbessern. Das System reagiert auf Karosseriebewegungen und Lenkbefehle, wobei blitzschnell das Dämpfungsverhalten verändert wird, um Wank- und Nickbewegungen des Fahrzeugs in Kurven zu mildern. Das werden sportliche Fahrer schätzen, die möglichst oft und schnell auf der Ideallinie ums Eck huschen wollen. Allradantrieb sorgte im Testwagen für ein sehr stabiles Kurvenverhalten. Den Vortrieb kann man optimieren für Fahrten auf Schnee, Matsch und Sand. Aber um diese Traktionsfeinheiten wahrzunehmen, muss man schon sehr konzentriert ins Fahrzeug hineinhören, das für eine Anhängelast von bis zu zwei Tonnen geeignet ist.
Vor sich sieht der Fahrer ein leicht gewölbten Panoramadisplay, das das volldigitale Kombiinstrument und den Touchscreen enthält. Darüber gibt es Zugang zu Navi, Radio oder das Multimediaprogramm. Nutzbar sind Totwinkelkamera, deren Bild jeweils nach Blinkanzeige rechts oder links im Hauptdisplay eingeblendet wird, sich freilich kaum vom Rück-Bild unterscheidet, das der Spiegel liefert. Eine Bedienleiste unterhalb des Touchscreens sichert weiteren, schnelle Zugriff auf Informationen und Funktionen, zu erledigen sowohl über Sensoren wie über Drehregler. Das nimmt der Fahrer dankbar an, weil er sich nicht bei jeder Kleinigkeit durchs Menüs klicken muss.
Der Sportage hat alles an Bord, was man fürs Geld in dieser Klasse an elektronischen Assistenten erwarten darf. Manche greifen allerdings zu beherzt ein, wie der Spurhalteassistent, der einen brachial zurück schubst, wenn man in der Stadt ein weiße Trennlinie tangiert. Richtig unangenehm, mitunter verunsichernd, wird das, wenn bei hohem Tempo und Nässe zugepackt wird und man meint, energisch gegenlenken zu müssen, was aber tunlichst unterbleiben sollte.
Das Platzangebot im neuen Sportage ist großzügig. Platznot haben wohl nur Zwei-Meter-Menschen. Der Kofferraum öffnet sich bereits von allein, wenn man sich mit dem Schlüssel in der Tasche dem Heck nähert. Bei aufrechter Rückenlehne im Fond stehen 562 Liter Stauraum bereit. Wer die Fläche per Entriegelung im Kofferraum - sehr praktisch - ganz eben macht, der kann 1.751 Liter Zuladung verstauen. Sehr nützlich auch der doppelt Ladeboden für den Kleinkram unter der Abdeckung.
Technische Daten Kia Sportage 1.6 T-GDI AWD 48V:
Motor: 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit Turboaufladung unterstützt von einem Elektromotor
Systemleistung Mild-Hybrid: 180 PS, Drehmoment 265 Nm
Verbrauch im Test: 8,5 l auf 100 km, Norm 6,0 l
Kohlendioxid: 144 g/km
Antrieb: Allrad
Schaltung: Sieben-Gang-Automatik
Länge: 4,52 m
Leergewicht: 1.800 kg
Kofferraum: 562 l
Preis Mild-Hybrid: 150 PS ab 33.090 Euro, 180 PS und in Topversion GT-Line ab 45.490 Euro.