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Autotest Ein Hauch von 007: So fährt sich der Aston Martin Vanquish

Wir wissen nicht, wer der neue Bond wird oder wann sein nächstes Abenteuer startet. Aber Aston Martin baut schon mal den perfekten Dienstwagen – und bringt einen neuen Vanquish.

Von Thomas Geiger, dpa 07.01.2025, 00:05
Vroooaaaam - oder in anderen Worten: der Vanquish kann, wenn die gerade Strecke lang genug ist, bis zu 345 km/h schnell werden.
Vroooaaaam - oder in anderen Worten: der Vanquish kann, wenn die gerade Strecke lang genug ist, bis zu 345 km/h schnell werden. Andy Morgan/Aston Martin/dpa-tmn

Berlin - Ins kleine aber feine Segment der luxuriösen Grand Tourer kommt Bewegung. Denn in diesem Herbst locken der neue Bentley Continental, der Ferrari 12Cilindri und der neue Aston Martin Vanquish zur lustvollen Landpartie. Und der Brite sticht dabei gleich heraus.

Zum einen, weil sie in Gaydon gegen alle Trends und nur für dieses Auto noch einmal einen neuen V12 bauen. Und zum anderen, weil das mindestens 386.000 Euro teure Coupé nicht nur auf die Hautevolee zielt, sondern auch nach Hollywood. Denn Aston Martin ist seit Goldfinger von 1964 immer wieder Haus- und Hoflieferant eines gewissen James Bond.

Und während noch niemand weiß, wer nach Daniel Craig in die Rolle des berühmtesten Geheimagenten der Welt schlüpfen wird und wann überhaupt der nächste Film in die Kinos kommt, bringen die Briten mit dem Vanquish schon mal seinen potenziellen Dienstwagen in Stellung.

An der Spitze der Palette

Der Vanquish steht – genau wie Mr. Bond – zumindest inoffiziell an der Spitze. Zwar gibt beim MI6 ein paar Vorgesetzte und bei Aston Martin mit Valkyrie und Valhalla zwei weitere Extremisten, die kaum weniger sind als mühsam gezähmte Rennwagen. Doch wenn es um die Mischung aus Prestige und Performance, Eleganz und Eile geht, ist der Vanquish unerreicht - und macht diesem Anspruch auch in der dritten Generation alle Ehre.

Dafür sorgt ein Design mit endlos langer Haube, fordernder Front und kesser Kehrseite, das den Zweitürer aus jeder Perspektive zum Blickfang macht. Und ähnlich wie 007 trägt er dabei als Karosserie einen sportlichen Smoking, der nicht so barock wirkt wie bei Bentley und nicht so laut nach Aufmerksamkeit schreit wie bei den Italienern.

Eine reine Zweierbeziehung 

Obwohl er etwas größer und geräumiger ist, macht Aston Martin gar nicht erst den Versuch, den Vanquish als Zwei-plus-irgendwas-Sitzer zu verkaufen. Sondern die Briten belassen es bei zwei Nischen im Fond, die zudem so verwinkelt und verbaut sind, dass nur maßgeschneiderte Taschen in die Höhlen passen. Aber irgendwas wird „Q“ dazu schon einfallen. Und wenn nicht, bietet der Vanquish ja auch noch einen mit 248 Litern halbwegs langstreckentauglichen Kofferraum.

Dazu gibt es ein Interieur mit viel Carbon oder Klavierlack sowie dickem, weichem Leder, das vom wiederentdeckten Streben nach Luxus zeugt und vom neu erlangten Eigensinn. Denn vorbei sind die Zeiten, als Aston Martin die alte Elektronik des Juniorpartner AMG auftragen musste. Jetzt leisten sie sich wieder ein eigenes Cockpit mit erfreulich vielen Tastern, mit einem großen Touchscreen und neuen Instrumenten - selbst wenn die wie alle digitalen Anzeigen irgendwie austauschbar sind. 

Neuer Antrieb - aber ganz alter Schule

Mut haben die Briten dagegen beim Motor bewiesen. Denn während Konkurrent Bentley gerade abgerüstet und den Zwölfzylinder mit einen V8 und einer E-Maschine ersetzt hat, leistet sich Aston Martin den Luxus, noch einmal einen ganz neuen V12 zu entwickeln. Der hat wieder 5,2 Liter Hubraum, kommt mit Hilfe zweier Turbos auf hier bislang unerreichte 835 PS und bringt die Pirelli-Walzen an der Hinterachse mit bis zu 1.000 Nm zum Wimmern.

Dabei entwickelt er zwar die explosive Kraft eines Preisboxers, stülpt sich vor dem Schlag in die Magengrube aber einen Samthandschuh über, so kultiviert inszeniert er seinen Kraftakt. Das gilt auch für sie Geräuschkulisse. Denn selbst wenn er spätestens mit geöffneten Schallklappen in den vier Endrohren unüberhörbar ist, klingt der V12 eher wie die Londoner Philharmoniker beim Fortissimo als Heavy Metal.

Filigran zu fahren 

Und genauso präzise und fein orchestriert fährt er sich. Klar stürmt er mit brachialer Wucht voran, erreicht aus dem Stand nach 3,3 Sekunden Tempo 100 und schafft bei Vollgas 345 km/h. Natürlich lassen sich weder die 4,85 Meter wegdiskutieren, noch die bestenfalls 1,8 Tonnen. Und die hinten angeschlagene Achtgang-Automatik wirkt bisweilen ein wenig übereifrig.

Doch wahrt der Vanquish auf der Autobahn und mehr noch über Land die perfekte Balance, ist eng angebunden, ohne bretthart zu sein und lässt sich mit dem kleinen Finger auf Kurs halten. Und das ohne Luftfederung oder Hinterachslenkung. Er fährt präzise, bleibt bei aller Kraft immer gutmütig, verzeiht auch mal einen kleinen Fahrfehler und wirkt selbst in engen Kehren auf der Landstraße oder bei extrem hohen Geschwindigkeiten auf der linken Spur kein bisschen nervös. Eher wie ein Leopard auf der Pirsch als wie ein wütender Bulle beim Angriff.

Fazit: Mr. Bond, bitte kommen! 

Er macht mehr her als je zuvor, hat bessere Manieren und trotz allem mehr Muskeln denn je. Damit empfiehlt sich der neue Aston Martin Vanquish einmal mehr als ideales Bond-Auto. Und während Hollywood noch zögert, kann die Hautevolee dem Filmstar für einmal zuvor kommen. Zumindest, wer sich das Vergnügen mit 386.000 Euro aufwärts leisten kann, fühlt sich dann wie James Bond – und zwar im Leben und nicht nur auf der Leinwand.

Datenblatt: Aston Martin Vanquish
 

Motor und Antrieb:
V12-Benziner
Hubraum:
5.200 ccm
Max. Leistung:
614 kW/835 PS 
Max. Drehmoment:
1.000 Nm 
Antrieb:
Heckantrieb
Getriebe:
Achtgang-Automatik

 

Maße und Gewichte
 
Länge:
4.850 mm
Breite:
2.044  mm
Höhe:
1.290 mm
Radstand:
2.885 mm
Leergewicht:
1.774 
Zuladung:
k.A.
Kofferraumvolumen:
248 Liter

 

Fahrdaten:
 
Höchstgeschwindigkeit:
345 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h:
3,3 s
Durchschnittsverbrauch:
13,4 Liter/100 km
Reichweite:
610 km
CO2-Emission:
312 g/km
Kraftstoff:
Super
Schadstoffklasse:
Eu6
Energieeffizienzklasse:
k.A.

 

Kosten:
 
Basispreis des Aston Martin Vanquish:
386.000 Euro
Typklassen:
k.A.
Kfz-Steuer:
832 Euro/Jahr

 

Wichtige Serienausstattung:
 
Sicherheit:
Sechs Airbags, Abstandsregelung, Spurführungshilfe, Müdigkeitswarner
Komfort:
Volllederausstattung, Klimaautomatik, elektrische Heckklappe
Spritspartechnik:
Start-Stopp-Automatik