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Ein Bus aus dem Jahr 1955 wird restauriert

Von Kristin Bauer 13.06.2007, 09:14

Pforzheim/dpa. - Manche Leute sammeln Briefmarken, andere horten Puppen, wieder anderen macht es Spaß, alte Nahverkehrsmittel zu restaurieren: Und zu diesen gehört Kurt Schwab aus Karlsruhe.

Der gebürtige Pforzheimer hat ­ wie er selbst sagt ­ «einen Narren an alten und ausgedienten Fahrzeugen gefressen.» Er ist Schriftführer im Verein «Historischer Nahverkehr Pforzheim» (HNP) und hat ­ wie der Name vermuten lässt ­ ein besonderes Faible für die Geschichte des Pforzheimer Nahverkehrs entwickelt. «Ich habe irgendwann einmal etwas darüber nachlesen wollen und dann festgestellt, dass es absolut keine Literatur über Pforzheims Bahnen und Busse gibt», erinnert sich Schwab.

Auf die eher spaßig gemeinte Anmerkung eines Freundes hin, hat er dann aber tatsächlich begonnen, ein eigenes Buch über Pforzheims historische Verkehrsmittel zu schreiben. Bis heute ist es das einzige zu diesem Thema geblieben - und es ist ausverkauft. Ein seltenes Exemplar ist auch der «K10», wie er in Kennerkreisen genannt wird. Er ist die neueste Errungenschaft Schwabs und sein ganz persönliches Nesthäkchen: ein alter Bus aus dem Jahre 1955. Insgesamt sind nur elf Busse dieser Art gebaut worden. Zehn wurden nach Kassel geliefert, dieser hier kam nach Pforzheim. Längst wurden die anderen verschrottet. «K10 ist der letzte seiner Art», meint Schwab fast wehmütig.

Nach zwölf Jahren Dienst bei den Stadtwerken Pforzheim wurde er von einem Tag auf den anderen zum alten Eisen gestellt. «Man hatte die so genannte selbsttragende Karosserie entwickelt, die den alten Modellen wie dem K10 weitaus überlegen war, und musterte die bisherigen Gefährte deshalb aus», erklärt Schwab. Die vergangenen 40 Jahre hat der Bus deshalb auf dem Platz eines Pforzheimer Schrotthändlers verbracht, bis sich ihm der HNP angenommen hat. Von der ehemals blau-weißen Lackierung ist kaum noch etwas zu sehen. An den Seiten blitzen an manchen Stellen noch Buchstabenfetzen hervor, die ­ zusammengesetzt ­ die Worte «Stadtwerke Pforzheim» ergeben.

Aber nicht nur der Lack wurde vom Zahn der Zeit heftig angenagt: der Innenraum, die Karosserie, das Gerippe ­ alles ist in den Jahrzehnten unter freiem Himmel erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden. Fenster sind eingebrochen und teilweise durch Bleche ersetzt worden, im Inneren erinnert nur noch ein einziger einsamer Sitz an die Zeiten, in denen «K10» noch Fahrgäste durch Pforzheim chauffiert hat.

Mitte Mai rückten die Männer des Vereins an, um den so genannten Oberleitungsbus aus seinem Bett aus Erde und Dreck zu hieven. Dass dabei die Handbremse, die seit 1967 durchgängig angezogen war, dran glauben musste, stört die Männer wenig: «Hauptsache der Bus fährt irgendwann wieder durch Pforzheims Innenstadt. Und zwar aus eigenem Antrieb», sagt Gerhard Schullingen, der Vorsitzende des Vereins. Er bezeichnet sich selbst und ohne mit der Wimper zu zucken als Auto- und Oldtimerfreak: «Natürlich wird es ein langwieriges und kostspieliges Verfahren, den Bus wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurück zu versetzen. Aber wir alle im Verein sind Freaks ­ wir lieben alte Autos und machen das gerne.»

Das Hobby ist kostspielig, die Beträge zur Restaurierung werden sich auf rund 200 000 Euro belaufen - Geld, das der Verein nicht aus eigener Kraft aufbringen kann. «Wir hoffen, dass es neben uns noch viele weitere Oldtimer-Fans gibt, die bereit sind, nicht nur Zeit und Nerven, sondern auch Geld in solche Liebhaberstücke zu investieren», meint Schwab. Keinesfalls geht es dabei nur um die Busse: «Natürlich spielen Lokal-, Klein- und Straßenbahn die größte Rolle, aber auch Oberleitungs- und Kraftomnibusse kommen nicht zu kurz», klären die Experten auf. Eine der Etappenziele: die Präsentation eines aufgearbeiteten Straßenbahntriebwagens aus dem Jahr 1911, pünktlich zum 100-jährigen Pforzheimer Straßenbahnjubiläum in vier Jahren.

Verein «Historischer Nahverkehr Pforzheim»: www.historischer-nahverkehr-pforzheim.com