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Der vergessene Meilenstein: 30 Jahre Opel Kadett D

Von Heiko Haupt 02.06.2009, 07:22

Rüsselsheim/dpa. - Meilensteine, sollte man meinen, bleiben im Gedächtnis. Wenn etwa ein Unternehmen rund 80 Jahre auf eine Antriebstechnik setzt, kann man das als Tradition oder verbohrtes Festhalten an Überholtem bezeichnen.

Wenn es dann doch mit einem neuen Modell beweist, dass es auch anders geht, sollte das in Erinnerung bleiben. Doch manchmal ist das nicht der Fall: So kam vor 30 Jahren mit dem Opel Kadett D ein Auto auf den Markt, das einen technischen Wendepunkt für Opel darstellte - das aber bis heute nur von einem kleinen Kreis von Liebhabern geschätzt wird.

In den 70er Jahren drohten bei Opel wieder einmal Schwierigkeiten - und zwar aus dem Grund, dass man drauf und dran war, eine wichtige technische Entwicklung zu verschlafen. Dabei ging es darum, welche Räder vom Motor angetrieben werden. Bei ausländischen Kleinwagen war es seinerzeit schon längst eine Selbstverständlichkeit, dass der vorne verbaute Motor auch die vorderen Räder antreibt.

Bei den deutschen Herstellern erforderte es jedoch einiges an Überzeugungsarbeit, bis das Umdenken einsetzte. Schließlich hatte auch Volkswagen ewig am alten Käfer mit Heckmotor und Heckantrieb festgehalten, bis man 1974 mit dem Golf erfolgreich den modernen Weg beschritt. In Rüsselsheim sollte das Umdenken noch länger dauern. Denn auch als der Golf bereits Verkaufserfolge einfuhr, rollte das traditionell als Kadett bezeichnete Opel-Kompaktmodell weiter mit der ebenso traditionellen Kombination aus Frontmotor und angetriebenen Hinterrädern umher.

Erst ein halbes Jahrzehnt später war es dann so weit: «Neuer Kadett: Ein Opel wie noch nie» überschrieb seinerzeit die Zeitschrift «mot» einen ersten Bericht über den Kadett der fünften Generation. Endlich hatte man mit dem D-Kadett die Umstellung vom Heck- auf Frontantrieb geschafft. Und es gab eine Neuerung, die sich im Design ausdrückte: Die vorherigen Kadetten orientierten sich an der klassischen Limousinenform, die sich durch die Dreiteilung aus Motorhaube, Fahrgastraum und Kofferraum in Stufenheckform auszeichnet. Weil der Neue ein modernes Auto sein sollte, wurde seine Karosserielinie näher an die der Konkurrenz gerückt - die verzichtete schon auf das angehängte Stufenheck und erlaubte den Zugang auf das Gepäckfach durch große Heckklappen im Schrägheck.

Also kam auch der Kadett D mit einem solchen modernen Schrägheck daher. Um aber die Liebhaber des Kofferraumdeckels nicht mit einer modernen Heckklappe zu vergrätzen, setzte man beim Kadett D auf eine etwas schrullige Taktik: Wer die große Heckklappe verschmähte, konnte auch eine Version ordern, die zwar auf den ersten Blick identisch aussah - wenn nicht unterhalb des Heckfensters diese beiden Scharniere wären. Die dienten nämlich als Öffnungsmechanismus eines kleinen Kofferraumdeckels. Die Heckscheibe klappte in dieser Version nicht mit auf - wie bei den Stufenheck-Modellen eben.

Eine andere Neuerung ließ sich nicht tarnen: Waren die bisherigen Opel durchweg an ihrem etwas plärrigen Auspuffgeräusch zu erkennen, klang der Kadett D nun anders. Das hatte auch damit zu tun, dass mit dem neuen Kadett auch eine neue Generation an Motoren Einzug hielt.

Die Autotester gaben dem Kadett durchweg gute Noten, lobten die Motoren ebenso wie das Fahrverhalten und im Endeffekt die gesamte Konstruktion. Auch als die Kadetten längst zahlreich auf den Straßen unterwegs waren, offenbarten sie kaum technische Schwächen - allein Fälle von Verschleiß an den Nockenwellen wurden bekannt. Und später zeigte sich, dass der Kadett wie nahezu alle Autos aus diesen Jahren dem Rost nicht ewig widerstehen konnte.

In der Öffentlichkeit aber war der Opel Kadett D bald nur ein Kompaktmodell unter vielen - wenn auch ein recht erfolgreiches. Das Auto wurde ebenso wie die frühen Golf zur typischen Erscheinung auf den Straßen während der 80er Jahre. Wirklich auffällig waren nur wenige der Kadetten: zum Beispiel der 85 kW/115 PS starke GTE, der gegen den erfolgreichen Golf GTI antrat. Echte Raritäten waren die Cabrioumbauten einiger Anbieter, die jedoch nur wenige Käufer fanden. Was man vom Basismodell nicht sagen konnte: Das wurde bis zum Modellwechsel 1984 mehr als zwei Millionen Mal produziert.

Das erste Opel-Modell mit dem Namen Kadett wurde 1936 auf den Markt gebracht. Die Kadett-«Neuzeit» begann 1962 mit dem Kadett A. Nach diversen weiteren Generation wurde aus dem Kadett im Jahr 1991 schließlich die Modellreihe Astra.