Britische Sportwagen Britische Sportwagen: Schnell, schön und selten

London/dpa. - Wo Rolls Royce oder Mini draufsteht, ist eigentlich BMW drin. Dochder erste Eindruck täuscht. Auch wenn die großen Namen mittlerweileverschwunden oder verkauft sind, gibt es im Vereinigten Königreicheine Reihe kleiner Sportwagenhersteller, die dem Niedergang derIndustrie trotzen.
«Und das aus gutem Grund», sagt Richard Bost vom MarktbeobachterJato Dynamics in London. «Natürlich ist es auf den ersten Blickverwunderlich, dass solche Autos in Zeiten von Plattformstrategienund engen Kooperationen über Konzerngrenzen hinweg noch immerangeboten werden.» Doch haben diese Fahrzeuge auf der Insel einelange Tradition: «Wir Engländer haben einfach einen Faible fürExoten.» Er verweist auf die vielen kleinen Hersteller, die sich demTrend zur Massenproduktion widersetzen und so einen Teil ihrerUnabhängigkeit bewahren.
So bezeichnet sich etwa die 1910 gegründete Sportwagenmarke Morganals mittlerweile ältester Automobilhersteller im Familienbesitz. Dortist man bereits mit dem Verkauf von etwa 550 Autos im Jahr zufrieden.Selbst für Neuentwicklungen bleibt dabei noch Zeit und Geld übrig.
Nur bei Kennern bekannt ist die vom Flugzeugbau inspirierte MarkeBristol, die seit mittlerweile 60 Jahren auch Autos fertigt undderzeit mit Fahrzeugen wie dem großen Coupé Blenheim oder demSportwagen Fighter antritt.
Allerdings haben trotz der offensichtlichen Begeisterung bei denbritischen Autofahrern nicht alle Kleinserienhersteller ihreUnabhängigkeit bewahren können, sondern mussten das Unternehmen nacheigenen Angaben für ausländisches Geld öffnen. TVR gehört deshalbjetzt einem russischen Geschäftsmann. Marcos konnte nur mit einerFinanzspritze aus Kanada überleben, und Lotus gehört nach Angaben vonPressesprecher Andreas Männer mittlerweile dem AutomobilherstellerProton aus Malaysia.
Das mag zwar schlecht sein für den Nationalstolz. Doch derProduktplanung tut diese Entwicklung keinen Abbruch: TVR hatmittlerweile wieder drei Modellreihen im Programm, Marcos hat vorwenigen Tagen laut Geschäftsführer Tony Stelliga den TSO gründlichüberarbeitet und zwei neue Varianten vorgestellt. Bei Lotus stehtlaut Männer eine große Produktoffensive an: Erst bringen die Britenals komfortable Alternative zu Exige und Elise in diesem Herbst dasCoupé Europa. Dann wird es einen Nachfolger des legendären Espritgeben. Es wird sogar über einen sportlichen 2+2-Sitzer nachgedacht.
Nicht alle britischen Kleinserienhersteller bauen allerdings aufeine große Tradition. In steter Regelmäßigkeit wagen auch neueUnternehmen den Schritt vom Reißbrett auf die Straße. So hat Barabusaus Manchester im Juli in London nach zehn Jahren Entwicklungszeitden 749 kW/1019 PS starken und bis zu 380 km/h schnellenSupersportwagen TKR vorgestellt, der im Herbst für umgerechnet rund438 000 Euro in den Verkauf gehen und pro Jahr rund 100 Mal gebautwerden soll.
Aus Devon kommt ein offener Zweisitzer namens Double R, der fürPreise ab rund 41 000 Euro künftig die Form alter Formel1-Rennwagenwieder aufleben lassen will. «Wir rechnen zunächst mit einerJahresproduktion von 25 Autos», sagt Geschäftsführer James Booker.
Darüber können große Hersteller nur schmunzeln. «Allerdings legtdie Größe den Herstellern auch Fesseln an», sagt Jato-Manager Bostund beklagt die Sicherheit, der alle Entwicklungen untergeordnetwerden müssen: «Sicherheit für Investitionen und Aktionäre,Sicherheit bei der technischen Ausstattung und Sicherheit beimErreichen der Zielgruppe.» Das seien Einschränkungen, dieKleinserienhersteller nicht hinnehmen müssten. «Wir haben Autos mit60 Jahren Geschichte, aber ohne Airbag und Marken, die ihr Designseit 40 Jahren nicht geändert haben und trotzdem erfolgreich sind.Das ist schon etwas Besonderes.»

