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Bereifung Bereifung: «Kleine Schwarze» für alle Tage

16.10.2001, 07:48

Köln/München/gms. - «Ganzjahresreifen werden seit 1980 angeboten», sagt Tanja Klein,Pressesprecherin des Herstellers Goodyear in Köln. Mittlerweile seibei Goodyear jeder vierte verkaufte Reifen ein Ganzjahresreifen.«Diese Reifen sind ein Kompromiss», sagt Klein. «Ihre Eigenschaftenliegen zwischen denen eines Sommer- und eines Winterreifens.»

Gerade dieser Kompromiss aber ist es, der auch zu Problemen führt.Letztlich ist ein Ganzjahresreifen zwar im Winter einem Sommerreifenüberlegen. Einem herkömmlichen Winterreifen aber ist er unterlegen.Im Sommer verhält sich das Ganze umgekehrt - da ist er besser als einWinterpneu, erreicht aber nicht die Qualitäten eines Sommerreifens.

«Bei der Konstruktion handelt es sich im Prinzip um einenWinterreifen, der so ausgelegt wurde, dass er auch im Sommereingesetzt werden kann», erklärt ADAC-Experte Helmut Klein inMünchen. Die Folge sind Klein zufolge klare Nachteile gegenüber«reinrassigen» Exemplaren: So sind die Bremswege im Trockenen meistdeutlich länger als mit herkömmlichen Sommerreifen. Auch beiKurvenfahrten müssen schlechtere Eigenschaften akzeptiert werden. ImVergleich zu Winterreifen seien zudem deutliche Einbußen bei Fahrtenim Schnee oder bei Nässe hinzunehmen.

Wie sich die Unlust zum Saisonwechsel auswirken kann, ist jährlichzum Wintereinbruch in den USA zu beobachten, sagt Claudia Rehm,Sprecherin des Reifenherstellers Continental in Hannover. «Dort istes normal, ganzjährig mit ein und denselben Reifen zu fahren. Dahersind zum Wintereinbruch eben auch immer die Bilder von großen Stauszu sehen, weil die Autos nicht mehr voran kommen.» Continental bietedaher im Pkw-Bereich keine Ganzjahresreifen an, sondern setze auf denWechsel von Sommer- zu Winterreifen.

Peter Wegener, Produktmanager bei Goodyear, hat allerdings eineBegründung parat, die in bestimmten Fällen doch für Ganzjahresreifenspricht: «Im Schnitt rüstet in Deutschland nur jeder zweiteAutofahrer auf Winterreifen um.» Also sind 50 Prozent auch bei Eisund Schnee mit den Sommergummis unterwegs. Diese Fahrer hätten ohnegroße Einbußen beim Fahrverhalten im Sommer bessere Möglichkeiten fürsichere Fahrt in Schnee und Eis. Zudem sei nicht jeder finanziell inder Lage, zwei komplette Sätze Reifen anzuschaffen, so Wegener.

Dass die Reifenindustrie in absehbarer Zeit Reifen entwickelt, dieim Sommer wie im Winter das Optimum bieten, ist bei allem technischenFortschritt kaum zu erwarten. ADAC-Experte Klein zufolge hat Gummigrundsätzlich die Eigenschaft, dass es sich bei sinkenden Tempraturenverhärtet. Eben darum haben Winterreifen eine weichere Mischung.Diese allerdings neigt bei steigenden Temperaturen zu höheremVerschleiß. Und das ist nur eines von vielen Problemen bei derEntwicklung. Mit den «kleinen Schwarzen» für alle Tage verhält essich also ähnlich wie mit der Jeans im Kleiderschrank: Für nahezujeden Anlass halbwegs passend, aber nie wirklich perfekt.