Winter & Auto Das Auto winterfest machen - Nicht immer muss die Werkstatt ran
Vereiste Scheiben und eingefrorenes Wischwasser haben schon so manchen Autofahrer im Winter zur Verzweiflung gebracht. Auch schlitternde Autos wegen abgenutzter Reifen haben ihre Tücken. Und eingefrorenes Kühlwasser im Auto kann im Winter zum Motorschaden führen.
Magdeburg/Berlin - Die kalte Jahreszeit ist längst eingezogen und auch der Schnee liegt auf den Straßen. Um mit seinem Wagen sicher durch den Winter zu kommen, lohnt sich der Autocheck. Experten aus der Autobranche geben wichtige Tipps.
Batterie und die Elektrik überprüfen
Eine der wichtigsten Komponenten in jedem Auto ist die Batterie. Sofern beim Starten des Autos kaum Geräusche des Anlassers zu hören sind, kann es sein, dass die Batterie leer ist. Wenn die Batterie tiefenentladen ist, fallen elektrische Systeme wie die Innenraumbeleuchtung oder die Zentralverriegelung aus.
"Durch die Kälte wird der Stromfluss in der Batterie vermindert, der Widerstand nimmt zu. Gleichzeitig wird das Motoröl zäher. Der Starter muss dann eine größere Trägheit des Motors überwinden", sagt Herbert Engelmohr vom Automobilclub von Deutschland (AvD).
Vor dem Winter sollte daher eine Werkstatt die Säuredichte und den Flüssigkeitsstand der Batterie überprüfen. Und auch den Ladestrom, den die Lichtmaschine liefert. Der Wagenbesitzer kann selbst überprüfen, ob die Masseverbindungen zu Anlasser, Beleuchtung und Motormanagement guten Kontakt haben.
Um weiter vorzubeugen, lohnt es sich vor allem im Winter ein Starthilfekabel zum Überbrücken oder ein Ladegerät an Bord haben.
Was muss man bei den Reifen beachten?
Bereits im Herbst, bei häufigem Regen, rutschigen Fahrbahnen und vor allem im Winter bei Schnee und Eis sollte man rechtzeitig die richtigen Reifenprofile drauf haben. "Viele Fahrzeuge haben oft Allwetterreifen drauf, vor allem im innerstädtischen Verkehr", weiß der Magdeburger Werkstattbesitzer und KFZ-Meister Oliver Assel.
Doch sobald der harte Winter einbricht, empfehlen sich Winterreifen. "Für eine sichere Fahrt empfehlen wir Winterreifen mit mindestens 4 Millimeter Profil. Denn die einzige Verbindung zwischen Fahrbahn und Fahrzeug sind vier etwa postkartengroße Flächen an den Reifen. Hier sollten man in Sachen Sicherheit keine Kompromisse eingehen", erklärt Mario Schwarz, Leiter der Dekra Niederlassung in Magdeburg.
Wer in Tiefschneegebiete fahren will sollte außerdem Schneeketten dabei haben. Hier empfiehlt Schwarz: "Probieren Sie die Montage unbedingt zu Hause in Ruhe aus. Im Schneegestöber auf dem Alpenpass die Ketten aufzuziehen ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch schnell gefährlich werden."
Verschleiß der Winterreifen überprüfen
Wer Winterreifen aus dem vergangenen Jahr besitzt, sollte vor dem Radwechsel überprüfen, ob sie die Lagerung gut überstanden haben. Eine Sichtung des Gummis auf mögliche Risse oder Brüchigkeit und des Profilbelags hinsichtlich seiner Tiefe reichen dazu aus.
"Reifen mit eingebauter Verschleißanzeige namens Tread Wear Indicator (TWI), erkennt man an dem Aufdruck TWI auf der Reifenflanke", erklärt Engelmohr vom AvD. Es befinden sich quer zur Laufrichtung im Profil kleine Stege. Stehen diese auf einer Ebene mit dem abgefahrenen Reifenprofil, ist ein Reifenwechsel fällig.
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Wie muss man die Beleuchtung einstellen?
Gerade in der dunklen Jahreszeit sollten Autofahrer die Lichtanlage im Auge zu behalten. Es lohnt sich, ab und an um sein Fahrzeug zu gehen während die Lichtanlage läuft. So kann man prüfen, ob alles funktioniert.
Um die Scheinwerfer vom Winkel richtig einzustellen, muss man mit dem Auto allerdings vor einer Wand stehen. Nur so kann man den Lichtkegel ordentlich überprüfen. Sollte die Lichtanlage technisch defekt sein, kann meist nur eine Werkstatt helfen.
"Viele Autos haben auch eine Courtesy- oder Coming-home-Funktion, die das Licht einschalten, sobald man den Wagen zu- oder aufschließt", weiß der AvD-Experte Engelmohr. Diese Funktion kann man bei strengem Frost abschalten, so dass beim Kaltstart dafür nicht unnötig Strom verbraucht wird.
Wie schützt man den Lack vor Korrosion durch Salz?
Da hilft nur eins, meint Arne Joswig, Vorstand im Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK): "Der graue Schleier aus Salz muss weg. Sonst frisst sich der Mix aus Dreck, Salz, Lauge und Rollsplitt in die Autohaut."
Es ist ratsam, einmal wöchentlich durch die Waschanlage zu rollen. Dabei ist zu beachten, dass vor der Normalwäsche der Schnee und grober Schmutz zunächst mit einem Handfeger und dann mit dem Hochdruckreiniger entfernt werden sollte. "Einmal im Monat vertragen Autos im Winter eine Wellnesskur mit Heißwachs und Unterbodenpflege", weiß Joswig.
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Kühlerfrostschutz parat haben und Kühlwasserstand prüfen
Vor dem Winter gilt es, rechtzeitig Frostschutz in die Kühlflüssigeit hinzugeben. Dies sorgt dafür, dass das Kühlwasser im Winter nicht gefriert und die Kühlflüssigkeit auch bei Minusgraden elektrisch leitfähig bleibt. Das Frostschutzmittel schützt weiterhin Kühler, Kühlkanäle und die Wasserpumpe vor Rost.
Je nach Fahrzeugtyp gilt es hier das richtige Mittel zu wählen und vor dem Kauf im Handbuch nachschauen. Hierbei sollte man auch beachten, dass das Frostschutzmittel bis -25 Grad wirksam ist.
Um zu überprüfen, ob der Motor ausreichend vor Frost geschützt ist, empfiehlt es sich, die Kühlanlage bei kaltem Motor zu begutachten. Beim Nachfüllen sollte die Füllstandanzeige zwischen dem Minimum und dem Maximum liegen. Die Frostschutzkonzentration lässt sich mit einem Frostschutzprüfer untersuchen.
Außerdem sollte man den Kühlwasserstand mindestens einmal im Monat checken, um zu sehen, ob Frostschutzmittel nachgefüllt werden muss oder der Kühlwasserstand abgesunken ist.
Wer kein Frostschützmittel einfüllt, riskiert, dass die Kühlflüssigkeit einfriert und der Motor wegen Überhitzung einen Totalschaden erleidet. Oder die gefrorene Kühlflüssigkeit sorgt dafür, dass Kühler und Motor platzen.
Welche Viskosität sollte das Motoröl haben?
"Zu empfehlen sind moderne Leichtlauföle mit niedriger Viskosität, die sehr hohe und sehr niedrige Temperaturbereiche abdecken", sagt ZDK Vorstand Joswig. Sie haben aufgrund ihrer niedrigeren Viskosität bereits nach dem Kaltstart sowie bei kurzen Strecken eine gute Schmierleistung. "Das deutlich verbesserte Fließverhalten gegenüber Mineralölen ermöglicht eine schnellere Durchölung und einen geringeren Reibverlust im Motor", erläutert Joswig weiter.
Türdichtung: Gummi gegen Forst wappnen
Um zu verhindern, dass im Winter die Türgummies festfireren, kann diese gegen Frost zu wappnen. Hierbei hilft es, die Dichtungen mit mit Mitteln auf Silikonbasis zu behandeln. So bleiben die Gummidichtungen schön geschmeidig und man verhindert, dass die Dichtungen porös werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass keine Feuchtigkeit in das Fahrzeug eindringen kann und die Scheiben beschlagen.
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Wie halte ich die Scheiben am besten vom Eis frei?
Das Scheibenwischwasser sollte einen ausreichenden Anteil an Frostschutz enthalten. Bereits vorgefertigte Mischungen garantieren beispielsweise den Frostschutz bis zu minus 20 Grad. Thermoplanen sind eine weitere Möglichkeit, die Scheiben eines Pkw vor Eisbildung zu schützen.
Sollte es dennoch zu einer besonders dicken Eisschicht gekommen sein, können professionelle Enteisungsmittel helfen.
Des Weiteren gilt es, frühzeitig die Gummis der Scheibenwischer zu überprüfen, da gerade im Winter die Wischer oft zum Einsatz kommen. Poröse Gummis kann man händisch leicht auswechseln.
Klimananlage
Die Klimaanlage ist nicht nur im Sommer wichtig, sondern hat vor allem im Winter eine wichtige Funktion. "Während sie im Sommer für kühle Luft im Auto sorgt, entfernt sie im Winter überschüssige Feuchtigkeit aus dem Innenraum und die wird sehr schnell durch Schnee auf der Kleidung oder an den Schuhen mit eingeschleppt", erklärt Kommunikationsmanager Marcel Schasse von der Vergölst GmbH.
Weiteres Zubehör für den Winter
Um sicher durch den Winter zu kommen, empfiehlt es sich immer eine kleine Winterausrüstung im Auto zu haben. Was aber sollte im Winter unbedingt im Auto mit dabei sein? "Eiskratzer, Besen und Antibeschlagtuch sind Standard", weiß Mario Schwarz von der Dekra.
Er empfiehlt außerdem gefütterte Arbeitshandschuhe, falls unterwegs ein Reifen gewechselt oder Ketten montiert werden müssen. "Außerdem sollten warme Decken für alle Insassen an Bord sein. Denn bei einer Panne oder im Mega-Stau läuft die Heizung im Auto nicht endlos", so Schwarz.