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Auto-Check Auto-Check: 52 Jahre zum «TÜV»

14.01.2004, 12:58

Hannover/gms. - Der Wagen muss «zum TÜV» - das ist für die Eigner des Fahrzeugs zwar nicht immer eine Freude, aber zumindest weiß jeder, was damit gemeint ist. Denn auch in Zeiten, in denen die Technischen Überwachungsvereine (TÜV) längst mit Konkurrenten wie der Sachverständigen-Organisation Dekra um die Gunst der zahlenden Kunden buhlen, bleibt dieses Schlagwort unangetastet. Der Fachbegriff Hauptuntersuchung ist ohnehin kaum bekannt. Und fast unbemerkt von der Öffentlichkeit hat es der Auto-Check auf ein ansehnliches Alter gebracht: Vor 52 Jahren, am 1. Dezember 1951, wurde die regelmäßige Hauptuntersuchung für Kraftfahrzeuge in Deutschland zur Pflicht.

Aufgekommen war die Idee, Kraftfahrzeuge zur technischen Untersuchung zu schicken, bereits 1938. Damals konnten Behörden den Halter des Fahrzeugs verpflichten, den fahrbaren Untersatz, zum Beispiel bei Verdacht auf Mängel, von Sachverständigen untersuchen zu lassen, sagt Jochen May, Sprecher der TÜV Nord Gruppe in Hannover. Allerdings war die Verkehrssicherheit nicht der einzige Anlass für einen solchen Test - laut der Dekra in Stuttgart ließ sich so schließlich auch feststellen, ob sich ein Auto für den Kriegs-Einsatz eignen würde.

Als dann nach dem Krieg langsam wieder mehr Autos und Motorräder auf den Straßen unterwegs waren, machte man sich erneut Gedanken über eine Kontrolle der Verkehrstauglichkeit. Doch als am 1. Dezember 1951 diese regelmäßige Vorstellung der Kraftfahrzeuge Pflicht wurde, war ein flächendeckendes Netz von gut ausgebauten und überdachten Prüfstationen noch Zukunftsmusik.

Außerdem musste in der Anfangszeit niemand selbst auf einen fälligen Termin achten: Laut dem TÜV Nord wurden die Halter von den Behörden aufgefordert, ihr Fahrzeug an einem bestimmten Tag an einem bestimmten Ort vorzustellen. Das Ganze hatte allerdings zwei Nachteile: Zum einen wurden die Behörden der ständig steigenden Zahl an Fahrzeugen kaum Herr. Zum anderen zeigten nicht alle Fahrzeughalter das gewünschte Pflichtbewusstsein - und ignorierten die Aufforderung schlicht. Schließlich gab es die typischen Plaketten noch nicht, die einen anstehenden Termin auf jedem Kennzeichen sichtbar machten.

Die Sachverständigen konnten sich ebenfalls nicht auf den heute gewohnten Standard verlassen. Gruben, in denen ein Wagen von unten betrachtet werden konnte, oder auch Hebebühnen waren bestenfalls Wunschgedanken. «Kniescheiben-Termin» nannten die Prüfer die Hauptuntersuchungen nach Angaben des Verbandes der Technischen Überwachungsvereine (VdTÜV) in Berlin die Hauptuntersuchungen. Was einiges über die Qualität der Untersuchungsorte sagt: Mal wurden die Fahrzeughalter zu Terminen an Tankstellen gerufen, mal kontrollierte man in Garagen oder auf Plätzen.

Der TÜV Nord gönnte sich dereinst gar einen wahren Luxus für die gepeinigten Prüfer: Man schaffte einen Kleintransporter vom Typ Tempo Matador an und fuhr damit zu den Sammelterminen. An Bord fand das noch nicht gerade umfangreiche Prüfinstrumentarium Platz. Dazu gehörte unter anderem ein Wagenheber und eine Gerätschaft zur Kontrolle der Scheinwerfereinstellung.

Prüfstände zur Messung der Bremskraft gab es noch nicht. Vielmehr setzte sich der Sachverständige in den Wagen und drehte eine Runde auf öffentlichen Straßen. Zur Bremsprüfung wurde laut dem VdTÜV ein so genannter Bremsmesser mit Flüssigkeitssäule oder Pendel im Wagen untergebracht.

Im Laufe der Jahre wurde das anfangs noch etwas improvisierte Prüfen perfektioniert. Ein großer Schritt in Richtung Zukunft wurde 1961 eingeleitet: Seit nunmehr exakt 40 Jahren gibt es die bekannte Prüfplakette und der Benachrichtigungs-Brauch wurde abgeschafft.

Und dass mittlerweile aus einigen wenigen Wald-und-Wiesen-Prüfungen eine kaum endende Karawane zu prüfender Fahrzeuge geworden ist, zeigen Zahlen des Kraftfahrt Bundesamtes: 21 963 229 Straßenfahrzeuge mussten sich im Jahr 2000 einer Untersuchung unterziehen.