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Alternative Alternative: Wenn der Wagen auf Schienen fährt

22.05.2001, 06:30

Dortmund/gms. - Gut 200 000 Fahrzeuge und etwa eine halbe Million Passagiere hatdie Autozug-Tochter der Deutschen Bahn im vergangenen Jahr befördert.Für 2001 hofft Brunecker auf ein Wachstum von erneut rund zehnProzent. Gute Gründe für den Autozug gibt es mehrere, auch aus Sichtdes ADAC: «Die Autozüge entlasten die Straßen, sie sind eine sichereForm des Reisens, und die Passagiere kommen entspannt am Ziel an»,nennt Robert Sauter von der ADAC-Zentrale in München die Vorteile.

Hundertprozentig zufrieden mit dem Angebot der DB AutoZug ist derAutomobilclub allerdings nicht: «Wir würden uns gerne mehr Streckenwünschen, vor allem an die spanische Küste und weitere Ziele inItalien», sagt Sauter. Zudem habe ein Test des ADAC im Jahr 2000gezeigt, dass das Buchungssystem der Bahntochter verbessert werdenmüsse und an den Verladebahnhöfen im Ausland noch einiges zu tun sei.

Die Stationen seien zum Teil ungepflegt und schwer zu finden. Diesbetreffe vor allem Italien, so Sauter. Auch das Personal an Bord derZüge sei nicht immer gleich gut qualifiziert: «Gerade im Sommer sindoft viele Aushilfskräfte im Einsatz», sagt der ADAC-Sprecher. Amentschiedenen Ja des Clubs zum Autozug ändere die Kritik aber nichts.

In der Sommersaison 2001, die bis zum Oktober reicht, bietet dieDB AutoZug rund 200 verschiedene Verbindungen innerhalb Deutschlandsund ins Ausland an. Neben den 17 Abfahrtsbahnhöfen in Deutschland(Berlin, Bremen, Dortmund, Düsseldorf, Hamburg, Hildesheim, Kempten,Köln, Kornwestheim, Lindau, Lörrach, München, Neu-Isenburg, Niebüll,Rostock, Sassnitz auf Rügen und Westerland auf Sylt) gibt es 12 Zielein Italien (Bozen, Livorno, Neapel, Rimini und Verona), in Frankreich(Avignon, Bordeaux, Frejus und Narbonne) sowie Österreich (Innsbruck,Salzburg und Villach). Neu sind die Verbindungen zwischen Düsseldorfund Bordeaux sowie Berlin und Innsbruck. Nantes an der französischenAtlantikküste, 2000 noch im Fahrplan, wird nicht mehr angesteuert.

Auf vielen Strecken lohnt sich Wolfgang Brunecker zufolge einefrühzeitige Buchung. «Das betrifft vor allem unsere Rennstrecken nachRostock und Sassnitz, wo die durchschnittliche Auslastung der Zügebei 90 Prozent liegt.» Obwohl die DB AutoZug hier die Saisonzeitenverlängert und weitere Verkehrstage in der Wochenmitte eingerichtethat, sei für viele Termine im Sommer schon jetzt kaum noch ein Platzzu bekommen, so Brunecker. Bei den Verbindungen ins Ausland seien dieZüge nach Narbonne in Südfrankreich am stärksten nachgefragt.

Preislich kommt der Autozug weiterhin teurer als die Benzinkostenauf der gleichen Strecke mit dem Auto - trotz der Kostenexplosion anden Zapfsäulen. «Allein mit den Benzinkosten darf man jedoch nichtrechnen», sagt Hartmut Buyken vom Fahrgastverband ProBahn in München:Die tatsächlichen Kosten pro Autokilometer - inklusive aller Ausgabenfür Reparaturen, Versicherungen und Ähnliches - beliefen sich auf 65Pfennig. Dennoch bleibe der Autozug eine «widersprüchliche Sache»,weil am Urlaubsort dann doch wieder nur Auto gefahren werde.«Vielleicht animiert das Erlebnis Autozug aber auch manchen Fahrer,beim nächsten Urlaub ganz aufs Auto zu verzichten», hofft Buyken.

Gerade Familien mit Kindern müssen jedoch manchmal mit den Grenzender Autozüge leben. Auf der unteren Ebene der Waggons liegt dieFahrzeughöhe bei maximal 1,55 Meter, oben sind es wegen verschiedenerTunnelhöhen zwischen 1,63 Meter in Frankreich und 2,05 in Deutschlandund Österreich. Wer nach Narbonne oder Frejus will, darf also miteinem VW Sharan oder Chrysler Voyager nicht auf die Waggons rollen.

Informationen: Das DB-AutoZug-Servicetelefon (Tel. 01805/24 12 24)ist täglich von 8.00 bis 22.00 Uhr erreichbar. Auskünfte undBuchungsmöglichkeiten gibt es auch in Reisebüros und in den Reisezentrender Deutschen Bahn AG.