MZ-Test Als Plug-in-Hybrid lädt der Opel Astra Kombi zum Sparen ein
Der Astra Sporstourer bietet bis zu 1.500 Liter Laderaum an. Der Wagen verbraucht im Durchschnitt 7,1 Liter pro 100 Kilometer. Die Preise für den 180 PS-Wagen starten bei 40.980 Euro.

Halle / Saale - Die große Plug-in-Welle ebbt ab. Denn seit Jahresbeginn fällt die Förderung dafür weg. 362.000 solcher Autos wurden auf dem deutschen Markt im Jahr 2022 neu zugelassen. Weil es aber bei der günstigen Besteuerung des Plug-in-Hybriden als Dienstwagen bleibt, hält auch Opel an diesem Antriebskonzept fest und bietet den Astra Sportstourer, also den Kombi, weiter mit der Kombination von Verbrenner und Elektromotor an.
Im gefahrenen Astra Kombi teilen sich ein 1,6-Liter-Turbobenziner mit 150 PS und ein Elektromotor mit 110 PS die Arbeit. Wobei das mit der Arbeitsteilung so eine Sache ist. Denn wie bei allen Plug-in-Hybriden schultert auch hier der Benziner den Löwenanteil der Arbeit. Das Zusammenspiel der Kräfte sorgt für ein gediegenes System-Drehmoment von 360 Nm. Da kann man den 1,7 Tonnen schweren Kombi bis unters Dach schwer beladen und erfreut sich dennoch am kräftigen Durchzug. Auf dem Papier wird die Sprintfähigkeit bis auf Tempo 100 mit 7,7 Sekunden angegeben, was im Alltag eher nebensächlich ist. Wer dieses Auto fährt, hat keinen Sprinter gesucht, sondern ein Fahrzeug, das den Komfort der Limousine mit alltagstauglichen, großzügigen Ladeangeboten verbindet.
Da der Teilzeitstromer sparsamer als ein reiner Verbrenner gefahren werden kann, ist das ein Pluspunkt für den elektrifizierten Lademeister. Vorausgesetzt, die 12,4 kWh-Batterie ist voll. Theoretisch kann man dann bis zu 66 Kilometer rein elektrisch fahren. In der Praxis darf man sich nicht wundern, wenn man - etwa im Winter - keine 40 Kilometer weit kommt. Im Test wurden als Bestwert 50 Kilometer erreicht. Die Batterie leert sich zügig. Kurz nach dem Anfahren schaltet sich der Benziner schnell zu, ist die Batterie nicht randvoll. Meist treibt sie nur beim Anfahren auf den ersten Metern an oder auch, wenn man ohne Last, etwa auf großen Parkplätzen, durch die Gegend rollt, manchmal auch beim Stop and Go. Die beachtliche Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h geht ausschließlich aufs Konto des Benzinmotors. Rein elektrisch kommt man, wenn mehr sehr verhalten anfährt und minimal beschleunigt, auf knapp 115 km/h. Meist meldet sich der Benziner eher. Das theoretische Elektro-Spitzentempo von 135 km/h ist nicht erreichbar.
Kann der Nutzer nur öffentlich laden - wie im Test - fährt er zwangsläufig deutlich mehr mit Benzin, denn selbst im besten Fall hängt der Astra Plug-in-Hybrid fast zwei Stunden an der Steckdose. Schade, dass der sehr kleine Tank (42 Liter) die Reichweite auf Langstrecken schmälert. Auf den Testfahrten kamen wir mit dem Plug-in-Hybrid auf einen Schnitt von 7,1 Litern. Je nach Ladezustand der Batterie waren es auch mal sechs Liter oder knapp neun Liter, wenn man bei hohem Autobahntempo und sportlicher Fahrweise dem Benziner allein die Arbeit machen lässt und gar zu oft probiert, ob man die 225 km/ erreicht. Beim Überholen im unterem Geschwindigkeitsbereich nimmt man die Anschubhilfe des E-Motors als hilfreich wahr, auch dann, wenn der Wagen voll besetzt mehr Kraft beim Anfahren oder am Berg braucht.
Das Raumangebot gehört in der Kompaktklasse zu den üppigsten. Anstelle der 352 Litern in der Hybrid-Limousine stehen 516 Liter Stauraum zur Verfügung. Legt man die dreiteilig ausgeführte Rücksitzlehne um, entsteht ein Laderaum von 1.553 Litern. Der bewegliche Kofferraumboden lässt sich in zwei Höhen justieren, Platz ist da etwa für Ladekabel. Dass die umgeklappten Lehnen nicht hundertprozentig eben aufliegen, ist nicht schön, stellt sich dann aber im Alltag als nicht wirklich störend heraus. Angenehm indes, dass die Ladekante mit niedrigen 61 Zentimetern sehr benutzerfreundlich ausfällt. Erfreulich auch, dass man sich eine Ladefläche von fast 1,80 Meter Länge schaffen kann, das reicht für kleine Malerleitern und Mountainbikes. Ohne Vorderrad bekommt man sogar lange 28er Elektroräder gut unter.
Innen gleichen sich Kombi und Limousine im Design. Großgewachsene bekommen vorn keine Platzangst, hinten wird es indes für die Knie sehr knapp. Luft über dem Kopf ist ausreichend. Auffallend - und sicher nicht von jedem Käufer goutiert - ist, dass der Wagen sehr tief liegt. Man fällt regelrecht nach unten und windet sich entsprechend beim Aussteigen nach oben. Sehr sensibel reagiert der „Zündschlüssel“. Entfernt man sich mit ihm in der Tasche zwei Meter, wird das Auto verriegelt, geht man dran vorbei, öffnet es, obwohl man es vielleicht gar nicht will.
Der Opel Astra Sports Tourer ist im Rahmen seiner Klasse multimedial gut vernetzt. Der fast 80 Zentimeter lange Informationsträger reicht vom Display hinterm Lenkrad wie aus einem Guss bis nach rechts zum Zehn-Zoll-Display. Die Menüoberfläche wirkt auf den ersten Blick recht übersichtlich. Man merkt dann aber, dass es auf dem Touchscreen mitunter einiger Schritte bedarf, bis man in allen Untermenüs drin ist. Zum Glück hat Opel wesentliche Einstellungen, wie etwa Klimatisierung oder Radio, auch auf konventionelle Tasten gelegt, was für weniger Ablenkung beim Fahren sorgt.
In der Kombi-Kerndisziplin - viel Platz zum Laden anbieten - macht der Astra eine sehr gute Figur. Als Plug-in-Hybrid ist er durchzugsstark, aber er ist vor allem etwas für diejenigen, die zu Hause oder auf Arbeit Lademöglichkeiten haben. Es sei denn, man bringt derart viel Disziplin auf, dass man ständig zur öffentlichen Ladesäule fährt, um das Spar-Potenial des Plug-in-Hybriden auch auszuschöpfen zu können.
Technische Daten Opel Astra Sports Tourer 1.6 Plug-in-Hybrid
Antriebe: 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner (150 PS) plus Elektromotor (110 PS)
Getriebe: Acht-Gang-Automatik, Frontantrieb
Systemleistung: 180 PS
Drehmoment: 360 Nm
Spitzentempo: 225 km/h, rein elektrisch im Test 115 km/h
rein elektrische Reichweite im Test: 50 km
Batterie: 12,4 kWh-Lithium-Ionen-Akku
Verbrauch im Test: 7,1 Liter auf 100 km
Länge: 4.64 m
Kofferraum: 516 / 1.553 l
Leergewicht: 1,7 t
Zuladung: 453 kg
Anhängerlast: 1.4 t (gebremst)
Preis: 40.980 Euro