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Abgas-Skandal Abgas-Skandal: 28 Millionen Fahrzeuge in Deutschland betroffen

25.09.2015, 12:03
Das Volkswagen Logo auf einem rostigen VW Golf. Dem Konzern drohen Schadenersatzansprüche der Käufer.
Das Volkswagen Logo auf einem rostigen VW Golf. Dem Konzern drohen Schadenersatzansprüche der Käufer. dpa Lizenz

Es stehe aber auch zur Diskussion, dass zusätzlich 1,2-Liter-Fahrzeuge betroffen seien. „Zumindest aktuell gehen wir davon aus, dass sich auch hier mögliche Manipulationen zeigen können“, sagte Dobrindt. Weiteres werde gerade in den Gesprächen mit VW ermittelt.

Der Minister sagte weiter, das Kraftfahrt-Bundesamt fordere VW auf, „verbindlich zu erklären, ob sich das Unternehmen in der Lage sieht, die eingestandenen technischen Manipulationen zu beheben“. „Wir erwarten einen verbindlichen Zeitplan, bis wann die technische Lösung vorliegt und bis wann sie umgesetzt werden kann.“ Dabei müssten die Verbraucher-Interessen vollumfänglich berücksichtigt werden.

Volkswagen hatte bereits Manipulationen an rund elf Millionen Fahrzeugen weltweit eingeräumt. Seit Donnerstag war bekannt, dass im Einzelnen auch der europäische Markt betroffen ist.

Wie hoch ist die Abfindung von Winterkorn?

Offen ist noch die Frage, wie viel Geld Martin Winterkorns nach seinem Rücktritt bekommt. Eine mögliche Abfindung ist demnach auf maximal zwei Jahresvergütungen begrenzt. Winterkorn hat im vergangenen Jahr Zuwendungen von rund 15 Millionen Euro erhalten. Allerdings wäre sein Vertrag ohnehin nur noch bis Ende 2016 gelaufen - ob er deshalb die Höchstsumme erhält, ist deshalb fraglich. Ein VW-Sprecher wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern.

Neben einer Abfindung steht VW-Vorständen aber auch noch ein sogenanntes Ruhegehalt zu, sozusagen die Manager-Rente. Hier hat der zurückgetretene Winterkorn theoretisch Anspruch auf 70 Prozent seines Grundgehalts. Winterkorns Festvergütung lag im vergangenen Jahr bei rund 1,6 Millionen Euro.

Insgesamt hat VW für Winterkorns Altersbezüge gut 28,5 Millionen Euro reserviert. Und noch eine weitere Annehmlichkeit dürfte Winterkorn in Anspruch nehmen können: Solange VW ihm das Ruhegehalt zahlt, stellt der Konzern ihm auch einen Dienstwagen.

VW drohen Klagen auf Schadensersatz

Zudem schließt die Bundesregierung nicht aus, dass Schadenersatzansprüche entstehen. Wenn eine Kaufsache nicht die vereinbarte Beschaffenheit habe, verletze der Verkäufer seine Pflicht, sagte ein Sprecher des Justizministeriums am Freitag in Berlin. Das gelte auch, wenn sich der Käufer auf öffentliche Äußerungen des Verkäufers verlassen habe, erläuterte er und fügte hinzu: „Darunter können unter Umständen auch Abgaswerte fallen.“

Anspruch auf Schadenersatz könne sich immer dann ergeben, wenn das Verhalten des Verkäufers schuldhaft sei. Ob das im Fall der manipulierten Abgaswerte bei VW-Dieselautos der Fall sei, könne man aber noch nicht sagen, die Aufklärung laufe noch.

Nordrhein-Westfalens Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) hatte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) aufgefordert, mit VW einen verbindlichen Rahmen über Entschädigungszahlungen zu vereinbaren.

In Deutschland sind 2,8 Millionen Fahrzeuge betroffen. Das sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Freitag im Deutschen Bundestag.

Was die letzten Tage passierte

Volkswagen steckt tief in der Krise. Der Abgas-Skandal hat bereits Konzernchef Martin Winterkorn den Job gekostet. Die Affäre erreichte innerhalb weniger Tage eine bisher beispiellose Dimension:

FREITAG, 18. September: Die US-Umweltbehörde EPA teilt in Washington mit, Volkswagen habe eine spezielle Software eingesetzt, um die Messung des Schadstoffausstoßes bei Abgastests zu manipulieren.

SAMSTAG, 19. September: Die Deutsche Umwelthilfe fordert angesichts der VW-Manipulationsvorwürfe ein Fahrverbot für Dieselautos. Das Problem bestehe nicht nur in den USA, sondern noch stärker in Europa.

SONNTAG, 20. September: Winterkorn kündigt eine umfassende Aufklärung an. „Ich persönlich bedauere zutiefst, dass wir das Vertrauen unserer Kunden und der Öffentlichkeit enttäuscht haben“, teilte er mit und erklärt das Thema zur „höchsten Priorität“. Später räumt ein Konzernsprecher ein, dass es zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist.

MONTAG, 21. September: Volkswagen stoppt den Verkauf von Dieselwagen mit Vierzylinder-Motoren in den USA. Betroffen sind dort Modelle der Kernmarke VW und der Tochter Audi. Die Vorzugsaktie von VW bricht zeitweise um mehr als ein Fünftel ein. In den USA entschuldigt sich VW-Regionalchef Michael Horn: „Wir haben Mist gebaut.“

DIENSTAG, 22. September: Auch in Absatzmärkten außerhalb der USA gibt es Forderungen, Klarheit über das Ausmaß der Affäre zu schaffen. VW gibt eine Gewinnwarnung heraus und kündigt Milliarden-Rückstellungen an. In einem Video bittet Winterkorn um Entschuldigung.

MITTWOCH, 23. September: Winterkorn tritt zurück. „Ich bin bestürzt über das, was in den vergangenen Tagen geschehen ist. Vor allem bin ich fassungslos, dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen-Konzern möglich waren“, erklärt er seinen Schritt. Der Aufsichtsrat kündigt eine Entscheidung über die Nachfolge an.

DONNERSTAG, 24. September: Die Affäre bringt die gesamte Industrie in Bedrängnis. Vorwürfe werden laut, auch andere Hersteller könnten manipuliert haben. Viele dementieren das. Daneben gibt es etliche Personalspekulationen rund um VW. Medien berichten, Porsche-Chef Matthias Müller habe die besten Chancen, Winterkorn zu beerben.

FREITAG, 25. September: Der VW-Aufsichtsrat tagt in Wolfsburg. Das Gremium hat eine umfangreiche Sitzung vor sich. Neben den Personalien geht es um die künftige Konzernstruktur und Aufarbeitung der Krise. (dpa/rk)

Noch ist unklar, wie viele Autos in Deutschland von dem Skandal betroffen sind.
Noch ist unklar, wie viele Autos in Deutschland von dem Skandal betroffen sind.
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Das Volkswagen Werk in Wolfsburg. Wie geht es jetzt weiter?
Das Volkswagen Werk in Wolfsburg. Wie geht es jetzt weiter?
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