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Ausbruchskünstler: Sichere Gehege für Schildkröten

Von Rebecca Müller 09.04.2009, 07:05

Neubiberg/Rheinbach/dpa. - Mit ihrem dicken Panzer, den kurzen, krummen Beinchen und ihrer meist gemächlichen Gangart erscheinen Landschildkröten wie ein Überbleibsel aus der Urzeit.

In deutschen Haushalten sind die Panzerträger sehr beliebt. Doch so niedlich sie auch erscheinen mögen: Landschildkröten stellen hohe Ansprüche an ihre Halter. Sie brauchen ein großes Außengehege und in der kalten Jahreszeit einen ruhigen Platz zum Überwintern.

Die in Deutschland am häufigsten als Haustier gehaltene Art ist die Griechische Landschildkröte. «Aufgrund ihres hübschen Aussehens und ihres zutraulichen Verhaltens erfreute sie sich schon immer großer Beliebtheit», sagt Beate Pfau von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde in Rheinbach bei Bonn.

Griechische Landschildkröten haben eine Lebenserwartung von 60 bis 80 Jahren. Vor der Anschaffung eines solchen Tieres sollte der zukünftige Halter also genau darüber nachdenken, ob er sich für eine so lange Zeit an dieses Tier binden möchte. «Eine Schildkröte ist eine Anschaffung für das ganze Leben», sagt James Brückner von der Akademie für Tierschutz in Neubiberg bei München.

Dass Schildkröten nicht so einfach zufriedenzustellen sind, zeigt sich spätestens bei den Anforderungen an ihr Gehege. «Von April bis Oktober können Landschildkröten im Freiland leben», sagt Beate Pfau. Dazu brauchen Halter einen eigenen Garten, in dem sie einen Bereich für das Tier einrichten können. Für eine einzeln lebende Schildkröte wird eine Fläche von zwei Quadratmetern veranschlagt, für jedes weitere Tier kommt ein halber Quadratmeter hinzu.

Auch wenn Schildkröten reichlich unbeweglich aussehen, sind sie wahre Ausbruchskünstler. Die Wände des Außengeheges sollten deshalb aus Stein oder Holzpalisaden gebaut und mindestens 35 Zentimeter hoch sein. «Manchmal klettern die Tiere aufeinander und können sich dann über den Rand ziehen», sagt Beate Pfau. Da sie eine Umzäunung untergraben können, sollte die Gehegebegrenzung 20 Zentimeter in den Boden reichen.

Das Gehege selbst muss Abwechslung für die Tiere bieten: Sonnen- und Schattenflächen, Klettermöglichkeiten wie Steine oder kleine Baumstümpfe und eine Schutzhütte sind Pflicht. Für letztere eignet sich besonders ein Frühbeet. Es erwärmt sich auch bei wenig Sonneneinstrahlung recht schnell und bringt die wechselwarmen Tiere an kälteren Tagen auf die für Stoffwechselvorgänge notwendige Körpertemperatur. «Das Frühbeet sollte einen sandigen Boden haben und in einer Ecke mit Heu oder Stroh aufgeschüttet sein, damit sich die Schildkröten darin vergraben können», sagt Pfau.

In der Natur ernähren sich Schildkröten ausschließlich von Pflanzen. Das oft empfohlene Hundefutter ist dagegen Gift für die Tiere. «Zu viel Eiweiß kann bei Schildkröten zu einer Panzererweichung und Gicht führen», sagt Astrid Behr vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte in Frankfurt/Main. Stattdessen sollte man Schildkröten ausschließlich mit Heu und Kräutern wie etwa Löwenzahn, Schafgarbe oder Himbeerblättern füttern.

Wird es draußen kälter, bereiten sich die Panzerträger auf ihren Winterschlaf vor. Spätestens Anfang November sollten Halter ihre Tiere deshalb in eine Überwinterungskiste setzen. «Sie sollte etwa 15 Zentimeter mit feuchtem Humus, Erde und Sand eingestreut sein», sagt James Brückner. Als Ort zum Überwintern eignet sich zum Beispiel ein kühler Kellerraum mit einer konstanten Temperatur von zwei bis neun Grad. Im Frühjahr kann man sein Tier zunächst in einem Innenterrarium bei 15 Grad halten, bis die Außentemperaturen eine Umsiedlung in das Außengehege erlauben.

Bei der Planung des Außengeheges für eine Landschildkröte ist es sehr wichtig, dass sowohl schattige als auch sonnige Plätze eingerichtet werden. Schildkröten sind wechselwarme Tiere und beziehen viel Energie aus der Sonnenstrahlung. Außerdem ist Sonnenlicht unabdingbar für ein gesundes Knochen- und Panzerwachstum. «Die UVB-Strahlen der Sonne bewirken eine Einlagerung von Kalzium in den Knochen und den Panzer der Schildkröte», sagt James Brückner von der Akademie für Tierschutz in Neubiberg bei München. Werden die Tiere im Haus gehalten, müsse das natürliche Sonnenlicht durch eine UV-Lampe ersetzt werden.