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Alternative Tiermedizin: Homöopathie für den Hund

Von Andrea Löbbecke 10.04.2008, 07:24

Frankfurt/Main/dpa. - Akupunktur für ein schmerzgeplagtes Pferd, homöopathische Magentabletten für den Hund und Bachblüten-Tropfen für ängstliche Katzen - alternative Heilmethoden haben sich auch in der Tiermedizin etabliert.

Viele Halter fragen sich aber nach wie vor: Sind sie auch sinnvoll? «Grundsätzlich ja», lautet die Antwort - aber nicht bei jeder Krankheit oder bei jedem Problem. «Es gibt viele Tierärzte, die die sogenannte Regulationsmedizin anbieten, und von den Haltern wird das stark nachgefragt», sagt Astrid Behr vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte in Frankfurt. Methoden wie Physiotherapie oder auch Homöopathie seien schon länger in schulmedizinischen Praxen feste Bestandteile der Behandlung. Andere Therapien wie etwa Bachblüten seien dagegen weiterhin weniger verbreitet.

«Was sich bewährt hat, wird von den Tierbesitzern verlangt», sagt die Tierärztin Heidi Kübler, Vorsitzende der Gesellschaft für Ganzheitliche Tiermedizin (GGTM) in Obersulm (Baden-Württemberg). Auch nach ihrer Erfahrung ist die Akzeptanz für Naturheilverfahren zuletzt gestiegen. Allerdings gebe es nach wie vor Halter, die für ihr Tier auf jeden Fall ein «richtiges Medikament» haben wollen. «Es macht einen guten Mediziner aus, dass er die Grenzen kennt», sagt Heidi Kübler über Naturheilverfahren. Vor allem bei weniger dramatischen oder chronischen Krankheiten seien die verschiedenen Methoden bewährt. So habe sich die Akupunktur etwa bei Schmerzen im Bewegungsapparat, psychischen Störungen und organischen Erkrankungen bewährt. Grundsätzlich kämen bei Tieren alle Methoden zum Einsatz, die auch bei Menschen angewandt werden - in angepasster Dosis. «Bei akuten Notfällen oder schweren Erkrankungen ist aber nach wie vor die Schulmedizin unerlässlich», sagt Kübler.

Dem pflichtet Astrid Behr bei: «Es ist wichtig zu wissen, wann man das eine einsetzen kann, und wann man das andere einsetzen muss.» Tierärzte mit einer Zusatzausbildung für Akupunktur, Homöopathie oder Biologische Tiermedizin könnten das oft besonders gut einschätzen. Wer für seinen Schützling ein sanftes Therapieverfahren wünscht, hat nach Küblers Worten mehrere Möglichkeiten: Mit Hilfe von guter Literatur könne man sich zur Behandlung kleinerer Wehwehchen selbst Grundwissen aneignen. Reicht das nicht aus, oder ist sich der Halter unsicher, könne er entweder einen Tierarzt mit Zusatzausbildung oder einen Tierheilpraktiker aufsuchen.

Die Bundestierärztekammer in Bonn gibt allerdings zu bedenken: In Deutschland existiert kein gesetzlicher Rahmen für den Beruf «Tierheilpraktiker». Jeder darf sich so nennen und muss sich nur an die Regeln halten, die das Tierschutz- oder das Arzneimittelgesetz ohnehin allen Bürgern vorgeben. «Das Problem ist leider da», bestätigt Jutta Schröter aus Bremervörde, die seit 15 Jahren als Tierheilpraktikerin arbeitet. «Ein erfahrener, seriöser Tierheilpraktiker ist für den Laien manchmal schwer zu erkennen.» Es gebe aber Anhaltspunkte, mit deren Hilfe sich eine gute Praxis finden lässt. So sollte der Halter fragen, welche Ausbildung der Heilpraktiker absolviert hat und wie umfangreich sie war. Ist er zudem Mitglied in einem Berufsverband?

«Aber auch hier sind die Anforderungen unterschiedlich», sagt Jutta Schröter, die Vorsitzende der Kooperation deutscher Tierheilpraktiker-Verbände ist. Wer in diese Organisation aufgenommen werden möchte, muss eine vierteilige Prüfung absolvieren.

«Es ist zusätzlich immer sinnvoll, sich im Bekanntenkreis nach den Erfahrungen von anderen Tierbesitzern umzuhören», rät Jutta Schröter. Zumindest einen gewissen Anhaltspunkt kann auch der Preis für die Behandlung geben: Eine Akupunktur beim Pferd sollte zwischen etwa 65 und 80 Euro kosten. Für eine homöopathische Erstuntersuchung beim Hund muss der Halter laut Schröter mit etwa 80 Euro rechnen. Die Experten betonen, dass für den Einsatz von Naturheilverfahren - besonders bei schwierigeren Fällen - ein großes Fachwissen und eine sorgfältige Erstuntersuchung wichtig sind. «Das A und O ist, das Tier genau zu beobachten», sagt Heidi Kübler. Denn auch Verfahren wie etwa die Homöopathie könnten bei Fehlern gefährliche Nebenwirkungen haben. Und auch für die Akupunktur gelte: «Je besser ausgebildet, umso mehr kann behandelt werden.»

INFO: Bachblüten beruhigen

Bei aufgeregten oder ängstlichen Tieren können Bachblüten sinnvoll sein. Heidi Kübler von der Gesellschaft für Ganzheitliche Tiermedizin hat damit «einschneidende Erfahrungen» gemacht - obwohl sie vorher kritisch war: Aufgeregten Tieren gebe sie vor der Behandlung ein Bachblütenpräparat zur Beruhigung - mit oft großem Erfolg. «Bei Tieren fällt ja zudem der Placebo-Effekt weitgehend weg.»