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Ahnenforschung Ahnenforschung: Auf Spuren der Vorfahren im Internet

Von CHRISTOPH WEYMANN 23.11.2012, 10:19

Halle (Saale)/MZ. - Den eigenen Vorfahren nachzuspüren, ist für viele nicht nur ein Hobby, sondern eher eine Suche nach den Wurzeln, nach Halt und Identität. Verglichen mit der mühseligen Arbeit früherer Jahre bietet das Internet bei Recherchen und Voranfragen, aber auch bei der Kontaktaufnahme mit Gleichgesinnten viele Erleichterungen. Kein Wunder, dass es schon seit vielen Jahren unzählige Webseiten rund um das Thema Ahnenforschung gibt, wie beispielsweise die internationale Auflistung zehntausender genealogischer Seiten auf der US-amerikanischen Seite "Cyndi's Liste" erahnen lässt.

Auch im Netz sollte man sich erst einmal auf eine bestimmte Linie der Familie oder auf einen Ort konzentrieren. Als Einstieg bietet sich eine koordinierte Suche in mehreren Datenbanken an - etwa die Metasuche des Vereins für Computergenealogie. Abgefragt werden dort zum Beispiel die Informationen vieler Ahnenforschungs-Vereine und online verfügbare Ortsfamilienbücher.

Forschungsstellen von Mormonen

Eine ergiebige Quelle ist auch das riesige Archiv der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage". Die Gemeinschaft der Mormonen aus Salt Lake City erfasst weltweit Unterlagen zur Ahnenforschung und stellt sie kostenlos zur Verfügung - aus religiösen Gründen: um es Gläubigen zu ermöglichen, auch unbekannte Vorfahren durch eine posthume Taufe noch zu "retten". Auch in Deutschland gibt es einige "Forschungsstellen" der Mormonen, in denen die Faksimiles historischer Kirchenbücher eingesehen oder bestellt werden können. Für die im Netz zugänglichen Abschriften gilt das Gleiche wie für alle Informationen aus zweiter Hand: Um sicher zu gehen, dass keine Übertragungsfehler vorliegen, sollten die Angaben später am Originaldokument überprüft werden.

Die bekanntesten genealogischen Webseiten dürften die kommerziellen Familienforschungs-Angebote sein. Wer auf den einladend illustrierten Seiten eine Suchanfrage startet, erfährt zwar, dass es anscheinend Informationen zum gesuchten Namen gibt und welcher Art diese sind, bekommt sie aber bestenfalls nach einer kostenlosen Testanmeldung zu Gesicht. Die eigentlichen Angaben, oder auch Faksimiles von Dokumenten sieht nur, wer sich kostenpflichtig angemeldet hat. So exklusiv, wie sie präsentiert werden, sind aber beileibe nicht alle Informationen solcher Portale. "Viele Daten, die Sie dort finden, finden Sie bei uns kostenlos", sagt Helga Scabell, Schatzmeisterin des Vereins für Computergenealogie. Dazu zählen auch viele historische Adressbücher, die meist auch in Unibibliotheken eingesehen werden können. Einige Bibliotheken haben solche Einwohnerverzeichnisse in digitalisierter Form auch online verfügbar gemacht. So stellt etwa die Landesbibliothek Halle das Adressbuch für die Stadt aus den Jahren 1892-1904 für Internet-Recherchen zur Verfügung.

Ein frei zugängliches Online-Register historischer Kirchenbuch-einträge ist in Deutschland noch Zukunftsmusik, zumal solche Auskünfte hierzulande traditionell nicht gebührenfrei sind. "In Skandinavien können Sie sämtliche Kirchenbücher frei im Internet einsehen", sagt Scabell, "da ist die Einstellung eine ganz andere." Immerhin gibt es inzwischen ein Pilotprojekt: Unter www.matricula-online.eu findet man ein länder- und konfessions übergreifendes Online-Archiv mit einigen Kirchenbüchern aus Deutschland und Österreich, das demonstriert, wie schön ein solches Rechercheportal sein könnte.

Vereine bieten kostenfreie Abfrage

Ohne Kosten lassen sich hierzulande auch viele Online-Angebote genealogischer Vereine nutzen. Dem Austausch von Forschungsergebnissen per Datenbankabfrage widmet sich die "Aktion Forscherkontakte" der Deutschen Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände. Die Seiten des Vereins für Computergenealogie bieten als Schnittstelle der meisten Ahnenforschungs-Vereine auch zahlreiche weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten an.

So kann man sich bei regionalen Mailinglisten anmelden, in denen sich Familienforscher gegenseitig Rat und Unterstützung geben, wenn es etwa um Namensfunde in Kirchenbüchern, die Entzifferung alter Einträge in Kirchenbüchern und Urkunden oder um die Bedeutung historischer Begriffe geht. Darunter gibt es etwa Listen für Sachsen-Anhalt, Sachsen, oder Thüringen. Dem Austausch wie auch aktuellen Informationen sind auch private Blogs gewidmet, wie die Seiten von Dirk Peters und Timo Kracke, der auch weitere Ahnenforscher-Blogs aufgelistet hat.

Spur zu ausgewanderten Vorfahren

Auf der Suche nach in die USA ausgewanderten Vorfahren ist die Internetseite der Ellis Island Stiftung eine gute erste Anlaufstelle. Nach einer kostenlosen Registrierung kann man auf www.ellisisland.org in den Passagierlisten der 22 Millionen Einwanderer und Besatzungsmitglieder suchen, die zwischen 1892 und 1924 über New York nach Amerika kamen. Zahlreiche andere Informationen über Auswanderer und ihre Herkunftsregionen finden sich unter: www.wiki-de.genealogy.net/Auswanderung/Linkliste Eine weitere Online-Quelle sind die deutschen Verlustlisten aus dem Ersten Weltkrieg, die ungefähr sechs bis neun Millionen Datensätze erfassen.

Sogar für die Nacharbeit auf dem PC hat das Netz etwas zu bieten. Stammbäume kann man sich mit den kostenlos erhältlichen Programmen "Ahnenblatt" und "Gramps" erstellen. Mit ein paar Klicks seine Ahnengalerie aus dem Hut zu zaubern, funktioniert aber auch im Internet leider noch nicht - oder glücklicherweise. Schließlich kann es faszinierend sein, vom heimischen Schreibtisch aus mit detektivischem Spürsinn Schritt für Schritt die Eckpunkte der Familiengeschichte zu ermitteln. Und wer sich noch nicht ganz sicher ist, ob die Genealogie für ihn das Richtige wäre, findet im Netz vielleicht seine erste heiße Spur.

Lesetipp: "Familienforschung. Ahnenforschung leicht gemacht - Computergenealogie für jedermann"; 9,80 Euro, ISBN 978-3-934624-19-1