"18 Jahre keinen Alkohol" "18 Jahre keinen Alkohol": Wie stark sollten Eltern ihr Leben für ein Kind umstellen?
Köln - Stein und Bein hatte man sich geschworen, bevor man selbst Kinder bekam: Auch als Mutter oder Vater würde man sich nicht verändern. Auf keinen Fall würde sich alles nur nach dem Kind richten. Und am allerwichtigsten: Niemals würde man sich selbst dabei aufgeben.
Bis man – und so geht es vielen – doch kurze Zeit später die Erfahrung machen musste, dass dieses „Alles so weiter wie vorher“ nicht ganz so einfach ist. Nicht nur, weil kleine Kinder mit ihren Bedürfnissen eben doch sehr stark den Ablauf des Tages prägen und somit das Leben an sich mitbestimmen. Sondern auch, weil Kinder häufig die Sicht auf Dinge verändern und damit auch die Prioritäten im Leben.
„Ich werde nicht mehr trinken, solange mein Sohn in meinem Haus lebt“
Einen Aha-Moment in diesem Sinne hatte kürzlich auch US-Schauspielerin Anne Hathaway. Sie verkündete in der Talkshow „Ellen“, dass sie nun beschlossen habe, 18 Jahre keinen Alkohol mehr zu trinken. „Ich werde nicht mehr trinken, solange mein Sohn in meinem Haus lebt. Ich mag einfach nicht, wie ich dann bin. Und er kommt jetzt in ein Alter, in dem er mich vor allem morgens immer braucht.“
Während viele Fans die Schauspielerin für ihre Vernunft lobten und bewunderten, fragten sich andere, ob dieser Schritt nicht vielleicht doch etwas übertrieben sei. Sollte man wegen eines Kindes wirklich am besten abstinent leben?
Überhaupt: Wie viel sollte man sich überhaupt verändern, wenn Kinder da sind? Gar nicht? Ein bisschen? So viel wie möglich?
Vom Familienbett bis zum Festival mit Kind
Selbstverständlich gibt es viele Antworten auf diese Frage. Das sieht man schon alleine daran, wie unterschiedlich Mütter und Väter den Alltag mit Kindern angehen. Die einen stellen ihr Leben stark auf die Bedürfnisse des Kindes ein und um. Sie tragen das Baby zum Beispiel immer ganz nah am Körper, lassen es im Familienbett schlafen oder betreuen es bis zum Schulalter immer selbst.
Andere Eltern führen ihr Leben im Grunde so weiter wie vorher und nehmen ihr Kind von Anfang an überall hin mit – ins Restaurant, auf Festivals, auf Feiern. Und dann gibt es natürlich noch viel dazwischen.
„Mann, seid ihr langweilig, seit das Kind da ist“
Richtig ist alles. Solange das Wohl des Kindes nicht gefährdet wird. Wie so oft im Elternkosmos aber wird auch hier gerne ein Urteil gefällt und mit Leidenschaft abgewertet. Wer nur noch auf den Bauernhof in den Urlaub fährt, muss sich anhören, dass er ganz schön langweilig geworden ist. Wer für das Kind drei Jahre zuhause bleibt, wird als Hausfrau beschimpft. Wer das Kind auf ein Konzert mitnimmt, wird dafür mit strafenden Blicken bedacht. Das arme Kind. Oder?
Dabei sollte es eigentlich heißen: Die armen Eltern! Denn bei der Frage, inwieweit man sich für die Kids ändern sollte, spielt vor allem das Motiv eine Rolle: Verhält man sich so, weil man es möchte? Weil man denkt, es so machen zu müssen? Oder weil man keine Wahl hat?
Es kann schön sein, sich fürs Kind zu verändern
Verändern Eltern Dinge in ihrem Leben für das Kind, weil sie das so wollen und dahinter stehen, dann ist das eine bewusst gewählte Veränderung, selbst wenn sie dann objektiv gesehen ihr „altes Leben“ pausieren oder weniger Freiraum haben. Sie empfinden das auch nicht als Einschränkung, sondern für sie ist es besonders schön, ihr Leben (zeitweise) ganz nach den Kindern auszurichten.
Eine andere Sache ist es, wenn Eltern ihr Leben komplett umstellen, weil sie denken, es jetzt so machen zu müssen. Mit dem Druck der tausend Elternratgeber, Mama-Blogs und Mütter und Väter im Freundeskreis fühlen sie sich vielleicht dazu veranlasst, ihr Kind doch aus dem Familienbett zu werfen, obwohl sie es eigentlich gut finden, weil „man das irgendwann so macht“. Sie melden ihr Kind erst spät in der Kita an, obwohl sie eigentlich viel früher wieder arbeiten wollten, weil Rabenmutter-Kommentare sie verunsichert haben. In diesen Fällen empfinden Eltern den Druck, ihr Leben mit Kind umstellen zu müssen – was auf Dauer Frust und Unmut auslösen kann.
Im schlimmsten Fall haben Eltern nicht einmal die Wahl und müssen aus finanziellen oder familiären Gründen ein Modell leben, das sie nie wollten. Dann können Veränderungen, die mit dem Elternsein einher gehen, sehr wohl schlimm sein, unglücklich machen und zu dem Gefühl führen, dass einem etwas weggenommen wird.
Eltern, steht dazu, was ihr machen wollt!
Es ist ja letzten Endes so: Glückliche Eltern haben glückliche Kinder. Wenn man sich kasteien und plagen muss, nur damit man den Kids ein unfehlbares Vorbild ist, könnte das doppelt nach hinten losgehen. Nicht nur, weil man die dadurch entstandene schlechte Laune früher oder später an den Kindern auslässt. Sondern auch, weil die Kleinen einen ganz guten Sensor dafür haben, ob die Eltern authentisch sind.
Es hilft auf jeden Fall, in sich hinein zu hören und sich zu fragen: Will ich das so machen? Oder geht es auch anders – und wäre ich dann vielleicht glücklicher? Dazu gehört dann jedoch auch, für sich einzustehen und zu sagen: „Ja, ich finde es gut, mein Kind bei mir im Bett zu haben.“ Oder auch: „Ja, mein kleiner Schatz, Mama hat heute einen dicken Kopf, weil sie gestern lustig gefeiert hat.“