1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Zum Tod von Martin Lüttge: Zum Tod von Martin Lüttge: Charakter mit vielen Gesichtern

Zum Tod von Martin Lüttge Zum Tod von Martin Lüttge: Charakter mit vielen Gesichtern

Von Harry Nutt 27.02.2017, 15:22
Martin Lüttge als "Tatort"-Kommissar Bernd Flemming bei Dreharbeiten in Düsseldorf (1995).
Martin Lüttge als "Tatort"-Kommissar Bernd Flemming bei Dreharbeiten in Düsseldorf (1995). dpa

Als Tatort-Kommissar gab er den knorrigen, etwas undurchsichtigen Einzelgänger Bernd Flemming. Der fiel schon deshalb etwas aus dem gewohnten Rollenmuster heraus, weil er als direkter Nachfolger  von „Schimanski“ beinahe zwangsläufig einen Gegenentwurf zur schnoddrigen Ruhrpott-Action  Götz Georges abgeben musste. Kein Problem für Martin Lüttge, der mit festgelegten Genremustern ohnehin nicht viel am Hut hatte.

Als Charakterschauspieler hat er in zahlreichen Film- und Fernsehrollen einen weiten Weg zurückgelegt, darunter in Klassikern wie May Spils „Zur Sache Schätzchen“ (1968), aber auch in der eher volkstümlich daherkommenden Vorabend-Krimi-Serie „Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger“ (1965). In Adolf Winkelmanns Ruhrgebiets-Kult-Film „Jede Menge Kohle“ (1981) war Martin Lüttge ebenso prägend wie in Heinz Schirks NS-Drama „Die Wannseekonferenz“ (1984).

Der 1943 in Hamburg geborene Lüttge hatte in den 70er-Jahren diverse Engagements an deutschen Bühnen, darunter von 1974 bis 1977 am Staatstheater Stuttgart bei Claus Peymann. Im Jahr 1978 gründete er mit anderen Künstlern ein eigenes Zelttheater, das seit 1980 als Theaterhof Priessenthal firmiert. Die freie Theatertruppe verfügt über einen 400 Jahre alten, fünf Hektar großen Bauernhof in Mehring bei Burghausen, wo es Lüttge auch darum ging, das Volkstheater jenseits trivialer Zuschreibungen zu beleben.

Martin Lüttge war von 1966 bis 1972 mit der Schauspielerin Gila von Weitershausen verheiratet. Wegen einer schweren Erkrankung konnte er in den vergangenen Jahren nicht mehr auftreten. Er starb nach Angaben seiner Hamburger Künstleragentur am vergangenen Mittwoch im schleswig-holsteinischen Plön.