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Zum Tod von Jenny Gröllmann Zum Tod von Jenny Gröllmann: Die Grenzen der Stärke

10.08.2006, 16:36

Halle/MZ/ahi. - Ob dieses öffentliche Bild der Jenny Gröllmann auch dazu beitrug, dass man den Stasi-Enthüllungen ihres Ex-Mannes Ulrich Mühe in der jüngsten Vergangenheit schnell - zu schnell? - Glauben schenkte, wird nun nicht mehr zu klären sein. Denn nach dem Tod der Schauspielerin, die am Mittwochabend ihrem Krebsleiden erlegen ist, sind weitere Schuld-Diskussionen nicht geboten.

Dennoch hat die Debatte um die IM-Akte mit dem perfiden Pseudonym "Jeanne", das neben dem Namen von Jenny Gröllmanns älterer Tochter auch die "eiserne" Jungfrau von Orleans assoziiert, die Wahrnehmung der Künstlerin zuletzt überschattet. Die aber hatte weit mehr zu bieten als jene TV-Rollen, in denen sie nach der Wende vor allem zu erleben war. Die Tochter eines Bühnenbildners und einer Theaterfotografin debütierte bereits als 14-Jährige mit der Titelrolle in Brechts "Die Gesichte der Simone Manchard", nach der Schauspielschule gehörte sie 26 Jahre zum Ensemble des Berliner Maxim-Gorki-Theaters. Und nachdem Ulrich Thein sie mit seinem Beitrag für den Episodenfilm "Geschichten jener Nacht" auch für das Kino entdeckt hatte, spielte sie in seinem TV-Mehrteiler "Broddi" ebenso wie in diversen "Polizeiruf"-Folgen.

Eine ihrer wichtigsten Rollen aber spielte sie 1984 in Hermann Zschoches Hölderlin-Biografie "Hälfte des Lebens" an der Seite von Ulrich Mühe. Ihre Susette Gontard, die verheiratete Geliebte des Dichters, war stark und weich zugleich - eine Paraderolle für Jenny Gröllmann.