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Zum Tod von Gerhard Neumann Zum Tod von Gerhard Neumann: Listiges Lächeln, freundliche Frage

Von Andreas Montag 30.08.2002, 12:54

Halle/MZ. - Nun mag sich jeder, der ihn kannte, selberfragen, wieviel Zeit er zuletzt für einenernst zu nehmenden Wortwechsel mit dem agilenSchreiber hatte. Wenn es denn Gesprächsdefizitegegeben hat, wird er sie mit Sarkasmus zurKenntnis genommen haben, davon besaß er einegute Portion. Dabei war er ein warmherziger,wahrscheinlich auch sehr verletzbarer Mensch.Auch dies lässt sich in seinem Erinnerungsbändchen"Vorkommnisse" entnehmen, das er in diesemFrühjahr im halleschen projekte verlag 188heraus gebracht hat.

Darin absolviert der 1930 in Köthen geboreneNeumann einen humorigen Eilmarsch von Schulzeitund glücklich überlebtem Volkssturm über Defa-und Theaterjahre (u. a. als Intendant in Halberstadtund Eisleben) bis zu der schweren Krankheit,die seit Beginn der 80er Jahre sein Lebenprägte. Über die Wendezeit hat er allerdingswenig geschrieben. Vielleicht, weil er alsehemaliger Parteisekretär der halleschen Autorenetwaigen Rückrufen aus dem Wege gehen wollte.Vielleicht, weil er weder Anlass sah nochNeigung verspürte, öffentlich Buße zu tun.

Für das Bücherschreiben, namentlich für dasKrimi-Genre ("Die reußische Gemme" oder "Waterloo")hatte Gerhard Neumann frühzeitig sein Herzentdeckt, Leser und Kollegen haben die Liebeerwiedert: Im April verlieh ihm die Zunftder deutschen Kriminalautoren den "Ehrenglauser"für sein Lebenswerk.