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Zum Staffelstart der HBO-Serie Zum Staffelstart der HBO-Serie: Warum "Game of Thrones" wieder Millionen Zuschauer locken wird

Von Steffen Könau 13.01.2015, 07:53
Auf der Suche nach dem verlorenen Königreich: Daenerys Targaryen (r.) wird in Staffel vier von "Game of Thrones" siegen und leiden.
Auf der Suche nach dem verlorenen Königreich: Daenerys Targaryen (r.) wird in Staffel vier von "Game of Thrones" siegen und leiden. RTL 2 Lizenz

Halle (Saale) - Ein Jahr haben sie im Ungewissen verbracht, ein Jahr verging ohne Hoffnung auf eine Lösung der großen Rätsel der Welt von Westeros: Wohin wendet sich Daenerys Targaryen mit ihrer frischverpflichteten Armee? Was fangen die miesen, intriganten Lennisters mit der neuen Macht über die sieben Königreiche an? Und was hat die gemeuchelte und gemordete Nachtwache hoch im Norden der unbekannten Gefahr von jenseits der Mauer noch entgegenzusetzen?

Schwere Monate für Fans der US-Fernsehserie „Game of Thrones“, die seit März vergangenen Jahres pausiert hatte. Zwar gibt es die mittlerweile zehn voluminösen Bücher des amerikanischen Schriftstellers George R. R. Martin, der die Filmvorlage unter dem Titel „Lied von Eis und Feuer“ ab 1996 veröffentlicht hatte. Doch in der Wahrnehmung vieler, die seit dem Fernsehstart des Fantasy-Epos vor vier Jahren in die fremde Welt von Westeros hineingerutscht sind, existiert nur die Verfilmung, die David Benioff und D. B. Weiss seit 2008 auf der Grundlage der Romanvorlage für den US-Pay-TV-Sender HBO produziert haben.

Mystery-Mixmaschine

Ein Stoff wie aus der Mystery-Mischmaschine. Sind schon Martins Bücher Remixe aus „Herr der Ringe“, Ritterromanen und dem chinesischen Strategielehrbuch „Die Kunst des Krieges“, holt die Hochglanz-Produktion der Filme die verwirrende Mammut-Geschichte um streitende Königshäuser, blutige Schlachten, teuflische Drachen und hinterlistige Intrigen in die Wohnzimmer von Millionen. Es ist der Zauber einer brutalen, uneindeutigen Welt, die die Menschen fasziniert. Dem Bilderbuch-Personal von Tolkiens „Hobbit“-Geschichten setzt das Märchen von Eis und Feuer eine Darstellung entgegen, in der ein reines Gut als Gegensatz zum Bösen schlechthin nicht existiert. Selbst die Helden haben hier Blut an den Händen und selbst strahlende Prinzessinnen wie die Sturmtochter Daenerys Targaryen morden.

Märchenland ist abgebrannt, die Zeiten, als die Ritter der Tafelrunde edel und stark waren, sind vorüber. Wie in der 2010 ausgelaufenen Fernseh-Serie „Die Tudors“, die sich an den historischen Ereignissen in England zu Lebzeiten von König Heinrich VIII. orientierte, ist das hier nach Motiven aus der tatsächlichen Geschichte und reinen Fantasy-Momenten errichtete neue Mittelalter eine dunkle, in jedem Augenblick bedrohte Welt.

„Der Winter kommt“ heißt es beschwörend im Leitspruch des Hauses Stark, der bis zum Beginn der Staffel 4 am heftigsten gebeutelten Streitpartei. Die Könige streiten, die einfachen Menschen sterben überall. Hass und Intoleranz machen sich breit. Keine guten Zeiten, aber genau die sind derzeit überall Teil des Bauplanes von erfolgreichen Filmen, Büchern und CDs. Ob „Der Hobbit“, Paolinis „Eragon“-Romane oder Tom Paynes „Medicus“ - die Unterhaltungszukunft spielt gern in der Vergangenheit, am liebsten angetan mit Lederwams und Nagelschuh, ein Schwert an der Seite und einen heroischen Kampf im Blick.

Wie die moderne Pop-Kultur das Mittelalter auch abseits von "Game of Thrones" wieder salonfähig macht, lesen Sie auf Seite 2.

Weit über Kino und Fernsehen hinaus hat sich die Pop-Kultur des Mittelalters bemächtigt und aus den schönsten Versatzstücken von Ritterzeit und Märchenwelt ein eigenes Reich voller Tod, Dämonen und Dudelsäcke gebastelt. Im Rock sind es Bands wie In Extremo und Corvus Corax, die die alten Zeiten beschwören, in denen Männer noch kämpften und Frauen einfach gut aussahen. In Videospielen wie „Stronghold“ lässt sich das eigene Reich von der Couch aus mit eiserner Faust regieren, zur Entspannung gibt es Kreuzzüge, Tjosts, Festmahle und stilvolle Tänze.

Wenn es von Dienstagabend an weitergeht mit dem blutigen Spiel um den Eisernen Thron von Königsmund, werden sie alle wieder da sein, die Vertreter der Adelsfamilien Stark, Lennister und Baratheon, die schöne Daenerys Targaryen in ihrem Exil jenseits des Meeres, die Fürsten und gewissenlosen Edelleute, die Drachen, die weißen Wanderer und die Schattenwölfe. Es wird gestorben werden und meist sind danach die Falschen tot, es wird geheiratet und keiner ist damit glücklich. Neue Mitspieler treten in Erscheinung und alte wie der von Peter Dinklage gespielte Zwerg Tyrion Lennister, der an der Mauer verbannte Jon Schnee oder sein Halbbruder Bran Stark müssen weiter um Macht und Anerkennung kämpfen.

Ein Fluchtangebot

Wie jede Fremdwelt-Simulation ist auch „Game of Thrones“ ein Fluchtangebot für Realitätsgeplagte. Der Trend geht dabei zur Unendlichkeit: Viel umfangreicher noch als die ohnehin schon ausufernden Verfilmungen von „Herr der Ringe“ sind die „Game of Thrones“-Filme, die es bereits jetzt auf eine Gesamtspielzeit von rund anderthalb Tagen bringen. Und damit ist die Geschichte, die G. R. R. Martin letztlich hofft, in 14 Büchern - zehn davon gibt es schon - zu Ende bringen zu können, noch nicht einmal zu einem Drittel verfilmt. (mz)

„Game Of Thrones“ läuft vom 13. Januar an dienstags 20.15 Uhr bei RTL 2.