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Zum 60. Geburtstag Zum 60. Geburtstag: Herbert Grönemeyer - Der Mann der zu uns passt

Von Christian Bos 12.04.2016, 07:17
Mann vor Flusslandschaft, im Jahr 1982. Ja, das ist Herbert Grönemeyer.
Mann vor Flusslandschaft, im Jahr 1982. Ja, das ist Herbert Grönemeyer. dpa

Köln - „Lum zzriure magna faci tem ipiscilit acipsustrud“ – So gratulierte das „Goldene Blatt“  Herbert Grönemeyer dieser Tage zum Geburtstag. Deutschlands  Nationalbarde feiert am Dienstag seinen 60. Geburtstag. Vielleicht war der Blindtext-Artikel ja nicht die schlechteste Hommage.

„Männer“ – sein erster Hit nach mageren Jahren, in denen er höchstens mal die „Goldene Zitrone“ für das scheußlichste Album-Cover gewann – wurde zuerst kaum im Radio gespielt. Der singt so komisch, man versteht kein Wort, klagten die Programmverantwortlichen. Eben.

Grönemeyer singt, wie das Hebräische schreibt: die Vokale muss man sich dazu denken.

Herbert Arthur Wiglev Clamor Grönemeyer lautet sein voller Name. Clamor, so hießen in vergangenen Jahrhunderten evangelische Geistliche in Westfalen. Ruf und Schrei bedeutet das im Lateinischen.

Wenn Clamor ruft, lauschen die Massen. Denken sich die Vokale dazu. Beziehungsweise finden sie zusammen mit dem Sänger im gemeinsamen Abgrölen der Grönemeyer’schen Hymnen. Und verstehen jedes mühsam herausgepresste Wort. Jeder kann Grönemeyer-Zeilen zitieren. Aus einigen davon haben wir ihm ein Geburtstagsständchen gebastelt (siehe nächste Seite).

Herbert predigt. Über Männer, Kinder und den Teufel Alkohol. Er hustet das Hohelied der Liebe. Er röchelt und räuspert von „unserem Land“ und von der Stadt, in der er nicht geboren ist, in der er seit Jahrzehnten nicht mehr lebt. Die er aber zur Hauptstadt des deutschen Bauchgefühls erhoben hat: Bochum, wo das Herz noch zählt.

Herbert trauert. Ohne Exhibitionismus, ohne Nabelschau. Dafür mit besonderem Talent zum Allgemeinmenschlichen. Herbert, du und ich und alle anderen. Zusammen sind wir Deutschland, ein Stück vom Himmel. „Mensch“ ist bis heute das meist verkaufte Album hierzulande. 

Nur: Was ist denn das für Musik? Was soll das? Deutschrock? Ein schreckliches Wort für schlimme Lieder, das Label ist nicht fair.  Keine Frage: Grönemeyers Songs feiern oft das rhythmisch Unbeholfene. Wer grölt, muss holzen.  Aber wir sind nun mal ein Volk, das auf die Eins klatscht. Und Herbert der Presssänger und Nichttänzer, der am besten zu uns passt.

Ein Ständchen für Herbert

Du bist keine Schönheit
Du bist ein Unikat
Außen hart, innen ganz weich

Unser Sanitäter in der Not
Unser Fallschirm
Unser Rettungsboot

Wenn wir nach Luft schnappen
Auf dem Trocknen schwimmen
Gibst Du uns mehr Schiffsverkehr

Schenkst uns Freudentränen
Nimmst keine zurück
Bist einfach zu bescheiden

So verletzlich, auf dieser Welt
Einfach unersetzlich
Wärmst, wenn du erzählst
Lässt uns alles vergessen
Können nichts mehr essen
Außer: Currywurst

Wollen uns an Dir satthören
Immer mit Dir sein
Nimm uns ein, nimm uns heim

Deine Freundlichkeit
Macht uns fertig
Womit haben wir das verdient?

Bist ’ne ehrliche Haut
An die man sich anlehnt
Der man vertraut

Erdbeereis auf Lebenszeit
Das wünschen wir Dir
Du Blume im Revier!