Zeitgeschichte Zeitgeschichte: Prora erinnert an Bausoldaten der NVA
PRORA/MZ. - Sie erinnert anden Mut der Waffendienst-Verweigerer, die1986 zwei Mal schwiegen, als sie das Gelöbnisauf den SED-Staat nachsprechen sollten. Erstnach Androhung massiver Gewalt erfüllten sieden Befehl.
Namentlich dem Einsatz des Historikers StefanWolter, selbst ein Betroffener,ist es zu danken, dass nun ein Anfang zurumfassenden Würdigung der Geschichte des Ortesgemacht wird. Wolter hatte wiederholt öffentlichhinhaltende Widerstände und Gleichgültigkeitder Verantwortlichen beklagt, zuletzt kamer am 15. Oktober in einem Beitrag in derMitteldeutschen Zeitung zu Wort.
Der insgesamt 4,5 Kilometer lange "Monsterbau"von Prora war in den vergangenen Jahren immerstärker auf seine Geschichte während der NS-Zeitreduziert und als "KdF-Bad" touristisch vermarktetworden. Tatsächlich war das Gebäude in den1930er Jahren von den Nazis als gigantischesErholungsheim für treue Gefolgsleute des Systemsgeplant, aber nie fertiggestellt und folglichauch nicht in Betrieb genommen worden.
Nach einer Nutzung als Lazarett und Flüchtlingsunterkunftnahmen später die Rote Armee und die NVA denKomplex in Besitz, die Jahre seit 1990 prägtenlangwierige, kontroverse Debatten über dieZukunft des Bauwerks. Inzwischen ist dorteine Jugendherberge mit angeschlossener Bildungsstätteim Aufbau, die sowohl die Geschichte Prorasim NS-Staat als auch in der DDR thematisierensoll. Das hat die Landeszentrale für politischeBildung in Mecklenburg-Vorpommern eben bekräftigt.
Dass nun endlich begonnen wird, an das Traumader Spatensoldaten zu erinnern, die in Prorakaserniert waren und als Arbeitskräfte fürden Bau des Fährhafens Mukran eingesetzt wurden,ist überfällig. Zugleich verdient die jahrzehntelangeNutzung des Geländes durch die NVA überhauptnoch der genaueren Würdigung.