ZDF-Zweiteiler «Die Gustloff» ZDF-Zweiteiler «Die Gustloff»: Erinnerung an 9 300 ertrunkene Flüchtlinge

Berlin/dpa. - Am Dienstagabend war die CDU-Chefin unter den Gästen einer Sondervorführung des ZDF-Zweiteilers «Die Gustloff» für den Bundestag. Der Film handelt von der größten Schiffskatastrophe der deutschen Geschichte. Wie bereits die ARD-Produktion «Die Flucht» erzählt er vom Schicksal deutscher Flüchtlinge im Zweiten Weltkrieg.
Neben Merkel kamen Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) unddie Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, in das Kino am Potsdamer Platz. Regisseur Joseph Vilsmaier («Stalingrad», «Comedian Harmonists») wirkte nach der Vorführunggelöst. Sowohl Merkel als auch Knobloch hätten ihm versichert, dassihnen der Film gefallen habe. «Die waren total beeindruckt.» Knoblochnannte den Film in einem Atemzug mit seinem Holocaust-Drama «Derletzte Zug» - das sei so rührend gewesen, dass er hätte heulenkönnen, sagte Vilsmaier. Auf der Bühne berichtete der Regisseur, werihn zu dem Projekt inspiriert hat: Der heutige UnionsfraktionschefVolker Kauder habe ihm vor Jahren «die Gustloff ins Ohr gesetzt».
Unter den Gästen der Sondervorführung waren «Gustloff»-Darstellerwie Kai Wiesinger, Heiner Lauterbach, Dana Vavrova und Detlev Buck.Das ZDF zeigt den Zweiteiler am 2. und 3. März. Er beruht auf Faktenund Zeugenaussagen, die Figuren sind jedoch erfunden. Rund 9300Menschen ertranken beim Untergang des Passagierschiffs «WilhelmGustloff» am 30. Januar 1945 in der eiskalten Ostsee. Die meisten waren Flüchtlinge, die sich vor der anrückenden Roten Armee in Sicherheit bringen wollten. Die «Gustloff» wurde, wie im Film zu sehen ist, von einem russischen U-Boot versenkt.
Vilsmaiers emotionsreiches Drama kostete mehr als zehn MillionenEuro und ist aufwendig in Szene gesetzt. «Wir hatten halb Stralsundals Komparserie beschäftigt», erzählte Produzent Norbert Sauer. Beider Sondervorführung in Berlin war eine gekürzte Fassung zu sehen,für die es einiges Lob von den Gästen gab. Als Zeitzeuge war HeinzSchön dabei, der als 18-Jähriger die Katastrophe überlebte und dasZDF bei dem Film beriet.
Bei manchem Gast kamen Erinnerungen hoch. Erika Steinbach,Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, wäre fast mit ihrer Mutter auf der «Gustloff» gefahren. Der Film sei ihr sehr nahe gegangen, sagte Steinbach. Und sie betonte: «Jedes Land muss seine eigenen Schicksale auch aufarbeiten.» Aus einer anderen politischen Ecke gab es verhaltenere Zustimmung für den Film: Linken-Politiker Dietmar Bartsch bemängelte die «vielen Klischees», ihm gefielen aber die Musik und die schauspielerische Leistung.