Xavier Naidoo kehrt mit Album in Übergröße zurück
Hamburg/dpa. - Die Fans von Xavier Naidoo mussten vier Jahre auf ein neues Album warten, jetzt werden sie dafür großzügig entschädigt. «Alles kann besser werden», das neueste Werk des Musikers, bietet mehr als 30 Lieder auf einmal, verteilt auf drei CDs.
Eigentlich sollte es nur ein Doppelalbum werden, sagt Naidoo. Aber irgendwann seien es einfach so viele Songs geworden, dass eine dritte Scheibe her musste. Er versuchte, die Lieder nach Stimmung zu gliedern: Eine CD mit Hoffnung, eine mit Trauer, eine mit Wut. Diese Teilung ist natürlich relativ, wenn auch tatsächlich ein starker Kontrast zwischen den Liebesliedern am Anfang und den düsteren Songs über Krieg zum Schluss besteht. Auf der Trauer-CD sticht «Halte durch» heraus, ein Lied, das Naidoo für ein an Leukämie erkranktes Mädchen schrieb, das ihn im Studio besuchen durfte. Es starb mit neun Jahren, bevor es den Song hören konnte.
«Alles kann besser werden» ist Naidoos bisher ambitioniertestes Album. Vielfältigere Arrangements, eine breite Themenpalette, komplexere Texte: Der 38-jährige fordert seine Zuhörer mit mehr Reife heraus - vielleicht abgesehen von dem Versuch, in einem Song die Worte Muse, Bluse und Busen miteinander zu reimen. Dabei fällt sofort auf, dass der frühere Fokus auf religiöse Themen von einem neuen Interesse für Politik abgelöst wurde.
«Es hat sich so ergeben», sagt Naidoo dazu. Schließlich habe er in der Vergangenheit schon so viel über Glaubensthemen gesungen. Er fühle, dass jetzt seine Generation gefragt sei, für Veränderungen in Deutschland zu sorgen. «Wir schimpfen die ganze Zeit über die Vergangenheit und die Kohl-Ära und regen uns auf, aber jetzt so langsam kommen wir in ein Alter, wo man zeigen muss, dass man es besser machen kann.»
Er vermisse ein Wir-Gefühl in Deutschland, sagt der Popstar, der sich vor allem in seiner Heimatregion um Mannheim auch sozial engagiert. «Wenn ich die Augen zumache, sehe ich die Politik eher auf einer Gefühlsebene und dann fühle ich mich traurig und wütend und denke, das hat Deutschland nicht verdient.» Mit Politikern geht Naidoo dabei hart ins Gericht. «Angela Merkel hat ausgedient, Barack Obama hat ausgedient», heißt es an einer Stelle. «Der Vertrauensverlust ist groß», schimpft der Musiker. Auch Obama beeindrucke ihn nicht, unter anderem wegen der Verbindungen seiner Regierung zur Wall Street. «Ich habe Angst davor, dass gerade in Deutschland man sich nach Bush so sehr jemand anderen herbeigesehnt hat, und es dann gleich heißt: "Amerika hat sich verändert".»
Den Titel «Alles kann besser werden» - kann, wird aber nicht unbedingt - habe er unter diesen Vorzeichen bewusst gewählt, sagt Naidoo. «Jedem muss klar sein, man kann nicht bei der Wahl seine Stimme abgeben und sich dann vier Jahre nicht mehr um die Politik kümmern.» Schließlich habe man während der Fußball-WM 2006 gesehen, dass es auch hierzulande durchaus dieses Wir-Gefühl geben kann: «Da war Deutschland wirklich das Traumland, das es sein kann und vielleicht auch sein wird irgendwann.»