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Wolfgang Gruner Wolfgang Gruner: Kabarett-Legende gestorben

18.03.2002, 11:59
Wolfgang Gruner
Wolfgang Gruner Zentralbild

Berlin/dpa. - Gruner, der bereits mehrere Bypass-Operationen hinter sich hatte,habe selbst nie über seinen Gesundheitszustand gesprochen, sagteReeck. «Wir haben nicht mit seinem Tod gerechnet.» Am nächstenMontag wird es eine Trauerfeier für Gruner in der BerlinerGedächtniskirche geben. Danach soll er im engsten Familienkreisbeigesetzt werden.

Für Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) istmit dem Tod Gruners «eine echte Berliner Schnauze verstummt». Grunerhabe es verstanden, das Lebensgefühl Berlins unnachahmlich zumAusdruck zu bringen. «Wir sind um ein unverwechselbares Originalärmer», erklärte Wowereit.

Die Kabarettistin Vera Müller stand bis Weihnachten gemeinsam mitGruner auf der Bühne und fühlt sich auch nach dem Tod des Kollegennicht allein gelassen. «Auf der Bühne werden wir nie ohne ihn sein,auch wenn er nicht mehr lebt», sagte sie am Montag der dpa. Zuletzthabe Gruner mit ihr noch ein Treffen vereinbart, bei dem beide ihreTexte proben wollten - «er wollte Ostern wieder spielen», sagteMüller.

Der am 20. September 1926 in Rathenow im Havelland geboreneGruner war für viele Deutsche der Inbegriff der Berliner«Kodderschnauze», eines mit unglaublicher Geschwindigkeitsprechenden «Redefix». Die richtige Mischung von Witz undNachdenklichkeit sah Gruner als größte Herausforderung. «Wenn nichtmehr gelacht werden darf, ist alles aus», hat er einmal gesagt.

Die Jahrzehnte, als man als Berlin-Besucher auf alle Fälle «dieMauer, den Funkturm und die "Stachelschweine"» gesehen haben musste,waren Gruners «Blütezeit». Der Kabarettist war von Anfang an einerder Köpfe des 1949 von Rolf Ulrich gegründeten Berliner Kabarett-Ensembles. Schon in den 50er Jahren spielten sich Gruner und seineKabarettkollegen wie Jo Herbst, Achim Strietzel, Inge Wolffberg undzeitweilig auch Günter Pfitzmann, Wolfgang Neuss sowie Ingrid vanBergen in die Herzen der Berliner.

   Als sich im stürmischen Herbst 1989 plötzlich die Mauer öffnete,blickten die «Stachelschweine» bereits auf 40 Jahre Kabarett zurück.Längst waren sie neben den Berliner Philharmonikern und derägyptischen Königin Nofretete zu einer der wichtigsten kulturellenAttraktionen der Spree-Metropole geworden. Die «Stachelschweine»gehören zu den ältesten Kabaretts der Republik. Bekannt wurden auchdie gemeinsamen TV-Auftritte mit der «Münchner Lach- undSchießgesellschaft».