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Willie-Tanner-Darsteller tot Willie-Tanner-Darsteller tot: Warum Max Wright "Alf" hasste

Von Steffen Könau 27.06.2019, 16:12
Max Wright alias Willie Tanner im Kreise seiner Lieben: Lynn, Alf, Brian und Kate (von links).
Max Wright alias Willie Tanner im Kreise seiner Lieben: Lynn, Alf, Brian und Kate (von links). dpa

Halle (Saale) - Gegen den knubbeligen kleinen Kerl ohne Füße war der Sozialismus völlig wehrlos. Unbehelligt von staatlichen Kulturaufsehern, die in anderen Bereichen auf jedes Lied aus Feindesland allergisch reagieren konnten, fand Alf, der auf der Erde gestrandete Außerirdische, auch in der DDR Asyl. Bei Hans Werner Welp, einem gewitzten Privatunternehmer aus Angersdorf im Saalekreis, liefen in den End-80ern die Maschinen heiß, auf denen der geschäftstüchtige Drucker Aufkleber und Poster mit dem Konterfei des schrägen Helden der gleichnamigen Fernsehserie herstellte.

Alf, Kurzform vom englischen „Alien Life Form“, also außerirdische Lebensform, hatte den Eisernen Vorhang wie im Vorbeigehen überwunden. Mit dem Start der US-Serie, die immer Sonntagnachmittag im ZDF lief, breitete sich das Alf-Fieber auch im Osten aus. Hans Werner Welp wurde Millionär. Alf wurde Kult.

Max Wright wurde als William Turner zum Kult-Star

Schuld daran war nicht nur die Hauptperson der 102 Episoden, die vom in Ungarn geborenen kleinwüchsigen Darsteller Mihály Mészáros verkörpert wurde. Sondern auch William Tanner, der Serienvater der um ein außerirdisches Mitglied gewachsenen US-Mittelstandsfamilie Tanner, mit dem Max Wright die Rolle seines Lebens fand.

War Alf, der vom atomar zerstörten Planeten Melmac stammende Zwerg, der eigentlich Gordon Shumway hieß, eine Art anarchistischer Philosoph im Plüschkostüm, gab Wright, als Willie Tanner mit Föntolle und Plastikbrille ausgestattet, den Spießbürger zwischen traditionellen Werten und einer skrupulösen Toleranz für andere Sichtweisen auf die Welt. Wo Alf laut war, war Willie Tanner leise. Wo Alf rücksichtslos querging, hielt sich Willie Tanner stets an die vorgeschriebenen Wege. Und wo Alf ungeschminkt die Wahrheit aussprach, sei sie auch noch so verletzend, empörend und schockierend, blieb Tanner menschlich. Lieber ein bisschen Selbstbetrug als zu viel Konfrontation.

Wie Max Wright zu Alf kam

Lügen haben bei den Tanners lange Beine, denn es sind Willie, seine Frau Kate, Tochter Lynn und die beiden Söhne Brian und Eric, die schwindeln und schweigen müssen, um den unversehens in ihrem Wohnzimmer asylsuchenden Weltraumreisenden Alf vor den Nachstellungen der Regierung zu schützen.

Max Wright war Mitte 20, als er seine erste Broadway-Rolle übernahm. Es folgten mehr oder - meist - weniger große Nebenrollen in Thrillern wie „Tödliche Umarmung“ mit Roy Scheider, dem Tanzfilm „All that Jazz“ oder der Vorabendserie „Hart, aber herzlich“. Die Schauspielerkarriere, die sich George Edward Maxwell Wright aus Detroit im US-Bundesstaat Michigan erträumt hatte, war das nicht. Bis Paul Fusco kam, der Mann, der sich die Geschichte um das auf der Erde gestrandete Fellknäuel Alf ausgedacht hatte, das am liebsten Katzen frisst und eine Moral vertritt, die Vater Tanner, Sozialarbeiter beim Social Service von Los Angeles, so gar nicht gutheißen kann.

Als Kontrastfolie zur politisch unkorrekten Alf-Puppe läuft Max Wright zu großer Form auf. Sein Willie ist ein studierter Mann, er sammelt Modelleisenbahnen und ist begeisterter Kurzwellenfunker. Er versucht, verantwortungsvoll zu handeln, er will ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft sein und Verantwortung übernehmen. Max Wright spielt diese traurige Person mit mehr Augenbrauenheben als Körpersprache. Nur Alf, der noch das größte Problem mit einem „null problemo“ beiseitewischt, kann ihn zur Weißglut bringen.

Drogen und Alkohol - Max Wright hasste Alf-Serie

Der Konflikt ist ebenso unauflöslich wie lustig, nur für Max Wright nicht. Wie sein spät im Leben gefundener deutscher Partner Reiner Dettlinger berichtet hat, hasste Wright die Serie, die Willie-Rolle und selbst den Erfolg. Er habe sich für die Serie geschämt, denn „es war eine Degradierung, weil er vom Theater kam“, sagte der Krankenpfleger, den Max Wright nach dem Tode seiner Frau Lina Ende 2017 kennen und lieben lernte.

„Alf“ lief da immer noch und immer wieder im Fernsehen, doch schon im Fernsehfilm „Alf“ Mitte der 90er hatte Max Wright nicht mehr mitgespielt. Andere Rollen zu bekommen, fiel aber auch schwer, denn überall war er mehr Willie als Max. 2005 trat er für den Film „Back to norm“ ein letztes Mal vor die Kamera, wenig später erfuhr Max Wright, dass er an Krebs erkrankt war. Schlagzeilen machte er noch einmal mit Alkohol- und Drogenskandalen. Jetzt ist der Mann, der Willie Tanner war, an den Folgen seiner Krebserkrankung gestorben. Max Wright wurde 75 Jahre alt. (mz)