Whitney Houston Whitney Houston: Tragischer Tod mit 48 Jahren

Halle (Saale)/MZ. - Es ist, wieder einmal, ein Todesfall mit Ansage, der den Olymp des Pop erschüttert. Jetzt noch dramatisch zugespitzt, am Vorabend der glamourösen Grammy-Verleihung - des Ereignisses, bei dem die US-Musikbranche ihre Goldesel, die Stars, feiert und zugleich die eigene Unsterblichkeit beschwört. Vor diesem Hintergrund nimmt sich der tragische Tod von Whitney Houston, kein Jahr nach dem der britischen Soulsängerin Amy Winehouse, wie eine Mahnung aus. Freilich eine, die nach aller Erschütterung, die die Nachricht gestern ausgelöst hat, alsbald von der Musikindustrie und den Fans als Teil des Pop-Mythos absorbiert worden sein wird.
Dazu werden die Umstände dieses Todes gewiss noch beitragen. Die Szenerie mutet an, als sei sie für das Kino erdacht worden. Immerhin spielt das Geschehen in der Filmmetropole Los Angeles, genauer: In Beverly Hills, wo die Schönen, Reichen und Glücklichen leben sollen. Auch Michael Jackson, der gebrochene King of Pop, hat zuletzt in Beverly Hills gewohnt. 2009 ist er dort an einer Überdosis Schlaftabletten gestorben, die ihm sein Leibarzt verabreicht hatte. Nun ist Whitney Houston „Jacko“ gefolgt. Während sich der Plattenproduzent Clive Davis am Vortag der weltweit mit Spannung erwarteten Zeremonie auf das von ihm veranstaltete Grammy-Dinner freute, bei dem auch Whitney Houston erwartet wurde, fand man die Künstlerin leblos in ihrem Hotelzimmer, die herbeigerufenen Sanitäter konnten nur noch ihren Tod feststellen. Sie wurde 48 Jahre alt und hinterlässt ihre 1993 geborene Tochter Bobbi Kristina, die der skandalumwitterten, 2007 geschiedenen Ehe mit dem R&B-Sänger Bobby Brown entstammt.
Davis hatte „die Stimme“, wie Houston respektvoll und zu Recht genannt worden ist, einst entdeckt. Im Laufe ihrer Karriere hat sie Goldene Schallplatten und eben auch Grammys gesammelt wie andere Menschen Briefmarken. In den 80er Jahren stieg Houston steil auf, sie wurde zum Superstar und wurde diesem Ruf mit immer neuen Hits gerecht. 170 Millionen Tonträger sollen es sein, die sie weltweit absetzen konnte, ein Erfolg, von dem die Plattenfirmen träumen. „I Wanna Dance With Somebody“ und der Gassenhauer „I Will Always Love You“ waren ihre berühmtesten Lieder, hinzu kamen die Filme, voran „Bodyguard“, in dem sie an der Seite von Kevin Costner zu sehen war.
Whitney Houstons Laufbahn war programmiert, aber nicht gesteuert. Ihre Mutter, Cissy Houston, ist selbst eine erfolgreiche Sängerin gewesen und hat sowohl für Elvis Presley als auch Jimi Hendrix im Backgroundchor gearbeitet. Ihre Cousinen Dionne und Dee Dee Warwick sind gleichfalls berühmt. Und die große Aretha Franklin, die das Unglück, von dem sie auf dem Fernsehschirm las, gestern nicht glauben mochte, ist ihre Patentante. Whitney Houston selbst nahm bereits mit 14 Jahren erste Platten auf und sang in Klubs.
Geboren am 9. August 1963 in Newark, New Jersey, einen Steinwurf von New York entfernt, hat die Sängerin frühzeitig mit ihrer voluminösen, warmen Stimme überzeugt, die so mühelos klang und die angestrengten Pop-Eintagsfliegen lächelnd in den Schatten stellte. Alle Welt liebte sie, es hätte nicht besser laufen können für Whitney Houston. Aber der Erfolg bringt eben nicht nur Geld und sorgenfreie Tage, er bringt oft auch Angst und Einsamkeit.
Ob es Drogen und Alkohol waren, die der Ehe mit Bobby Brown den Rest gaben - oder ob die Suchtmittel über die zerrüttete Beziehung hinweghelfen sollten, wird schwerer zu klären sein als die genaue Todesursache von Whitney Houston. Der Autopsiebericht dürfte dies leisten. Nur wird dieses Wissen den Verlust nicht schmälern, das zuletzt so übermächtige Unglück der Künstlerin nicht ungeschehen machen können.Seit Jahren war Whitney Houston dem großen Applaus nachgelaufen, die Zerwürfnisse und angeblichen Prügeleien mit Bobby Brown bestimmten die Schlagzeilen über sie. Auch ihr Comeback, das sie im Jahr 2009 mit einer in Moskau gestarteten Welttournee versuchte, hat nicht überzeugt. Einige Auftritte mussten wegen Krankheit abgesagt werden, immer wieder war von Aufenthalten in Entzugskliniken die Rede. Und die Fans begannen, die Geduld mit dem Star zu verlieren. Die Zeit ist schnelllebig.
Am Schlimmsten jedoch war, dass Whitney Houstons Stimme, ihr größtes Kapital, den alten Glanz nicht mehr erreichte. Es mag am Alkohol gelegen haben. Vor allem aber wohl an der Angst, den Dämon nicht besiegen zu können. So, wie es dann gekommen ist.
Die ARD änderte angesichts des Todes der US-Diva ihr Programm undzeigt am Sonntag (23.35 Uhr) den Film «Bodyguard».