Wetten, dass..? in Düsseldorf Wetten, dass..? in Düsseldorf: Die Gäste retten die Sendung

Düsseldorf - An einen Umstand hat man sich in den letzten Monaten gewöhnen können: Markus Lanz ist nicht besonders witzig. Zumindest nicht vor laufenden Kameras. Daran ändert sich auch an diesem Abend im Düsseldorfer ISS Dome nichts.
Dabei entpuppen sich die Zuschauer, mit 1600 Menschen eine eher familiär-intime Runde, als durchaus dankbares Publikum, das nicht nur bei den vereinbarten Stichworten applaudiert, sondern fast die ganze Zeit echte Begeisterung zeigt und selbst über die (wenigen) müden Lanz-Witze zum Thema Berliner Flughafen, Doping und Online- Petition lacht.
Während Vorgänger und „Wetten dass...?“-Altmeister Thomas Gottschalk es seinerzeit schaffte, selbst schnarchlangweilige Gästerunden und langwierige Wetten durch seinen schnodderigen Spontan-Humor zu retten, muss Markus Lanz sich tatsächlich darauf verlassen, dass die Show auch ohne kernige Sprüche zwischendurch unterhält. Und: An diesem Abend tut sie es, zumindest über einen beachtlichen Zeitraum von etwa zwei Stunden, also immerhin zwei Drittel der Sendezeit.
Judith Rakers plaudert gutgelaunt
Zu verdanken ist das nicht zuletzt der Gästeauswahl: Tagesschau- Sprecherin Judith Rakers wird vom Publikum empfangen wie ein Popstar, plaudert gutgelaunt über Pannen beim Fernsehen und küsst Fernsehkoch Christian Rach zur Begrüßung. Das Entertainer-Paar Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf reißt alberne Witze und außerdem kurzzeitig die Show-Moderation an sich, was die Twitter-Gemeinde dazu inspiriert, die beiden Circus-Halligalli-Clowns wieder einmal als potenzielle „Wetten dass...?“-Moderatoren in die Diskussion zu bringen.
Wetten dass...?“ ist im Sinkflug: Die ZDF-Show aus Düsseldorf lockte am Samstagabend zur Prime Time nur 5,85 Millionen Menschen (19,3 Prozent Zuschaueranteil) vor den Bildschirm. Damit fiel die Zahl erstmals unter 6 Millionen Zuschauer. Die letzte Ausgabe im Januar hatten noch 6,31 Millionen Menschen eingeschaltet, was damals schon Negativrekord war.
Dabei kann die Düsseldorfer „Wetten dass...?“-Ausgabe hoffen lassen, die schon fast gewohnheitsmäßige Dauerkritik an Markus Lanz zumindest vorübergehend zu mildern: Geboten werden unterhaltsame, mitreißende Wetten mit der perfekten Mischung aus Testosteron (Feuerwehrmänner, die einen Einsatzwagen ansaugen), Gedächtnisleistung (ein Neurowissenschaftler, der mit verbundenen Augen einen Zauberwürfel löst), Skurrilität (zwei Jungs, die ihre Fußballvereinskameraden an deren ausgerissenen Wadenhaaren erkennen) und Akrobatik (zwei Brüder, die nur mit Sprung- und Willenskraft Bilder in 3,50 Meter Höhe an die Wand nageln können).
Swank verlässt mit Williams das Studio
Die deutschen Promis auf der Couch, alle selbst mit dem Konzept „Wetten dass...?“ aufgewachsen, scheinen sich bestens zu unterhalten; auch in den Musik- und Umbaupausen sieht man sie nicht gähnen oder fiese Sprüche twittern. Tatsächlich dauert es über eine Stunde, bis mit Schauspielerin Hillary Swank der erste (und einzige) internationale Wettpate auf dem Sofa Platz nimmt. Und auch sie wird zur Sicherheit nicht zum Bleiben gezwungen, sondern darf nach dem extrem gutgelaunt präsentierten Song „Happy“ von Pharrell Williams mit ihrem Landsmann das Studio verlassen.
Leandro stiehlt Pharrell Williams fast die Show
Neben Williams’ Performance, bei der ihm fast der neunjährige Kinderwette-Kandidat Leandro Palme mit seiner Tanzeinlage die Show stiehlt, und dem Auftritt von Adel Tawill, der etwas später seinen Hit „Lieder“ zum Besten gibt, wirken Udo Jürgens und seine Band wie eine aus der Zeit gefallene Tanztee-Musikeinlage, da hilft auch nicht, dass sich Markus Lanz für die „Aber bitte mit Sahne“-Zugabe mit ans Klavier setzt. Aber auch hier bleibt das Publikum freundlich.
Als zunehmend nervtötend stellen sich eigentlich nur Frank „Buschi“ Buschmann und Janine Kunze heraus, die auf dem Düsseldorfer Rathausplatz die Stadtwette vortragen: Die elf Mann starke Prinzengarde soll mit einer Tonne Kamelle, gespendet von Düsseldorfer Bürgern, aufgewogen werden. Klar, es ist kalt da draußen – möglicherweise war es der eine oder andere Glühwein zu viel, jedenfalls übertrumpfen sich die beiden Moderatoren mit blöden Witzchen und reden penetrant durcheinander, bis die Regie ihnen dankenswerterweise das Wort abschneidet.
Die sportlichen Brüder werden Wettkönig
Wettkönige werden am Ende der Sendung übrigens die sportlichen Brüder mit ihrer Bilderwette. Aber als die beiden sich schließlich jubelnd über den Sieg und die damit verbundene Prämie von 50 000 Euro in den Armen liegen, ist die Luft endgültig raus, drei Stunden „Wetten dass...?“ sind einfach zu lang, auch, wenn Markus Lanz sich im Hintergrund hält. Der immerhin ist nicht das Problem an diesem Abend. Vielmehr könnte sich das ZDF die Aussage eines Zuschauers nach der Show zu Herzen nehmen: „Eine Stunde weniger hätte es auch getan.“ Recht hat er.
