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Vom Liebeslied zum EM-Hit Vom Liebeslied zum EM-Hit: Max Giesinger singt Fußballhymne der Herzen

24.06.2016, 19:25
Max Giesinger, hier bei einem Auftritt in Berlin 2015
Max Giesinger, hier bei einem Auftritt in Berlin 2015 britta pedersen/dpa

Halle (Saale) - Für den Musiker Max Giesinger aus dem badischen Busenbach bei Karlsruhe läuft es schon länger richtig gut. Mit seiner Single „80 Millionen“ feiert der 27-Jährige bereits seit Wochen einen großen Radio-Erfolg. Auch sein zweites, gefällig-melodisches und an Coldplay erinnerndes Deutsch-Pop-Album „Der Junge, der rennt“ erfreut sich wachsenden Zuspruchs. Und nun wurde „80 Millionen“, nachdem alle offiziellen EM-Song-Plätze längst vergeben waren, sogar zur Fußballhymne der Herzen, die seit einer Woche auf Platz eins der deutschen Single-Charts thront. Mit Max Giesinger sprach Steffen Rüth.

Nummer eins in den deutschen Charts mit „80 Millionen“. Fußballfrage: Wie fühlt sich das an?

Giesinger: Das ist gerade alles sehr surreal und abgefahren. Damit hat niemand aus meinem Team gerechnet. Und ich am allerwenigsten. Speziell als Newcomer hat man es ja echt schwer, weit vorne zu landen.

Sie sagten einmal, Sie wollten Ihre Karriere „entspannt angehen“ und als Künstler „organisch wachsen“. Jetzt geht alles etwas schneller, weil „80 Millionen“ zum inoffiziellen Überraschungs-EM-Hit geworden ist. Wann haben Sie gemerkt, dass Ihr Lied beim Fußballturnier ankommen könnte?

Giesinger: Das hat sich schon vor ein paar Wochen bei der Ursprungsversion bemerkbar gemacht, als viele Leute ankamen und meinten, dass die Nummer wie eine Fußballhymne klingt.

Eigentlich ist Ihr Hit ein Liebeslied. Sie haben in der neuen Version ein paar Zeilen eingebaut, die sich auf den WM-Sieg der deutschen Mannschaft in Brasilien beziehen und singen im neuen Refrain: „Es wird nicht leicht, aber ihr schafft das schon, / denn ihr seid nicht allein, / hinter euch stehen 80 Millionen.“ Fiel es Ihnen leicht, den Song umzutexten?

Giesinger: Da ich selbst ein großer Fußballfan bin, dachte ich mir, dass es ja kaum eine größere Ehre geben könnte, als die Nationalelf mit meiner Musik erreichen und motivieren zu können. Also habe ich mich hingesetzt und überlegt, wie ich das umformulieren kann. Das ging sogar recht flott! 80 Prozent des Textes sind ja auch gleich geblieben, und trotzdem hat der Song nun eine ganz andere Bedeutung erhalten.

Was ist das Geheimnis eines erfolgreichen Fußballturnier-Songs? Und warum passt gerade „80 Millionen“ offenbar so gut zur laufenden Europameisterschaft?

Giesinger: Ein erfolgreicher Turnier-Song muss eine gewisse Größe mitbringen und sollte im besten Falle stadiontauglich sein. Der Refrain darf auf keinen Fall zu kompliziert sein und sollte spätestens nach dem zweiten Hören im Kopf bleiben. Ich glaube, dass „80 Millionen“ sehr schnell hängen bleibt, die Leute sich mit dem Text identifizieren können und vielleicht sogar dankbar sind, dass sich der Text nicht ausschließlich mit der Mannschaft befasst, sondern auch mit den Leuten, die hinter der Mannschaft stehen – sprich: ihnen selbst, den Fans. Außerdem kommt der Song gut an, weil er diese spezielle Frische hat, er lief ja auch schon vorher sehr gut im Radio.

Wie sieht es mit Ihren eigenen Fußballfertigkeiten aus? Spielen Sie in einem Team? Oder mit Kumpels?

Giesinger: Ich habe immer wieder kurze Ausflüge in verschiedene Jugendmannschaften gemacht und war immer ein sehr guter Sprinter. Ansonsten waren meine fußballerischen Stärken rar gesät. Ich war immer schnell kaputt und hatte auch nie wirklich Lust, bei schlechtem Wetter auf den Rasen zu gehen. Sagen wir mal so: Es war besser, dass ich mich auf die Musik konzentriert habe. Jetzt bolze ich mit meiner Band nur noch vor Konzerten.

Ihr Musikerkollege Mark Forster ist ständig im Fernsehen und durfte vor dem Spiel Deutschland gegen Polen sogar im TV-Studio mitdiskutieren. Planen Sie auch, zum Ende des Turniers noch eine größere Rolle in ARD und ZDF zu spielen?

Giesinger: Geplant ist da bis jetzt nichts. Die ARD und das ZDF suchen ihre Songs ja schon Monate vor der EM aus. Da der Erfolg der Single so spontan kam und die EM-Version auch niemand so richtig auf dem Schirm hatte, sind da die meisten Kanäle wahrscheinlich auch schon belegt.

Mit welchem Spieler des deutschen EM-Teams würden Sie am liebsten einen trinken gehen und warum?

Giesinger: Mit Thomas Müller würde ich gerne mal ein paar Hefeweizen zischen. Der scheint ein extrem entspannter Typ zu sein. Persönlich kenne ich bisher noch niemanden aus unserer Mannschaft; da habe ich bisher noch niemanden kennenlernen dürfen. Wäre natürlich schon verrückt und toll, wenn das mal passieren sollte.

Zuletzt: Wer wird Europameister?

Giesinger: Natürlich wir! Die Jungs müssen einfach noch ein bisschen reinkommen.

(mz)