Verlage Verlage: 25 Jahre Erotik im Konkursbuchverlag
Tübingen/dpa. - Der Tübinger Konkursbuchverlag, eine Gründung aus der Zeit der Aufbruchsstimmung nach den Studentenunruhen, wird am 1. April 25 Jahre alt. Zum Erfolgsrezept - das Unternehmen ist vor allem auf erotische Literatur spezialisiert - , betont die Verlegerin Claudia Gehrke, dass ihre Autoren nicht allein die Lust präsentieren, sondern «auch die Komik, Tragik und Banalität von Liebesbeziehungen und Alltagssexualität». Erotik werde «unverkrampft und mit viel Witz» dargeboten. Es gehe um das Wechselspiel zwischen Sehnsucht und Realität, zwischen Traum und Erwachen.
Jedes sexuelle Abenteuer ist auch eines des Gefühls, meint die Verlegerin. Und sie betont: «Der Zauber der romantischen Gefühle lässt sich selten durch dicke Worte empfinden, und so kann es auch in der deutschen Sprache eine Spracherotik geben, was ihr oft abgesprochen wird.»
Die Vorgeschichte des Verlags begann mit dem Tübinger «Mittwochssalon». Gehrke veranstaltete ihn Ende der 70er Jahre während ihrer Studentenzeit. Dort wurde gekocht, aber vor allem heftig diskutiert und vorgelesen. Aus diesem Kreis junger Künstler, Autoren, Dozenten und Studierenden entstand der Verlag, der zunächst die Zeitschrift «Konkursbuch» mit literarischen Essays herausgab. Verbreitet werden sollten allerdings «Abschweifungen» an Stelle einer Untergangsphilosophie.
Von Anfang an meldeten sich bei dem jungen Verlag viele bekannte und unbekannte Autoren. Seit 1982 erschien dann das Jahrbuch «Mein heimliches Auge», eine Collage aus Literatur, Essays und Bildern. Das kleine Unternehmen wagte sich immer weiter vor. Bald wurden Fotobücher und Belletristik mit Erfolg herausgebracht. Immer wieder suchte der Verlag direkte Kontakte in Autorengesprächen, Lesungen, Performances und Chansonabenden. Alle literarischen Formen sind ihm willkommen. Und das Verlagsherz im Kommunikationszentrum Sudhaus schlägt noch immer klein und fein: Fest angestellt sind bei Gehrke nur eine Lektorin und ein Vertriebsinspektor.