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USA USA: Vor 100 Jahren wurde «The Aviator» geboren

Von Christoph Driessen 19.12.2005, 12:18

New York/dpa. - Aber bevor es so weit kam, baute Howard Hughes einenWeltkonzern auf, konstruierte Flugzeuge und Spezial-Büstenhalter,stellte neue Flugrekorde auf und drehte den bis dahin teuerstenHollywood-Film. Es war ein schier unglaubliches Leben, das vor 100Jahren in Houston, Texas begann. Dort wurde das Sonntagskind alsAlleinerbe eines Ölmagnaten an Heiligabend 1905 geboren.

US-Regisseur Martin Scorsese hat Hughes vor einem Jahr mit demFilm «The Aviator» ein Denkmal gesetzt - Leonardo di Caprio spieltedie Titelrolle. Der Film war in den USA umstritten: Kritiker warfenScorsese vor, ein Monster zum Helden stilisiert zu haben. Weggelassenwurde zum Beispiel die Rolle, die Hughes bei der Kommunistenhetze der50er Jahre gespielt hatte. Auch war er tief in die Watergate-Affäreverwickelt, arbeitete für den amerikanischen Geheimdienst und hatteVerbindungen zur Mafia.

Scorsese konterte damit, dass er einfach die faszinierendeGeschichte eines beispiellos talentierten, verrückten Menschenerzählen wollte. Schon mit 18 Jahren übernahm Hughes den Konzernseines Vaters und entschloss sich kurzerhand, ins Filmgeschäfteinzusteigen. Künstlerisch begabt war er nicht, begeisterte sich aberfürs Fliegen. Das Ergebnis: Für die damals Schwindel erregende Summevon vier Millionen Dollar drehte er mit 87 Kampfflugzeugen dasWeltkriegsdrama «Hell's Angels».

Einmal ließ er das ganze Team tagelang nur herumstehen, weil amHimmel einfach keine schönen Wolken aufziehen wollten. Von denPiloten verlangte er so halsbrecherische Stunts, dass drei von ihnentödlich verunglückten - die Aufnahmen davon verwendete er. Alsendlich alles im Kasten war, fiel ihm auf, dass die Stummfilmzeitgerade zu Ende gegangen und sein Werk damit überholt war. Also drehteer alles bis auf die Actionszenen am Himmel noch mal neu mit Ton. AmEnde standen horrende Verluste und vernichtende Kritiken.

Doch Hughes - mittlerweile mit Katharine Hepburn liiert - hatte zudieser Zeit schon andere Interessen entwickelt. Er übernahm die insTrudeln geratene Fluggesellschaft TWA und baute sie zu einem derMarktführer aus. Zwischendurch erfand er das einklappbare Fahrgestellfür Flugzeuge, stellte als Pilot Geschwindigkeitsrekorde auf undkonstruierte ein Wasserflugzeug, dessen Spannbreite bis heute nichtübertroffen worden ist.

Dann aber kam der 7. Juli 1946: Bei einem Testflug über BeverlyHills stürzte Hughes in ein Haus. Die Maschine ging in Flammen auf,er selbst zog sich schwere Kopf- und Rückenverletzungen zu. Als Folgedavon verschlimmerten sich seine sowieso schon starken Psychosen wieWaschzwang. Bald duldete er nur noch einige Mormonen in seiner Nähe,die alles, was er angefasst hatte, mit Papiertüchern abdeckenmussten. Schokoladenkuchen nahm er nur noch in Form von Quadraten zusich - und maß jedes Mal mit dem Lineal nach. Lebensmittelkonservenließ er vor dem Öffnen von außen so lange mit Seife abschrubben, bisvom Etikett nichts mehr zu sehen war.

Als er am 5. April 1976 an Nierenversagen starb - passenderweisein einem Flugzeug - musste seine Leiche über Fingerabdrückeidentifiziert werden, weil er schon seit 20 Jahren nicht mehr in derÖffentlichkeit aufgetreten war.

Der exzentrische US-amerikanische Milliardär Howard Hughes in einer Aufnahme aus dem Jahr 1946. (Foto: dpa)
Der exzentrische US-amerikanische Milliardär Howard Hughes in einer Aufnahme aus dem Jahr 1946. (Foto: dpa)
dpa