USA USA: James Brown starb im Alter von 73 Jahren
Atlanta/dpa. - Alle Welt trauert um James Brown, den «Godfather of Soul». Sein überraschender Tod durch Herzversagen in Folge einer verschleppten Lungenentzündung löste besonders im schwarzen Amerika Bestürzung aus. Brown war eine der einflussreichsten und zugleich schillerndsten Figuren der Musik, der ihr fünf Jahrzehnte lang seinen Stempel aufdrückte. Fans, Freunde, Kollegen und selbst US-Präsident George W. Bush würdigten Brown in ersten Reaktionen als «Legende» und «amerikanisches Original». Derweil liefen die Vorbereitungen für seine Bestattung an. Browns langjähriger Freund, Bürgerrechtler AlSharpton, soll die Trauerfeierlichkeiten leiten, berichtete dieZeitung «Atlanta Journal-Constitution» am Dienstag.
Brown war nach Angaben seines Managers Frank Copsidas am frühenMontagmorgen (Ortszeit) im Emory Crawford Long Hospital in Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) gestorben. Er wollte am Silvesterabend an New Yorks Times Square zwei Shows geben und hatte für Januar mehrere Auftritte in Kanada vereinbart. Mit Hits wie «Sexmachine» und «I Got You (I Feel Good)» hatte James Brown in den 50er und 60er Jahren dieCharts erobert. Sein rhythmusbetonter, harter Gesangsstil und seinezuckenden Tanzeinlagen auf der Bühne machten ihn unverwechselbar.«Soul handelt von all den Schlägen, die wir Schwarzen einsteckenmussten, und von all den Träumen, die endlich wahr werden sollen»,hat er einmal gesagt.
James Brown «war Soul, Funk, Rock'n'Roll und HipHop», kommentierteGreg Street vom Radiosender V-103 in Atlanta. Der Rapper undProduzent Chuck D. nannte Brown «den Muhammad Ali der Musik. (...)Alles, was die Rapmusik heute bringt, geht auf ihn zurück.» JesseJackson sagte unter Bezug auf Browns Ende: «Er war dramatisch bis zumletzten Atemzug, starb am Weihnachtstag. Sein Tod war die Nachrichtdes Tages weltweit. Genauso hätte er es gewollt.»
Tragisch ist der Tod des Soul-Sängers vor allem für die Witwe TomiRae, die auf Anweisung von Browns Anwalt und seinem Buchhalter nichtmehr ins Haus auf Beech Island an der Grenze zwischen Georgia undSouth Carolina gelassen wurde. «Ich habe nichts, wohin ich gehenkann», klagte sie dem «Augusta Chronicle». Die 36-Jährige war eineder Backup-Sängerinnen Browns. Beide haben gemeinsam einenfünfjährigen Sohn.
Geboren wurde James Brown in Barnwell im US-Bundesstaat SouthCarolina. Seine Eltern trennten sich wenige Jahre nach der Geburt,und mit 16 Jahren kam er wegen eines bewaffneten Überfalls insGefängnis. Auch später im Leben geriet er mehrfach mit dem Gesetz inKonflikt. Nach einer kurzen Boxerkarriere gründete er seine ersteGruppe The Flames. Mit «Please, Please, Please» gelang ihm 1957 dererste Millionenhit. Dutzende von Top-Songs folgen, darunter «Papa'sGot A Brand New Bag», «Sexmachine», «Superbad», «Hot Pants», «SoulPower» und «Get On The Good Foot».
Mitte der 60er begann sich der Musiker auch politisch zuengagieren. Live-Übertragungen seiner Konzerte im Fernsehenverhinderten 1968 in mehreren amerikanischen Städten Krawalle nachder Ermordung von Martin Luther King. Doch seine politischenAktivitäten waren längst nicht so eindeutig wie sein Hit «Say ItLoud, I'm Black and I'm Proud» (Sag es laut, ich bin schwarz undstolz darauf).
Mitte der 70er Jahre ging es beruflich und privat mit ihm bergab.Die amerikanische Steuerbehörde beschlagnahmte seinen Privatjet, weiler Steuerschulden von mehreren Millionen Dollar hatte, und er mussteseine Autos und Radiostationen verkaufen. Mitte der 80er Jahre jedochentdeckte ihn die Hiphop-Szene wieder. 1986 gelang ihm mit «Living InAmerica» noch einmal ein Comeback. Doch 1988 wurde er nach einerWaffenkontrolle und wilden Verfolgungsjagd zu mehreren JahrenGefängnis verurteilt. Er hatte versucht, zwei Polizisten zuüberfahren. Vorzeitig entlassen, ging Brown Anfang der 90er Jahrewieder auf Tournee und trat auch in Deutschland auf.
James Brown wurde mehrfach mit dem Grammy ausgezeichnet, 1992 fürsein Lebenswerk. 1986 gehörte er zu den ersten Ausgezeichneten der«Rock and Roll Hall of Fame». Noch am Freitag hatte er, wie jedesJahr, Weihnachtsgeschenke an Kinder in Atlanta verteilt. Am Samstagwar er bei seinem Zahnarzt. Erst auf dessen Anraten ging er insKrankenhaus und sagte kurz vor seinem Tod, er, «der am schwerstenarbeitende Showstar» werde sich nicht von einer Lungenentzündungunterkriegen lassen.