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USA USA: Christo verhüllt Central Park mit safrangelbem Stoff

Von Thomas Burmeister 06.04.2004, 09:25
Christo und Jeanne-Claude stellen am Montag (05.04.2004) im Metropolitan Museum of Art in New York ihr neues Projekt vor, das eine Zuschauerin in einer begleitenden Ausstellung betrachtet. (Foto: dpa)
Christo und Jeanne-Claude stellen am Montag (05.04.2004) im Metropolitan Museum of Art in New York ihr neues Projekt vor, das eine Zuschauerin in einer begleitenden Ausstellung betrachtet. (Foto: dpa) dpa

New York/dpa. - Neun Jahre nach ihrem Welterfolg in Berlin sind die Reichstags-Verpacker Christo und Jeanne-Claude wieder in Bestform. Täglich 15 Stunden arbeiten die beiden 68-jährigen Künstler derzeit, um den Central Park in ein Meer von tausenden safrangelben Stofftoren einbetten zu können. Seit Dienstag können sich New Yorker und Besucher der US-Kulturmetropole ein Bild davon machen, wie der Park im nächsten Februar 16 Tage lang aussehen wird.

«Mehr als 20 Jahre haben wir vergeblich dafür gekämpft, dieses Projekt in unserer Wahlheimat zu verwirklichen», sagte Christo, als sich Journalisten schon einen Tag zuvor die Ausstellung von Projektzeichnungen, Materialbeispielen und Produktionsfotos im Metropolitan Museum of Art anschauen konnten. «Erst, als unser Freund Michael Bloomberg Bürgermeister wurde, gab es Hoffnung», fügte seine Frau und künstlerische Partnerin Jeanne-Claude hinzu.

1979 hatte Christo seine erste Ideenstudie vorgelegt. Damals wollte er 1000 große Tore, von denen leuchtende Stoffbahnen wie königliche Banner herabhängen, im Central Park aufstellen. Die Verantwortlichen, die den «Big Apple» gern als die «Kulturhauptstadt der Welt» preisen, lachten nur. Christo? Ist das nicht der Bulgare, der seit 1964 New York einpacken will? Erst zwei Häuser im Süden von Manhattan, dann gar das Museum of Modern Art, das Whitney Museum of American Art und schließlich einen Wolkenkratzer am Times Square? Alles wurde abgelehnt.

So gingen die Wahl-New-Yorker, der Bulgare und die Französin, die beide am 13. Juni 1935 geboren wurden und sich 1958 in Paris kennengelernt hatten, anderswo auf die Suche nach Partnern für das Ungewöhnliche. In Kalifornien und in Japan stellten sie tausende Stoffbahnen auf und nannten sie «Running Fence» (etwa: aufgereihter Zaun). In Kansas City verkleideten sie kilometerlange Wege. Vor Florida umhüllten sie zwei Inseln, in Berlin verpackten sie den Reichstag, und in der Nähe von Basel verhüllten sie Bäume.

Von Mal zu Mal wurden sie berühmter und reicher, und schließlich hatte auch New York ein Einsehen. Im Januar 2003 gab es, nach Fürsprache Bloombergs, grünes Licht für den safrangelben Central Park. Umweltschützer gaben ihren Widerstand auf, als Christo und Jeanne-Claude erklärten: «Wir machen das im Februar, in der kältesten New Yorker Winterzeit, wenn kein Baum Blätter hat und kein Vogel singt.»

Inzwischen wird in mehreren Fabriken unter Kontrolle der beiden Starverpacker gearbeitet. Bis zum 12. Februar 2005 sollen 7500 Tore für ebensoviele Stoffbahnen aufstellbereit sein. Aus fast fünf Metern Höhe sollen die Riesengardinen im Abstand von etwa fünf Metern über dem Boden schweben.

Was wollen uns die Künstler mit dem Projekt «The Gates, Central Park, New York, 1979 to 2005» sagen? «Nichts, was ihr euch nicht selber sagt», erklärte Christo. «Wir machen das ausschließlich, weil es den künstlerischen Drang gibt, das zu tun.»

New York fährt dabei nicht schlecht. «Wir bezahlen alles selbst durch den Verkauf von Christo-Zeichnungen und hoffen, dass es nicht mehr als 20 Millionen Dollar kostet», sagte Jeanne-Claude. Der Bürgermeister hatte schon vorgerechnet, dass durch das Großkunstwerk bestimmt mehr als 500 000 Besucher nach New York gelockt würden, die etwa 70 bis 140 Millionen Dollar im «Big Apple» ausgeben könnten.