Unvergessliche Minuten Unvergessliche Minuten: Springsteen und der Tanz mit dem Mädchen in Ost-Berlin

Niemand kannte sie, auch Bruce Springsteen nicht. Doch in jenem Jahr 1988 hält es der Boss immer so, dass er sich zu seinem Song „Dancing in the Dark“ ein Mädchen aus dem Publikum auf die Bühne holt. In Ost-Berlin fällt seine Wahl auf eine brünette junge Frau in knappem weißen Turnhemd und mit umgebundener Jacke. Springsteen zieht sie aus der Masse zu sich hinauf, führt sie galant von der Nebenbühne hinauf ins Scheinwerferlicht und beginnt hier, zu Clarence Clemons’ Saxophonteil in der unverblümten Balzballade einen schaukelnden Tanz mit der jungen Thüringerin. Die kann ihr Glück sichtlich nicht fassen, immer wieder greift sie nach dem herabgestiegenen Rock-Gott, berührt ihn, schmiegt sich an ihn und tanzt mit geschlossenen Augen. Insgesamt dauert die gesamte Szene nur rund anderthalb Minuten, doch am Ende, während sich Bruce Springsteen höflich verbeugt, steht dem Mädchen grenzenloses Glück im Gesicht. Als der Superstar sie zum Abschied auch noch fest umfängt und drückt, vergisst sie glatt, ihren Tanzpartner nach einem Autogramm zu fragen. Das erhält die namenlose Schönheit so erst am nächsten Tag, wie das DDR-Jugendmagazin „neues leben“ später berichtet: Sie sei zu Springsteens Hotel gefahren, habe ihre Geschichte erzählt, wurde prompt vorgelassen, unterhielt sich mit ihrem Idol und bekam tatsächlich noch die ersehnte Unterschrift. (STK)