Unesco-Welterbe Unesco-Welterbe: Villa Hamilton im Wörlitzer Park restauriert
WÖRLITZ/MZ. - WÖRLITZ/MZ. Sir William Hamilton wäre sicher erfreut gewesen, am Donnerstag vor und in der rot verputzten Villa, die seinen Namen trägt. Dort, auf der Felseninsel "Stein" im östlichen Zipfel der Wörlitzer Anlagen am Fuße von Europas einziger Vesuv-Nachbildung, hatten sich Vertreter der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Handwerker, Bildhauer und Restauratoren eingefunden, um das nun vollständig restaurierte klassizistische Kleinod der Öffentlichkeit zu übergeben. Nachdem 2004 das Kaminzimmer vollendet worden war, die Restaurierung des grünen Zimmers 2009 beendet werden konnte, ist nun das Mittelzimmer fertig. Das Kunstwerk also komplett.
Von "unserer Lieblingsvilla" sprach dann auch Stiftungsdirektor Thomas Weiß. Und es war zu spüren, dass das nach Plänen des Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff Ende des 18. Jahrhunderts errichtete Gebäude mit seiner kunstvollen Ausstattung wieder eine besondere Wertschätzung erfährt. Nicht vergessen ist der Zustand der Villa Mitte der 1990er Jahre. Eine Ruine präsentierte sich damals den interessierten Besuchern, die Jahrzehnte nicht ins Innere der Villa treten konnten. Mit Mitteln des Leuchtturmprogramms des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt konnte dieser Zustand - im Mittelzimmer wurden 288 000 Euro investiert - endlich beendet werden. So ist es wieder vorzeigbar das Monument der Freundschaft, das Fürst Franz von Anhalt-Dessau dem britischen Botschafter im Königreich Neapel vor über 200 Jahren widmete. Sir Hamilton hatte er auf seiner Grand Tour 1766 in Italien kennen- und schätzen gelernt.
Um einiges kleiner, entspricht die äußere Gestalt der Villa Hamilton durchaus dem Original, das der britische Diplomat, Antikensammler und Geologe sich 1770 am Golf von Neapel bauen ließ. Ein Land- oder Gartenhaus, von dem nur noch die Grundmauern stehen, mit einem faszinierenden Blick zum Vesuv.
Den Blick kann man in Wörlitz ein ganz klein wenig nachempfinden. Und etwas gibt es auch exklusiv zu sehen: Die prächtige Innenausstattung der Villa, die eine Vielzahl kunsthistorisch interessanter und wunderschöner Wand- und Deckenmalereien, Stuckaturen, Bilder und Grafiken von italienischen Landschaften, Stadtansichten und Göttermythen beinhaltet. Ohne Unterlass trifft der Besucher auf Darstellungen nach Vorbildern aus Pompeji und Herculaneum, wird gefesselt von Erinnerungen an den Golf von Neapel. Das ist nicht anders in den benachbarten Grotten, in die kräftig investiert wurde. Insgesamt flossen in die Felseninsel "Stein" bislang übrigens etwa zwölf Millionen Euro. Bestens angelegt im Sinne der touristischen Entwicklung, des Denkmalschutzes und auch der Wirtschaftsförderung, wie Direktor Weiß betonte. Letztlich seien 80 Prozent der Mittel Firmen der Region zugute gekommen.
In den Grotten also ist seit Donnerstag der Skulpturenschmuck wieder komplett. Ein Abguss vom Original der Ringergruppe steht in einer Nische und eine Nymphe verzückt oberhalb des Reliefs der Venus in der Wassergrotte. Die Originale sind restauriert und im Depot der Stiftung aufbewahrt. In den kommenden Jahren sollen noch die Römischen Bäder und die Grotte der Egeria restauriert werden.