Doku Udo Lindenberg: Zum 70. Geburtstag widmet die ARD dem Sänger eine Doku

Köln - Der Panik-Astronaut wird 70, der Meister der Zwischentöne, der Rockakrobat, der auf seinem neuem Album behauptet, „Stärker als die Zeit“ zu sein. Die ARD widmet Udo Lindenberg eine 90-minütige Doku - am 1. Mai um 21.45 Uhr. Mit dem hohen Anspruch, das Phänomen Lindenberg einzufangen. Um das zu packen, hat Autor und Regisseur Falko Korth den Künstler und seine Panik-Familie ein halbes Jahr lang mit der Kamera begleitet. Das Experiment ist geglückt und liefert selbst den treuesten Lindenberg-Fans, die alle Dokus schon kennen, neue Einblicke in das Seelenleben eines Künstlers, der sich selbst als ewig Suchender bezeichnet, der das Unterwegssein zum Lebensprinzip erklärt hat. Offen spricht Lindenberg über seinen Werdegang, seine Faszination für den Jazz, seine Vorstellungen von Freiheit, sein künstlerisches Selbstverständnis und sexuelle Treue. Auch seine Krisen werden nicht ausgeklammert.
Lindenberg streift Themen wie Altern, Sorgen, Ängste. Dass er diese Nähe zulässt, ist neu. Auch seine Entourage, die sehr heterogene Panik-Familie, bekommt in diesem Film ein Gesicht. Zu Wort kommen Tine Acke, Lindenbergs enge Vertraute und Fotografin sowie Stylistin Niko Kazal, von Lindenberg nur „Zarin“ genannt. Auch Künstler wie Jan Delay, Annette Humpe, Otto Waalkes, Nina Hagen, Helge Schneider, Benjamin von Stuckrad-Barre und der Malerfürst Markus Lüpertz sprechen über gemeinsame Zeiten und Projekte.
In einem Jahr 20 Mal zum Entzug
Vor allem Tine Acke ist es zu verdanken, dass die Doku Lindenberg näher kommt, als es bisher gelungen ist. Sie war so ziemlich die einzige, die zu ihm gehalten, als er völlig am Boden war. „Es gibt lustige alkoholische Zeiten und unlustige, bei den unlustigen war ich immer dabei. Wir waren in einem Jahr 20 Mal im Krankenhaus zum Entzug. Irgendwann muss Du die Entscheidung treffen, entweder Du machst jetzt weiter oder das war es dann.“
Udo hat die Kurve so gerade noch gekriegt. Und nach den 90 Minuten hat jeder einen Eindruck, warum sein Leben so verlaufen ist. „Zweite Reihe ist nichts für Udo“, sagt seine Schwester Inge. Sie erinnert sich an die Kinder- und Jugendjahre und erzählt von familiären
Prägungen, Lindenbergs musikalischen Anfängen als Trommler und Songschreiber und über sein wildes Leben als Rockmusiker.
Kamera begleitet Lindenberg bei Album-Aufnahmen
Vertraute aus den Anfangstagen kommen ebenfalls zu Wort. Zum Beispiel die Mitglieder des Panik Orchesters Steffi Stephan und Carola Kretschmer. Auch Katie Fechler, die Anfang der 70er Jahre mit Lindenberg ein Liebespaar war und heute in Florida lebt, spricht über die damalige Zeit. Songs wie „Bitte keine Lovestory“ und „Das kann man ja auch mal so sehen“ gehen auf sie zurück. Die Filmcrew besucht außerdem Pascal Kravetz, der als Elfjähriger mit Lindenberg „Wozu sind Kriege da?“ sang und noch heute mit ihm bei den Stadionkonzerten auf der Bühne steht. Kravetz lebt als Musiker und Komponist auf Gozo/Malta. Auch er ist Teil der Panik-Familie.
Die Kamera ist darüber hinaus bei den Aufnahmen für das neue Lindenberg-Album dabei und zeigt den Künstler samt Entourage auf der Reise nach London in das legendäre Abbey Road Studio, wo ein sechzigköpfiges Orchester den Raum mit symphonischen Klängen erfüllt. Musik aus dem Film „Der Pate“, zu der Lindenberg einen neuen Text geschrieben hat, verschmilzt mit seiner Vorstellung von Unendlichkeit. Es ist der Song „Stärker als die Zeit“, das Lindenberg, der dem Tod mehrmals von der Schippe gesprungen ist, greift mal wieder nach den Sternen. Niemals ging es ihm so gut wie heute.