Erste ZDF-Nachrichtenmoderatorin gestorben ZDF: Nachrichtenmoderatorin Wibke Bruhns ist tot

Mainz - „Nachrichtenzeit“ hat Wibke Bruhns ihre Erinnerungen schlicht genannt, und der Titel passte zu ihrer unaufgeregten, fast schon lakonischen Art, über ihr Leben zu erzählen. Interessant dabei ist, dass ausgerechnet der Job, den Bruhns am wenigsten mochte, ihr bis heute die größte Aufmerksamkeit sichert: Als erste Frau in der Bundesrepublik war sie 1971 als Nachrichtensprecherin zu sehen. Wie es dazu kam? „Zufall. Ich war gerade in der Gegend“, berichtete sie vor einigen Jahren auf der lit.Cologne.
Das ZDF hatte erfahren, dass die ARD dem „Regierungssprecher“ (Zitat Bruhns) Karl-Heinz Köpcke, damals Nachrichtensprecher im Ersten, eine Frau an die Seite stellen wollte. „Das können wir schneller, denen stehlen wir die Schau“, war die einhellige Meinung im ZDF. Und da Bruhns, als diese Idee geboren wurde, gerade beim ZDF einen Film ablieferte, fiel die Wahl auf sie. „Du machst das, oder?“, habe Hanns Joachim Friedrichs gefragt, und kurze Zeit später saß sie auf dem Stuhl.
„Empört haben sich überwiegend Frauen“, so Bruhns. Sie solle sich gefälligst um Mann und Kinder kümmern. Nur anderthalb Jahre machte sie diesen „langweiligsten Job, den ich je hatte“. Denn Spaß habe ihr das Ablesen von Texten, die andere geschrieben hatten, nicht gemacht. Aber im kollektiven Gedächtnis ist sie bis heute die erste Nachrichtensprecherin geblieben.
Eine mutige Frau
Dabei konnte Wibke Bruhns, die nun im Alter von 80 Jahren gestorben ist, auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Sie machte Wahlkampf für Willy Brandt zu einer Zeit, als sie noch die Nachrichten sprach („Das ging gar nicht. Aber ich habe es einfach gemacht“). Sie arbeitete für das ZDF, die ARD und den „Stern“, berichtete aus Bonn, Jerusalem und Washington. Sie war Kulturchefin des ORB und Sprecherin der Expo 2000 in Hannover. Es waren spannende Zeiten, und Bruhns nutzte die Chancen, die sich ihr boten, mutig.
Und mutig war sie auch sonst im Leben: Bei einer Gedenkveranstaltung für ihren Vater, den die Nazis nach dem Attentat auf Hitler 1944 hingerichtet hatten, verließ sie demonstrativ den Saal, weil zwar große Reden gehalten wurden, die Witwen aber keinerlei Entschädigung erhielten. Bei der „Bild“ kündigte sie ihr Volontariat, weil sie mit einer Schlagzeile nicht einverstanden war. Und sie ging als Alleinerziehende mit zwei Mädchen nach Jerusalem. Sie sei nicht angstfrei, sagte Bruhns einmal. Aber im Auge des Sturms wirke dieser gar nicht so bedrohlich.
Und auch die Gerüchte, sie habe mal was mit Willy Brandt gehabt, weil sie diesen allein in seinem Hotelzimmer interviewt hatte, interessierten sie nicht. Nichts sei da gewesen, so ihre schlichte Antwort. Brandt habe damals bei seinem Staatsbesuch in Israel jemanden zum Reden gebraucht, deshalb nahm er sie mit auf sein Zimmer. Der Kanzler hielt einen anderthalbstündigen Monolog, zum Abschied küsste er sie „väterlich auf die Wange". Das war's. Doch das Gerücht mit der Affäre war in der Welt. Warum sie überhaupt mitgegangen ist in sein Hotelzimmer? „Ich hatte den Mann exklusiv."