"Im Angesicht der Gefahr" ZDF-Doku Personenschützer Im Angesicht der Gefahr am Sonntag - im Schatten der Prominenz

Halle (Saale) - Die Tätigkeit von Personenschützern - die sich selbst nicht Bodyguards nennen - steht selten im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung, da Diskretion ein zentraler Punkt ihrer Stellenbeschreibung ist. Sicherheitsbeamte folgen ihrer Schutzperson zwar unauffällig wie ein Schatten, können aber in einer Krisensituation dennoch sofort eingreifen. Doch vor bösen Überraschungen sind auch erfahrene Personenschützer nicht gewappnet.
Wie etwa im Mai 1991 in Halle: Als Bundeskanzler Helmut Kohl auf dem Marktplatz die Menschenmenge begrüßt, wird er von Gegendemonstranten mit Eiern beworfen. Ehe seine Personenschützer reagieren können, stürmt Kohl wutentbrannt auf die Werfer zu, um sie zu ergreifen und zur Rede zu stellen.
Die Folge war eine höchst unübersichtliche und verworrene Situation, die immer ein Horror für Sicherheitsbeamte ist. „Wenn sich die Schutzperson verselbstständigt, bleibt für den Personenschützer nur Schadensbegrenzung.“
Die Spezialeinheit PSA
So zu sehen und zu hören in der überaus spannenden ZDF-Doku „Personenschützer - Im Angesicht der Gefahr“, die das ZDF am Sonntag um 23.45 Uhr ausstrahlt. Für die 45-minütige Reportage durfte Filmemacher Uli Weidenbach mit der Kamera erstmals an Übungen und einem Einsatz von Mitgliedern der Spezialeinheit PSA der Bundespolizei teilnehmen.
Die waren im Jahr 2014 für den Schutz von Ekkehard Bose, dem damals neuberufenen deutschen Botschafter im Irak, zuständig. Parallel dazu wird die Geschichte des Personenschutzes in der alten Bundesrepublik beleuchtet. Die begann mit jenen Beamten der Sicherungsgruppe des Bundeskriminalamtes (BKA), die ab 1951 für den Schutz von Bundeskanzler Konrad Adenauer zuständig waren.
Glichen die damals eher „bewaffneten Kammerdienern“, so änderten sich die Prämissen für den Personenschutz in Deutschland spätestens mit dem Attentat auf US-Präsident John F. Kennedy, der, im offenen Wagen sitzend, 1963 in Dallas erschossen wurde.
Im Jahr 1977 wurden nach dem Mord an dem Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer durch RAF-Terroristen die BKA-Richtlinien zum Schutz von politischer Prominenz abermals verschärft. Zum Ausbildungsprogramm von BKA-Personenschützern gehörte es seither, den Anschlag auf Kennedy (1963) und seinen Nachfolger Ronald Reagan (1981) bei Übungen durchzuspielen und zu analysieren. Aber im Gegensatz zur Darstellung in Hollywood-Filmen ist Personenschutz keine Ein-Mann-Show, sondern immer Teamarbeit, erklären die Fachleute in der Dokumentation.
Als Beschützer gefährdet
„Blitzschnelle Situationsbeurteilung ist das A und O des Handelns von Personenschützern“, sagt der BKA-Personenschutz-Ausbilder Rolf Wetzel und ergänzt: „Wenn etwa ein Schuss fällt, muss die Schutzperson sofort auf dem Boden liegen. Das ist die einzige Möglichkeit, sie zu schützen.“ Die Lebensgefahr ist in solchen Fällen für beide Seiten gleich groß: „Für uns war klar, dass wir genauso gefährdet sind wie die Personen, die wir beschützen“, sagt Helmut Kohls ehemaliger Personenschützer Ulf Zimmermann.
Analysiert werden in der Reportage ferner die Attentate auf den damaligen SPD-Kanzlerkandidaten Oskar Lafontaine und den früheren Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble im Jahr 1990 sowie auf Ex-Außenminister Joschka Fischer 1999, bei denen der Personenschutz unzureichend war. „Mangelhafte Voraufklärung“ war wiederum der Grund, weshalb im November 1989 Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen bei einem Bombenanschlag der RAF den Tod fand.
Für Personenschützer, gleich in welchem Umfeld sie arbeiten, gibt es nur eine Gewissheit: „Es gibt keine 100-prozentige Sicherheit. An jedem Ort, zu jeder Zeit kann etwas passieren“, so BKA-Ausbilder Rolf Wetzel.
››„Personenschützer - Im Angesicht der Gefahr“: Sonntag 23.45 Uhr im ZDF (mz)