Wir sind die Rosinskis

Berlin - Drei Generationen, drei starke Frauen - eine Familie, die zusammenhält wie Pech und Schwefel. Wie lässt sich das besser besetzen als mit den drei Thalbachs?
Für die Komödie „Wir sind die Rosinskis”, die das Erste am Freitag (4. November, 20.15 Uhr) zeigt, standen Ausnahmeschauspielerin Katharina Thalbach (62), ihre Tochter Anna (43) und ihre Enkelin Nellie (21) erstmals gemeinsam vor der Kamera - allein dafür lohnt sich der Film.
Tochter Anna Thalbach spielt in der Komödie die Mutter Peggy, die im tristen Frankfurt (Oder) mit ihrem Job in einer Großwäscherei mühsam die Familie über Wasser hält. Sie hat den arbeitslosen Mann Torben, drei verschieden schwierige Kinder aus drei verschiedenen Beziehungen und ein Problem mit dem „Härtefallbeauftragten” aus dem Arbeitsamt, der ihr heruntergekommenes Häuschen wegen Mietschulden räumen lassen will.
Dass nach langer Funkstille auch noch ihre Mutter (Katharina Thalbach) auftaucht, macht die Sache nicht gerade besser. Die Alte, gangstermäßig mit Ledermantel und dunkler Brille, will Peggys Mann in ihre dubiosen Trecker-Geschäfte mit Polen hineinziehen. Obendrein unterstützt sie die älteste Enkelin Angelique (Nellie Thalbach) bei der Schnapsidee, sich mit einem Nagelstudio im Plattenbau selbstständig zu machen. Doch als es dann für die Familie wirklich hart auf hart kommt, ziehen alle wieder an einem Strang.
Zugegeben: Der Plot ist ein bisschen absehbar, der Humor manchmal etwas dick aufgetragen. Aber wie das (auch in den Nebenrollen hochkarätig besetzte) Team diese Geschichte spielt, ist dann doch recht vergnüglich. Hinreißend vor allem Katharina Thalbach. Wie sie als kettenrauchende Mafiosa mit derber Berliner Schnauze in den Kindergeburtstag der Familie platzt, ihre Tochter als „lausige Mutter” zur Schnecke macht und doch für alle ein riesengroßes Herz hat, ist schon von besonderer Qualität.
Aber auch Anna Thalbach als liebevoll verhärmte Proll-Mutter und Nellie als toughe Tussie sind überzeugend. Dass daneben auch der hoffnungslose Softie Torben (Milan Peschel), die rauflustige Tochter Michelle (Emma Bading) und der kleine Traumtänzer Finn (Tilman Döbler) Raum haben, ist der Regie von David Gruschka und dem ursprünglich als Serie gedachten Buch zu verdanken (Idee: Daniel Krauss und Anika Soisson). Für einen groovigen Sound sorgen Sängerin Jasmin Shakeri und das DJ-Duo Beathoavenz.
Das Thalbach-Trio hat - und das ist zu merken - bei der gemeinsamen Arbeit viel Spaß gehabt, auch wenn es etwas recht anderes war als bei der gemeinsamen Theaterpremiere vor drei Jahren. Damals standen sie mit dem deftigen Volksstück „Roter Hahn im Biberpelz” in der Berliner Komödie am Kurfürstendamm erstmals zu dritt auf der Bühne.
„Beim Drehen ist niemand von uns der Chef. Da hat der Regisseur das Sagen”, erzählt Nellie in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Und ihre Großmutter sieht es so: „Natürlich bin ich, wie Anna immer sagt, das Alphatier. Aber die machen trotzdem, was sie wollen.”
Etwas rätselhaft ist allerdings, warum die ARD den Film im Rahmen ihrer Themenwoche „Zukunft der Arbeit” präsentiert. Natürlich gehört dazu auch die Auseinandersetzung mit prekären Jobverhältnissen und Arbeitslosigkeit. Aber dafür geht es bei den Rosinskis dann doch ein bisschen zu lustig und märchenhaft zu. (dpa)